Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Auf dem Chlodwigplatz
Foto: Marlene Drexler

„Wenn wir streiken steht die Welt still!“

09. März 2020

Frauen*streikbündnis demonstriert am Weltfrauentag – Spezial 03/20

Zum zweiten Mal in Folge hat das Frauen*streikbündnis Köln am 8. März, dem internationalen Frauentag, zur Demo aufgerufen. Und zum zweiten Mal sind dem Aufruf viele Menschen, laut VeranstalterInnen waren es um die 4000, gefolgt. Anstatt Blumen zu bekommen, wollen die AktivistInnen den Tag dafür nutzen, auf bestehende Missstände aufmerksam zu machen. Bei der Demonstration durch die Kölner Innenstadt liefen unter anderem antikapitalistische, antifaschistische, antirassistische und queere Gruppen mit, es gab einen Block kurdischer Frauen und einen zu Klimagerechtigkeit. Geeint durch das gemeinsame Ziel: endlich eine Welt der Gleichberechtigung zu realisieren, in der *alle* Menschen sichtbar sind und eine Stimme haben, die gehört wird.

Am Roncalliplatz startend, führte die Demonstration mehrere Kilometer durch die Innenstadt Richtung Kölner Süden und endete am frühen Abend am Chlodwigplatz.

„Macker gibt`s in jeder Stadt, bildet Banden, macht sie platt“

Trotz des phasenweise einsetzenden Nieselregens waren die Teilnehmer laut und entschlossen: Es gab Parolen, Musik, Tanz, Wunderkerzen und auch ein bisschen Pyrotechnik. Letztere führte kurzzeitig zu Spannungen mit der Polizei – ein Zugriff der Polizeibeamten auf eine verdächtigte Person, wurde durch die Masse – „stick, stick, stick together!“ – verhindert. Ansonsten verlief alles friedlich, aber die Stimmung blieb dynamisch: Es herrschte Wut und Trauer in Gedenken an die Opfer des rechtsextremistischen Terrors in Hanau, Ausgelassenheit und Freude über die vielen Menschen, die gekommen waren, um ein Zeichen zu setzen. Und auch Hoffnung – nämlich darauf, dass man gemeinsam etwas bewegen kann, um die Welt gerechter zu machen.


Foto: Marlene Drexler

„Unser Feminismus ist für alle da!“

Auf einer großen Bühne unter dem Torbogen auf dem Chlodwigplatz wurde nach dem Marsch Musik gespielt und es fanden Redebeiträge statt. Das besondere Motto für dieses Jahr lautete: mehr Wertschätzung für Pflege- und Sorgearbeit, die sowohl in der Lohnarbeit als auch im Privaten vor allem durch Frauen und Queers geleistet wird. RednerInnen des Bündnisses für „mehr Menschen im Gesundheitswesen“ forderten, dass ihre endlich Arbeit gewertschätzt werde. Es dürfe nicht selbstverständlich sein, dass „frau sich eben kümmert“: „Pflege geht uns alle was an!“

Eine weiterer emotionaler Höhepunkt war die Rede von Vertretern der neu gegründeten „Migrantifa“: „Dieses Jahr sind tausend mal mehr Menschen durch den Rassismus gestorben, als durch den Coronavirus. Wo ist die Panik?“ Das Publikum solidarisierte sich mit „Wir sind hier, wir sind da – yalla yalla Migrantifa“-Rufen. Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt lag darauf, sich selbst kritisch zu reflektieren – dafür sorgte vor allem die Gruppe der schwarzen Feministinnen: „Feminismus ist nur dann feministisch, wenn er divers ist.“ In Zeiten, in denen lesbische Frauen Vorsitzende der AfD sind, müsse besonders geprüft werden, welche Taten den Worten tatsächlich folgen.

In diesem Jahr fiel der 8. März auf einen Sonntag – im nächsten wird es ein Montag sein. Außer in Berlin ist der internationale Frauenkampftag in Deutschland bisher kein Feiertag, sodass der Anspruch zu streiken, nächstes Jahr auf die Probe gestellt werden soll. Die Veranstalter hoffen, dass auch 2021 trotzdem wieder genauso viele FLINT*Personen (Frauen, Lesben, Inter- und Transsexuelle) auf die Straße gehen. Oder auf andere Formen des Streiks, wie „Bummelstreik“, „kämpferische Mittagspause“, „Sick out“ oder „Lächelstreik“ zurückgreifen – über deren Bedeutung das Bündnis Frauen*streik Köln auf seiner Webseite aufklärt.

Marlene Drexler

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Theater von und für Frauen
Die BUSC zeigte im Stream das „Femme BUSCival“ – Bühne 03/21

Wie Frauen zu sein haben
Jovana Reisingers zweiter Roman „Spitzenreiterinnen“ – Wortwahl 03/21

#WeSitWithYou
Koreanerinnen erinnern an sexualisierte Kriegsgewalt – Teil 2: Lokale Initiativen

Ist das Geschichte oder kann das weg?
Kölner Denkmäler und die koloniale Vergangenheit – Spezial 07/20

Große Unsicherheit
Freiberufler und Solo-Selbstständige standen plötzlich vor dem Nichts – Spezial 05/20

Infiziert mit Selbstmitleid
Wie Europa die Augen vor der Welt verschließt – Corona-Ecke 04/20

Autorinnen im Fokus
Weltfrauentag im Literaturhaus Köln – Literatur 03/20

„Feminismus ein Gesicht geben“
Jasmin Mittag über die Ausstellung „Wer braucht Feminismus?“ – Interview 03/20

Geheimnisse und Lügen
Rachel Cusks radikaler Bericht über das Mutterwerden – Textwelten 02/20

Revolution und Vulva-Lolly
„Revolt. She said. Revolt again.“ am Freien Werkstatt Theater – Theater am Rhein 03/20

Schwarzer Feminismus
Natasha A. Kelly stellt ihr Buch in der KHM vor – Literatur 02/20

„Austausch ist total wichtig“
Tobi Leifeld ruft ein Klimacafé ins Leben – Spezial 02/20

choices spezial.

Hier erscheint die Aufforderung!