Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.581 Beiträge zu
3.810 Filmen im Forum

Peter Behrens, Kaiser’s Kaffeekanne mit Milchkännchen und Zuckerdose, Entwurf 1914, © Privatsammlung
Foto: Jan Rothstein

Kunst macht Gestalt

29. März 2018

Peter Behrens im Museum für Angewandte Kunst – das Besondere 04/18

Form und Ästhetik sind manchmal zwei Seiten einer Medaille, auch einer Entwicklung, die überhaupt erst zur Prägung des Metalls geführt hat, Kunst kann diese Verbindung durchbrechen, Kunst kann aber auch neue Formen von Objekten kreieren. Einer der ersten, der diese kunstvolle Verbindung auf Industrieprodukte und ihre Herstellungsverfahren anwandte, war der studierte Hamburger Künstler Peter Behrens (1868-1940), der später auch als Designer und Architekt Furore machte. Das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) zeigt momentan die ersten beiden Jahrzehnte seines Schaffens. Das heißt Malerei in Studium und als Freischaffender, aber auch Mitbegründer der „Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk“ in München. Das Bauhaus war da noch Zukunftsmusik, allerdings hat Walter Gropius vorher in Behrens Berliner Architekten-Atelier gearbeitet. Die Ausstellung in Köln zeigt schnell, dass impressionistische Landschaften dem Maler bald langweilig wurden, Furore machte er jedenfalls damit nicht, der „Alleskönner" wandte sich also kurz vor der Jahrtausendwende der Gestaltung im Kunstgewerbe zu – und der Architektur, was auch zahlreiche „studierte“ Kritiker auf den Plan rief.

Über 220 Objekte aus seiner Jugendstil-Frühzeit sind in Köln zu bestaunen. Irgendwie hat Behrens damals alles gestaltet, was ihm unter die Finger kam, Schlagzeilen machen bis heute das Corporate Design für AEG und der Schriftzug „Dem deutschen Volke“ auf den Berliner Reichstag. Aber er hatte auch Fürsprecher, die ihn jung bis zum Posten des Direktors der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule pushten. Highlights der Ausstellung sind sicher ein verschollen geglaubtes Klavier der Firma Ibach, Besteckstudien, Gläser, die berühmten lachenden Kaffeekannen von Kaiser´s, aber auch der Schiedmayer-Salonflügel (1901) aus dem Musikzimmer des Hauses Behrens in Darmstadt, den das MAKK selbst besitzt. Perfekt in Form und Funktion, dieser Anspruch ist längst auf den Mülldeponien gelandet, Wachstum durch Verfall ist das Industrie-Motto heute. Alleskönner und „Autodidakt“ Peter Behrens hätte das sicher nicht gefallen.

#alleskönner | bis 1.7. | Museum für Angewandte Kunst Köln | 0221 22 12 38 60

PETER ORTMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Schwerpunkt Zürcher Konkrete
Einblick in die Sammlung von Richard G. Winkler im MAKK

Spiel mit der Melancholie
Andreas Staier im MAKK – Musik 11/23

Sehen in Lichtgeschwindigkeit
Horst H. Baumann im Museum für Angewandte Kunst – kunst & gut 10/23

Der Baum in uns allen
„Between the Trees“ im MAKK – Kunstwandel 03/23

Frieden im Nachruhm
Auch im Rückblick frech: „Pentagon“ im MAKK – kunst & gut 04/20

Immer Keramik oder Weberei
Frauen am Bauhaus – Ausstellungen in Köln und Bonn – Kunst 06/19

Mehr als Bananen
Andy Warhols Plattencover im MAKK – das Besondere 11/18

Und es ward Licht
Lichtkunstprojekt „Collumina“ feiert Premiere – Kunst 03/18

Bedürfnis nach Musik
Diskussion „Von der Unfreiheit der freien Musikszene“ bei der Kölner Musiknacht – Spezial 10/17

Macbeth trifft Super Mario
„Im Spielrausch“ eröffnet im Museum für Angewandte Kunst – Kunst 08/17

Ein Bewusstseinsrausch, der anhält
ökoRausch Festival für Design und Nachhaltigkeit im MAKK – Spezial 05/17

Umso einfacher
Stefan Diez im Museum für Angewandte Kunst – kunst & gut 03/17

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!