Zeiten des Aufruhrs
USA 2008, Laufzeit: 119 Min., FSK 12
Regie: Sam Mendes
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet, Michael Shannon, Kathy Bates, Zoe Kazan, Ryan Simpkins, David Harbour, Ty Simpkins
Das Gesetz des Unglücks
cinepeut (4), 01.03.2009
..... ich habe allen meinen Mitmenschen empfohlen, sich diesen überragenden Film anzuschauen, weil in ihm - wie höchstens noch bei Chabrol - wie selten anschaulich gemacht wird, daß und warum eine bürgerliche Ehe gesetzmäßig ins Unglück führen MUß. Und zwar - wer genau hingeschaut hat - war von der ersten Szene an ! die Konfliktstruktur klar, daß eine hoffnungsvoll begonnene Beziehung, die bürgerlich gelebt wird, darum in der Katastrophe endet bzw. enden muß. Ich finde das Drehbuch wirklich gut durchdacht und es spiegelt genial die Realität und erklärt die Scheidungszahlen. Filmisch absolut ergreifend (zB die Einstellung am Bahnhof) und von den beiden Hauptdarstellern ganz hervorragend gespielt (was ich persönlich den beiden niemals zugetraut hätte).
Der Film gehört zu meinen absoluten Tops!
Meet the Wheelers
Unser (26), 22.02.2009
Frank ist soo smart. Er hat zwar einen langweiligen Job, den er auch noch nicht mal besonders gut macht, aber das liegt ja nur daran, dass er eigentlich viel zu schlau für diesen Job ist, Zum Ausgleich hat er eine Affäre mit einer Schreibkraft. Dieses bedauernswerte Geschöpf sieht in Frank die Aufstiegschance zur femme fatal, was immer noch besser ist als Schreibkraft.
Frank ist ein begnadeter Selbstdarsteller und dazu noch ein hübscher Bursche. Mit seiner Fassade überzeugt er nach Frau und Freundin schließlich auch seinen Chef, so dass auch dieser schließlich das vermeintliche verkannte Genie in ihm entdeckt.
Am schlimmsten trifft es seine Frau April ? die ist schön, stark und intelligent, aber lange nicht in der Lage, hinter Franks Fassade zu blicken. Sie will das Genie in ihm wecken, dass er ihr einst vorgespielt hat. Sie sieht in ihm einen Seelenverwandten, der es wie sie in der bürgerlichen Enge ihres Lebens nicht mehr aushält. Die euphorische Aufbruchstimmung des Ausbruchs aus der gesicherten Existenz hält bei Frank nicht lange und als April dann schwanger wird, geht er den vorgezeichneten Weg. Statt die Probe aufs Exempel seiner vermeintlichen Genialität anzutreten, wählt er den beruflichen Aufstieg und seine bürgerliche Existenz. Seinen Frau gewinnt daraufhin spontan eine Einsicht über ihren Gatten, was für beide nicht gut endet.
Regisseur Sam Mendes findet für diese Geschichte wunderbare, starke Bilder ? dieser Film wäre wahrscheinlich auch ohne Ton ein Genuss. Seine Stars sind, außer dass sie Stars sind, auch noch begnadete Schauspieler, in deren Gesichtern sich immer mindestens zwei widersprechende Gefühlsregungen gleichzeitig zeigen. Vielleicht würde man so etwas auch auf den Gesichtern der Zuschauer wiederfinden. Gefesselt von einer hochspannenden Geschichte sympathisiert man mit den Wheelers und ihrer Suche nach dem echten Leben hinter den vermeintlichen Alltags-Zwängen. Mit ätzender Ironie seziert der Film dazu die bürgerliche Wohlanständigkeit als eine Mischung aus Lebensfurcht und Verlogenheit. Gleichzeitig wird klar, dass sich die Wheelers auf dem Holzweg befinden und die vermeintliche Genialität weder bei ihm noch bei ihr im ersehnten Paris ausbrechen wird. Wenn es einen Ausweg gäbe, wäre es einfach eine ?Leere?, die ist aber ? so lehrt uns der Film eine ?Hoffnungslose Leere?. Wow.
