Es hat eine gewisse Tradition, dass man über Titel und Themen von „Acht Brücken“ ein wenig stolpert. Standen ab der ersten Ausgabe des Nachfolge-Festivals zur MusikTriennale zunächst einmal Komponisten wie John Cage, Pierre Boulez, Iannis Xenakis oder György Ligeti im Zentrum, wurden in der Folge Themen in den Fokus genommen und in das Verhältnis zur Musik gesetzt: Politik, Glaube, Sprache, die Polyphonie der Großstadt, aber auch der Kosmos und sogar der Comic. In diesem Jahr blickt das Festival eben auf die „Mikrotonalität“, also die „feinen Unterschiede“ in Tonhöhe, Tonsystem, Virtuosität oder Musiktradition.
Letzteres zeigt sich in einigen Programmpunkten mit Musik aus dem orientalischen Raum, der mit einem sehr feinen Tonsystem die mikrotonale Klangkunst des 20. Jahrhunderts in ihrem Pionierstatus etwas relativiert. Von Beginn an zeichnete Louwrens Langevoort, der auch seit 2005 Intendant der Kölner Philharmonie ist und nach 20 Jahren Ende 2025 ausscheiden wird, als Künstlerischer Leiter maßgeblich für die Ausrichtung des Festivals verantwortlich. Dank einer meist soliden Finanzierung mit Hilfe u.a. der Stadt Köln und des WDR, der Kunststiftung NRW sowie privaten Förderern und Stiftungen muss sich das Festival nicht am breiten Massengeschmack ausrichten, sondern kann sich auch an gewagtere Konzepte und Konzerte trauen.
Den Fokus auf einen Komponisten oder eine Komponistin zu werfen, wurde in all den Jahren mit einem inhaltlichen Schwerpunkt nicht ganz aufgegeben. So standen in den vergangenen Jahren neben Bernd Alois Zimmermann vor allem jüngere, lebende Komponist:innen im Zentrum des Festivals. In diesem Jahr widmet man sich dem Komponisten Enno Poppe, der u.a. mit Auftragsarbeiten und Uraufführungen präsent sein wird. Poppe, Jahrgang 1969, zählt zu den wichtigsten jüngeren Vertretern der Neuen Musik. „Seine Werke setzen sich meist aus scheinbar simplen, fast mathematischen Strukturen mit kleinsten musikalischen Bausteinen zusammen,aus denen sie sich entwickeln, verästeln und immer unvorhersehbar bleiben“, beschreibt der Programmtext seine Arbeiten. Auf dem Programm stehen unter anderem seine Stücke „Prozession“ und „Speicher“.
Am 12.5. werden mit „Strom“ in der Philharmonie und „Laub“ in der Wolkenburg gleich zwei neue Kompositionen des Künstlers uraufgeführt. Insgesamt werden während des Festivals 18 Uraufführungen von bekannten und weniger bekannten Komponist:innen zu hören sein. Darunter auch einige ganz junge Musiker:innen und Komponist:innen aus Köln: Jorik Bergman, die in größerer Besetzung bereits „minimal organic-music“ von Julius Eastman interpretierthat, spielt am 4.5. um 21 Uhr bei freiem Eintritt in der Philharmonie unter anderem Big Band-Musik von ihrer ersten eigenen EP. Unter dem Titel „Freihafen“ gibt es am 4.5. wieder für einen ganzen Tag Musik bei freiem Eintritt.
Acht Brücken – Musik für Köln | 4. - 12.5. | diverse Orte | www.achtbruecken.de
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