So resolut, lässig spontan und präzise wie Martha Jungwirth über ihre Malereien und deren Entstehung spricht … so sind sie auch gemalt. Es ist anregend, ihre Werkschau in der Düsseldorfer Kunsthalle am Grabbeplatz zu betrachten. Seit vielen Jahren hört man Herausragendes von den Öl- und Aquarell-Malereien, aber gesehen hat man selten etwas von der 1940 in Wien geborenen Künstlerin, die schon 1977 zur documenta eingeladen und 2018 mit dem Oskar-Kokoschka-Preis ausgezeichnet wurde, erst recht nicht in Deutschland.
Man muss in Düsseldorf nicht alle Bilder mögen – etwa den späten, weitgehend auf den Strich und damit die Zeichnung reduzierten, scheint alles „Fleisch“ abhanden gekommen –, aber ihre künstlerische Position mit ihrer Vermittlung zwischen malerischer Zuständlichkeit und Figuration ist beeindruckend. Und auch wenn Martha Jungwirth seit fünf Jahrzehnten auf ihrem Konzept beharrt, vertieft sie immer neue Einfälle und Bezüge zum Zeitgeschehen. Sogar Porträts sind entstanden, sogar Selbstporträts, und alles verhält sich auf der Kippe zum reinen Farbereignis. Ihre Reflexionen über die Gegenwart und die Geschichte beziehen die Pharaonen ebenso wie Lady Gaga ein. Eine wichtige Referenz ist die Kunstgeschichte, in der Ausstellung mit Frans Hals und Goyas Hexen bis hin zu den gestisch abstrakt malenden Kollegen der vorausgehenden Generation in Österreich, Josef Mikl im Besonderen.
Sie selbst lasse sich von Emotionen leiten, sagt Martha Jungwirth: Am besten gelänge ihr die Malerei, wenn sie wütend oder wenn sie glücklich wäre. Die Bilder basieren auf langgezogenen, in ihrer Farbigkeit ausfasernden Strichen auf dem (Pack-)Papier, welches auf die Leinwand appliziert ist. Sie nimmt eruptive Verdichtungen vor und lässt die leere bräunliche Bildfläche stehen, die genauso wichtig wird, dazu verlieren sich einzelne Farbspuren auf der Bildfläche. Und immer wieder finden sich kompakte Farbflecken, die schnell, zügig und mit einigem Risiko gesetzt oder in ihrer Zufälligkeit zugelassen sind: Sie sind die Pointe dieser Malerei, die noch komplexer und aufregender ist als es zunächst scheint.
Martha Jungwirth | bis 20.11. | Kunsthalle Düsseldorf | 0211 542 377 10
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