Ein treffender Titel. „Singular / Plural“, abgeleitet von einem Zitat des Philosophen Jean-Luc Nancy, thematisiert als Ausstellung in der Düsseldorfer Kunsthalle die Zusammenarbeit von Künstlern in den 1970er Jahren, in denen die gesellschaftspolitisch akzentuierte Diskussion Praxis zum Kunstwerk hin war. Prädestiniert dazu war die Szene in der Landeshauptstadt mit den Künstlern im Umfeld der Kunstakademie und mit der Altstadt um die Ecke. Die jungen Künstler experimentierten mit Fotografie und Film, veranstalteten Aktionen im öffentlichen Raum und nahmen vorgefundenes Zeitschriften- und Fotomaterial als Ausgangspunkt ihrer Werke. Und was die Malerei betrifft: Nach den Jahren des kritischen Realismus war die Pop Art in Düsseldorf einerseits nicht mehr so recht gefragt, andererseits arbeiteten hier auch weiterhin Richter und Polke.
Vor allem die Rolle von Polke wird in der Ausstellung herausgearbeitet. Er war Protagonist im humorvollen und kritischen Umgang mit dem Medium Malerei, aber auch Akteur bei den Gemeinschaftsarbeiten, die etwa auf dem Gaspelshof bei Willich entstanden. Zu den Künstlern, die im Teamwork tätig waren, gehören neben anderen Achim Duchow und Christof Kohlhöfer, Katharina Sieverding und Klaus Mettig, Ilona und Wolfgang Weber. Ihre Themen handeln von Genderfragen und Gleichberechtigung, Machtstrukturen und der Schere zwischen arm und reich, ökologischen Fragen, von Kolonialismus und dem Umgang mit der Nazi-Vergangenheit. Die Werke entstehen, als Block oder Reihen wandfüllend präsentiert, oft in Serien. Die Malereien und Zeichnungen sind in ihrer Bildsprache psychedelisch aufgeladen oder direkt an Comics angelehnt. Die Beiträge auf der Grundlage von Printmedien wiederum sind ausgesprochen lapidar, wie überhaupt viel Alltäglichkeit ganz direkt abgebildet wird. Was die Zusammenhänge und Hintergründe betrifft, sind die Vitrinen mit den Flugblättern, Ausstellungseinladungen und Vernissagenfotos weiter hilfreich. Und sie verdichten die gut präsentierte Ausstellung, in der noch der Sound dieser Zeit in den Filmen und Projektionen zu hören ist. Immerhin (oder leider nur?) peripher werden die Aktivitäten genannt, die dem vorausgingen, wie etwa die Mietersolidarität von Jörg Immendorff und Chris Reinecke in einem Film von Lutz Mommartz. Dann wieder überrascht, wie karg einzelne Künstler hier vorgestellt werden, Stephan Runge zum Beispiel.
Die Ausstellung ist Teil des Programms zum 50-jährigen Bestehen der Kunsthalle. Auch deshalb macht sie Sinn, weil sie sehr gut das Klima ihrer Frühzeit skizziert. Vor allem aber werden nun einige Künstler wiederentdeckt und andere, bekanntere, in den richtigen Kontext eingeordnet. Und das macht schließlich die Bedeutung von „Singular/Plural“ aus.
„Singular / Plural“ | bis 1.10. | Kunsthalle Düsseldorf | 0211 899 62 43
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