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Besitzt Talent und Temperament: Nora Boeckler
Foto: Oniro-Media

Frech, schlau und schräg

22. Dezember 2015

Drei Bilderbuch-Komikerinnen: Boeckler, Fuchs und Mateur – Komikzentrum 01/16

Auch ohne die Sterne für Vorhersagen zu bemühen, wie es zu Jahresbeginn vielerorts der Brauch ist: Ich prophezeie jetzt mal ganz kühn, dass Nora Boeckler die Kleinkunstbühnen erobern wird. Ob im Sturm oder im Flug – egal, das wird sich zeigen. Die aus dem Schwabenland kommende und in Köln lebende Akteurin besitzt nämlich alles, was jemand braucht, um das Publikum zu begeistern. Frechheit und Temperament, Talent und handwerkliches Können, einen ganz eigenen Witz, Bühnenpräsenz (ohne Ende) und Wandlungsfähigkeit (jede Menge).

In ihrem ersten abendfüllenden Programm „Spass ist mir Ernst“ (sie schreibt das tatsächlich mit zwei „s“), mit dem sie am 22. Januar im Senftöpfchen-Theater gastiert (am 15. Februar ist sie im Pantheon bei Gerburg Jahnkes „4 Frauen auf einen Streich“ dabei), wirbelt die ausgebildete Schauspielerin und Tänzerin, die im Übrigen auch singen kann, über die Bühne, dass den Zuschauern das Hören und Sehen vergehen könnte, wenn es nicht so wichtig wäre, alles mitzubekommen, was das „Nörle“ – wie sie von ihrer Mutter gerufen wird – sich einfallen lässt, um bis an die Wurzeln humoristischer Selbstentäußerungen zu gelangen.

Diese Wurzeln wiederum reichen ins Süddeutsche, wo man Sparsamkeit oft mit Geiz verwechselt. Auch klar, der Wunsch, eine Schauspielschule zu besuchen, hat in der Familie nicht gerade für Begeisterung gesorgt. Aber gelernt hat sie im Laufe der vierjährigen Ausbildung so einiges von ihren Lehrern, die gerne auch mal Lehrerinnen waren. Diese treten schließlich in ihrem Programm auf. Zum Beispiel eine esoterisch angehauchte Dame mit einer Art Turban auf dem Kopf, oder ein russischer Dozent, der ihr das Leiden pur beibringt.

 

Zumindest im Rückblick ist das ziemlich komisch: Zum Beispiel zwei Stunden als Fisch durch die Räume wandern – probieren Sie es einfach mal aus. Im Vergleich dazu ist der Kellnerinnen-Job ein einziges Zuckerschlecken, selbst mit Gästen, die unter einer ausgewachsenen Wasserunverträglichkeit leiden. Die Mutter, die sich inzwischen mit den beruflichen Plänen ihrer Tochter arrangiert hat, rät ihr: „Du muscht dich vernetze, Mädle!“, zum Beispiel bei „Inschtagramm“ nach „Vollowers“ Ausschau halten.

 

Das braucht die Kirsten Fuchs längst nicht mehr: Die Berliner Lesebühnenautorin, Schriftstellerin („Mädchenmeute“) und Open-Mike-Gewinnerin hat bereits unzählige Fans, die ihren trockenen Stil und den unverschlüsselt daher kommenden Humor lieben. „Kaum macht man was falsch, ist das auch wieder nicht richtig“ heißt der Abend in der Comedia (am 14.), an dem sie über zauberhafte Nähmamas und glückliche Kassiererinnen erzählt – sehr zu empfehlen, nicht nur als Einstiegsdroge ins neue Jahr.

 

Um das rasante weibliche Trio vollzumachen, sei Ihnen die Köln-Premiere von Anna Mateur (ebenfalls in der Comedia, am 15.) wärmstens ans Herz gelegt. „Mimikri (Eurostile)“ heißt das neue Programm der aus Dresden kommenden Allround-Künstlerin, die zusammen mit Andreas Gundlach musikalisch auf den Putz haut, dass es nur so kracht. „Es ist HipHopDschässRockPopFunkReggaeDoommetal und NDW“ erklärt sie ihren Stil. Muss man gehört u n d gesehen haben – schwört wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene

Anne Nüme

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