Montag, 4. Februar: Wieder einmal konnte in der Domstadt eine Weltpremiere gefeiert werden – zwar „nur“ die eines deutschen Films, der sich allerdings als einer der aufwändigsten und ambitioniertesten des noch jungen Kinojahrs 2013 erwies. Oskar Roehler („Elementarteilchen“) hat in „Quellen des Lebens“ nach „Die Unberührbare“ schon zum zweiten Mal die eigene Familiengeschichte zum Thema gemacht, diese hier nun aber als komplexes Generationenporträt über mehrere Jahrzehnte hinweg erzählt. Sein Produzent Stefan Arndt wies bei der Uraufführung im Residenz-Kino deswegen darauf hin, dass Roehler „unsere Geschichte erzählt, also die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Kurz darauf ergänzte der Erfolgsproduzent, der dem „X Filme Creative Pool“ und dem „X Verleih“ vorsteht, sichtlich stolz und mit einem breiten Lächeln im Gesicht, dass er Roehler „für den talentiertesten Regisseur hierzulande“ halte. Die beiden blicken mittlerweile auf eine zehnjährige Zusammenarbeit zurück, die 2003 mit „Der alte Affe Angst“ begann.
Im Kinofoyer wurden die Premierengäste mit bunten Käseigeln empfangen, offensichtlich eine Reminiszenz an die junge Bundesrepublik, in der große Teile des Films spielen und in der Spießigkeiten dieser Art gang und gäbe waren. Auf dem Roten Teppich äußerte sich Roehler auch zu den autobiografischen Elementen des Films, der auf seinen in Romanform veröffentlichten Erinnerungen „Herkunft“ basiert, die mittlerweile zum Bestseller geworden sind: „Das ist Dichtung und Wahrheit. Dichtung ist das, was Sie auf der Leinwand sehen. Das hat ja nur begrenzt mit dem eigenen Leben zu tun. Das ist eher eine Interpretation des Lebens überhaupt.“ Für den deutschen Kassenmagneten Moritz Bleibtreu war es keine Frage, nun bereits zum vierten Mal mit Oskar Roehler zusammenzuarbeiten. Auch er kommentierte bei seiner Ankunft in Köln die Besonderheit, dass der Regisseur hier seine eigene Geschichte für einen opulenten Dreistundenfilm verarbeitet hat: „Er schafft es auf sehr distanzierte und sehr elegante Weise, mit sehr persönlichen Dingen umzugehen.“ Und das sei gar nicht so einfach, schließlich bestehe bei sehr privaten Dingen schnell die Gefahr, dass man etwas erfährt, was man gar nicht wissen wolle und was dadurch hochpeinlich würde.
Nach der Projektion enthüllte Oskar Roehler dem Premierenpublikum bei der Teamvorstellung vor der Leinwand, dass ihm die Arbeit mit seinem Ensemble wahnsinnigen Spaß gemacht habe. Seine wichtigsten Unterstützer beim Entstehungsprozess, bei dem viel „diplomatisiert“ wurde, seien der WDR und die Film- und Medienstiftung NRW gewesen. Und Stefan Arndt ergänzte: „Die Größe, die ihr in Kombination von WDR und Filmstiftung bei einem Film zusammenbekommt, ist wirklich etwas, auf das ihr in NRW stolz sein könnt.“ Unter den Premierengästen befand sich auch Film- und Fernsehregisseur Heinrich Breloer, der sich beispielsweise in seinen Arbeiten „Todesspiel“ oder „Wehner – Die unerzählte Geschichte“ ebenfalls mit der bundesdeutschen Historie auseinandergesetzt hatte. Nach der Vorführung sagte er: „Da sind viele wahre Momente drin, die mich sehr berührt haben. Viele kleine Glutkerne von Wahrheit, die aufgegangen sind beim Schauen – das ist eine große Leistung.“
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