Am Schluss standen wieder einmal alle auf den Stühlen im Schauspielhaus in Köln. Sidi Larbi Cherkaoui und seine Eastman Company zeigten „Tezuka“ eine Choreographie, in der sich alles um japanische Mangas dreht. Tezuka war so etwas wie der Vater dieser Bildgeschichten, die seit dem Zweiten Weltkrieg eine feste Größe in Japans Medienlandschaft darstellen. Der Belgier Cherkaoui ist von glühender Faszination für das Werk des japanischen Walt Disney ergriffen. Auf der Bühne wird ausgiebig mit digitalen Effekten gearbeitet, wobei sich durchaus ein Dialog zwischen Elektronik und Tanz entwickelt, wenn die Tänzer etwa wie gezeichnete Figuren in die Grafiken der Mangaseiten hineinzuklettern versuchen. Rasend schnell müssen sie den Bildserien folgen, oder selbst die eindrucksvollen Schriftzeichen malen, so dass die Kalligraphie und der Tanz in ein Bewegungsmuster fallen.
Nicht immer gibt die Inspiration die Richtung vor, phasenweise illustriert die Choreographie auch die Bildprojektionen und den erklärenden Text zum Stück. Man muss Cherkaouis Begeisterung für die großäugigen Mangawesen auch nicht teilen und bekommt letztlich doch eine tolle Inszenierung geboten. Wie man ein Blatt wendet, zerknüllt und zerreißt, das wird hier getanzt. Wie man mit den Füßen liest, oder wie sich zwei Männer lieben oder wie sich Mann und Frau im Ton einer feinen, fantasievollen Werbung umgarnen, dafür findet Cherkaoui eigene Tanzbilder. Auch wenn die harte, schockierende Seite der Mangas - für die Tezuka besonderes Talent bewies - hier weich gespült wird, überrascht diese Produktion doch durch die Fülle ihrer Effekte, ihren Humor und Tänzern, die über eine Ausstrahlung verfügen, wie sie sonst nur Schauspieler besitzen.
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