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Das diesjährige ökoRausch-Festival: Internationaler Schwerpunkt
Foto: Rebecca Ramlow

Ein Bewusstseinsrausch, der anhält

16. Mai 2017

ökoRausch Festival für Design und Nachhaltigkeit im MAKK – Spezial 05/17

Wer bei ökoRausch an Strickpullis und Ökopantoffeln denkt, liegt knapp daneben. Denn das Festival für Design und Nachhaltigkeit ist viel mehr als das. Es ist eher ein Rausch. Ein Rausch und Austausch an jungen, modernen und internationalen Ideen, die sich an zehn Tagen in Form einer Ausstellung und Workshops auf 200 m² präsentieren. Dementsprechend groß ist auch der Andrang: Zum nunmehr zehnten Mal stellt das Festival nachhaltiges Design jenen Menschen vor, die ihr Bewusstsein erweitern möchten. Erstmals in diesem Jahr im Museum für Angewandte Kunst.

36 internationale Gestalter stellen hier ihre Ideen und Produkte rund um das Thema effektives Design mit Langzeitwirkung vor. Für eine bessere Welt. Die zentrale Fragestellung: Wie können Designer einerseits kreativ gestalten, gleichzeitig aber Gutes dabei tun? Von den positiven Aspekten der Globalisierung, die man nutzen müsse, spricht Gründerin Dunja Karabaic, die 2008 die erste deutsche Messe für nachhaltiges Design ins Leben rief bei der Eröffnung und anschließenden Podiumsdiskussion. Der Mensch soll dabei im Mittelpunkt stehen. „Design hat einen sehr integrativen Aspekt, indem es eine Verantwortung gegenüber dem Konsumenten hat“, so Marc Rexroth von KölnDesign.

In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt erstmals auf Internationalität. So sind zahlreiche Gäste und Designer aus Barcelona, Istanbul, Tel Aviv sowie aus anderen Städten angereist, um ihre innovativen Ideen und Produkte vorzustellen. Und, das muss man zugeben, diese sind teilweise denen aus Köln ein paar Längen voraus, wie aus der Diskussion „Ist Köln ein guter Standort für Nachhaltigkeit?“ hervorgeht. Der Standort NRW sei, was Bewusstsein betreffe, zwar in Ordnung, aber es könnte noch besser werden, so das Fazit.


Aus Negativem Gutes geschöpft: Upcyclerin und Designerin Yasemin Artut
Foto: Rebecca Ramlow

Eine dieser Gäste ist die Industriedesignerin und Unternehmerin Yasemin Artut aus Istanbul, die einen Bus, genannt „Mobilim Yollarda“, nachhaltig ins Positive upcyclete: Die türkische Designerin riss kurzerhand alle hässlichen nach Konsum und Umweltverschmutzung schreienden Elemente aus dem Bus heraus und ersetzte sie durch informative zum Thema „Solar“, „Erneuerbare Energien“ und „Klimawandel“, um mit diesem Bus durch die Türkei zu reisen und so ein Bewusstsein für Umweltthemen zu schaffen. „Mein Ziel ist es, etwas Positives aus Negativem umzuformen“, so Artut.

Spannend ist auch das Projekt „Jerusalem Spell“ der palästinensischen Designerin Ghadeer Dajani, die im Rahmen des Projektes „Disarming Design from Palestine“ (DDFP) Produkte aus ihrer Heimat Palästina präsentiert und dabei gleichzeitig über kreatives Schaffen in Konfliktsituationen reflektiert. Eines dieser Produkte ist eine nachhaltige Tasche, die mit echten Geräuschen aus Jerusalem verbunden ist, die sie aufnahm und verewigte. Mittels eines QR-Codes wird Konsument beim Kauf der Tasche mit Soundcloud verbunden, kann so etwa die schreienden Stimmen von Verkäuferinnen in Jerusalem vernehmen oder auch beim Checkpoint akustisch mit anwesend sein. „Ich habe Jersualem so vermisst, dass ich seine Geräuschkulisse verewigt habe“, sagt Dajani. „Disarming Design from Palestine“ will die lokale Wirtschaft in Palästina vorstellen, aber nicht in Form eines Krieges, sondern via kleiner persönlicher Geschichten dahinter“, sagt Mohammad Saleh, Leiter des Projekts.

Die Ideen und bewussten Produkte sind höchst unterschiedlicher Natur: von umfunktionierten Maschinen über politisch Angehauchte bis hin zu ironischen. So beschäftigt sich der Sci-Fi-Kurzfilm „Nation Estate“ der palästinensischen Künstlerin Larissa Sansour etwa humorvoll mit dem Konflikt in Nahen Osten und erforscht eine vertikale Staatenlösung. An anderer Stelle kann Besucher Kunst aus Müll aus Barcelona betrachten, gebaute Häuser für Obdachlose anschauen oder einem Künstler begegnen, der ironischerweise sagt: „Ich tue nichts.“

Das diesjährige ökoRausch-Festival zeigt, dass es von einer anfänglichen nachhaltigen kreativen Idee zu einem inzwischen kollektiven Projektteam und einem internationalen Think Tank herangewachsen ist, die nicht umsonst in diesem Jahr das Siegel „Projekt Nachhaltigkeit“ vom Rat für nachhaltige Entwicklung erhielten.

Wer in einen nachhaltigen ökologischen Rausch abtauchen und sich die Ausstellung ansehen, vielleicht sogar an einem Workshop teilnehmen möchte, kann dies noch bis zum 21. Mai  tun. Der Eintritt ist frei.

ökoRAUSCH-FestivalI Köln | 12.-21.5. | Museum für Angewandte Kunst Köln | www.oekorausch.de

Rebecca Ramlow

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