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Friedensstatue Bremer Straße / Birkenstraße in Berlin
Foto: Korea Verband

#WeSitWithYou

28. Oktober 2020

Koreanerinnen erinnern an sexualisierte Kriegsgewalt – Teil 2: Lokale Initiativen

Der Stein des Anstoßes von internationalen Protesten liegt auch in Bochum-Eppendorf. Zumindest steht dort ein Miniaturmodell eines „Trostfrauen“-Mahnmals, wie es Ende September in Berlin-Moabit aufgestellt wurde – und prompt Proteste auslöste: erst von Seiten der japanischen Regierung, die Druck auf den Bezirksbürgermeister ausübte. Schließlich empörte sich der in Berlin sitzende Korea-Verband und initiierte die Kampagne „We sit with you“. Unterstützer:innen lassen sich dabei ablichten, wie sie auf einem Stuhl sitzen und den Protestslogan hoch halten.

Die Bedeutung dieser Statue betonen sie auch im Koreanischen Min-jung Kultur e. V. (zu deutsch etwa: „Koreanisches Kulturzentrum“). Natürlich verfolgten sie in den letzten Tagen die Debatte, die sich rund um das neue Mahnmal in der Hauptstadt entzündete. „Wir bleiben dran, wir solidarisieren uns mit den Protesten in Berlin“, sagt Young-nam Sin, eine der Frauen, die sich regelmäßig im Vereinshaus treffen. Tausend Unterschriften sammelten sie bereits für eine Petition.

Hintergrund ist die Mahnung an die Kriegsverbrechen: Während des Zweiten Weltkriegs verschleppte die Japanische Armee 200.000 Frauen und Mädchen, die als Prostituierte versklavt wurden. Das Kunstwerk verweist auf diese Betroffenen sexualisierter Gewalt und die letzten Überlebenden, die ihr Schweigen brachen. Japans rechts-konservative Regierung wehrt sich gegen die Thematisierung dieses düsteren Kapitels.

Dabei begann es erst 1991, als Kim Hak Soon, eine einstige „Trostfrau“, öffentlich eine Entschuldigung der Japanischen Regierung für diese Verbrechen forderte. „Danach wehrten sich viele Frauen“, erinnert sich Seon Hee Lee vom Kulturzentrum. Sie verweist darauf, dass der Begriff „Trostfrau“ eine euphemistische Bezeichnung dieser sexualisierten Gewalt darstellt: „Für die Soldaten bedeutete es vielleicht Trost, für die Frauen war es eine Versklavung.“

Diese Erinnerung soll auch das Kulturzentrum wachhalten. 1980 wurde der Verein gegründet und war zunächst in Bochum-Mitte zuhause. Erst folgte ein Umzug nach Langendreer, schließlich nach Eppendorf. Oft pflegen sie hier traditionelle, koreanische Musik und Tänze, was die großen Trommeln bezeugen, alle ordentlich im Regal aufgereiht. Sie erinnern aber auch an die Demokratiebewegung, die sich in den 1980ern gegen die Militärdiktatur auflehnte. Schließlich knüpfe das Coming out der einstigen „Trostfrauen“ daran an, wie  Seon Hee Lee betont: „Es geht um den Frieden. So etwas soll nie wieder passieren! Deswegen wollen wir die Geschichte nicht unter den Teppich kehren.“

Aus ihrer Sicht verstehen das auch die meisten Menschen in Japan. „Sie unterstützen das. Es ist die Regierung, die das nicht will.“ Und diese übte zuletzt immer wieder diplomatischen Druck aus, wie Lee beklagt: „Sie mischen sich überall ein.“ Tokios langen Arm spürten sie etwa im letzten Sommer, als sie beim Dortmunder Kirchentag in der Zeche Zollern waren. Dort erinnerten Künstler:innen mit ihren Projekten an die „Trostfrauen“. Am Tag darauf, als die Ausstellung bereits beendet war, erschien vor Ort ein Generalkonsul Japans, um ein Gespräch zu suchen und die Position seiner Regierung darzulegen, wie das LWL-Industriemuseum Zeche Zollern bestätigt. Das Kapitel der „Trostfrauen“ bleibt ein brisantes Thema, in Berlin und in Bochum-Eppendorf.

Mehr Infomationen: www.koreaverband.de

Benjamin Trilling

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