revolutionary
farsund (1), 15.02.2009
Einer der besten Filme, die ich seit langem gesehen habe. Wortgewaltiges Nachdenkkino über das Scheitern dem kleinbürgerlichen Dasein zu entfliehen. Mit hervorragenden Schauspielern und das sage ich obwohl ich DiCaprio eigentlich nicht so mag. Niemals zuvor bekam ich Gänsehaut, als ich 2 Schauspielern beim Frühstück zugesehen habe. Merke: Wenn deine Kate dich fragt "Rührei oder Spiegelei?", dann bist du in der "hoffnungslosen Leere" angekommen, aber ganz!
selten schlecht
meta (4), 05.02.2009
Der ganze Film hatte trotz hochkarätigen Schauspielern keinen roten Faden, eine unverständliche Handlung und völlig überspitzt gezeichnete Personen. Mir hat dieser Film weder irgendetwas vermittelt, noch mich berührt oder mir einen angenehmen Abend bereitet.
das Beste kommt zum Schluss
waschsalon (19), 01.02.2009
Ganz ehrlich,ich habe mich von Anfang an gefragt:
Was lehrt mich dieser Film?Was will er mir sagen?
Leider bekam ich darauf keine anständige Antwort. Statt dessen einen gut gedrehten und gespielten Kunstfilm,in dem geraucht,getrunken,geschrien und betrogen wird.
Mich hat der Film leider erst in den letzten 10 Minuten erreicht,und ich bin cineastisch leicht zu beeindrucken (siehe Sch´tis).
Für meinen Geschmack zu künstlich,zu vorhersehbar,ohne erkennbare echte Botschaft und steril.
Geld sparen und dafür schick im Cinenova was futtern gehen!
Ausnahmeschmerz
Cinemoenti (173), 28.01.2009
Regisseur Mendes ist, das wissen wir seit "American Beauty", am Dreck hinterm Hochglanz, am Abgrund hinter allen Fassaden interessiert. Dramaturgisch hat er es dem Zuschauer mit "Zeiten des Aufruhrs" nicht leicht gemacht, nicht einmal mit der Besetzung (Superstars für Durchschnitts-Verzweifelte). Aber die tour de force, auf die der Film endlich hinausläuft, bietet einen Dreck (im Sinne des Regisseurs), wie man ihn klarer selten beleuchtet sieht auf der Leinwand: der Mensch, verführt von Konventionen, Geld und Anerkennung, gekettet an das gesellschaftlich imprägnierte Bedürfnis, dazu zu gehören, und koste es die eigene Identität und Integrität. Das Thema ist zeitlos, und hier hervorragend umgesetzt.
Komponist Thomas Newman hat sich indes nicht gerade neu erfunden; die Musik auf dem Nachspann ist ob ihrer nicht enden wollenden Wiederholungen eine rechte Pein.
"Wer nichts probiert, kann nicht scheitern!"
woelffchen (597), 19.01.2009
Dieses Zitat aus dem Munde der Hauptdarstellerin versinnbildlicht genau den Verlauf dieses sehr sehenswerten Ehedramas in den 50er Jahren in einem amer. Vorort von New York.
Eine fantastische Literaturverfilmung, die wegen des furiosen Spiels der Hauptdarsteller und eines perfekten Drehbuches glänzt und zum besten gehört, was in diesem Bereich je inszeniert wurde.
Kurzkritik
Raspa (392), 19.01.2009
50er Jahre. Vorstädte im Osten der Staaten. Erdrückende Enge. Nur halb gewollte Kinder. Wunsch auszubrechen. Der Psychopath als der Hofnarr, der die Wahrheit sagt. Am Ende: Ausweglosigkeit. Das Geplapper geht weiter. Großes Schauspielerkino. Unbedingt ansehen.
Hoffnungslose Leere
otello7788 (554), 19.01.2009
Die Stärke von "Zeiten des Aufruhrs" ist vor allem die Wahrhaftigkeit, die seine Dialoge kennzeichnet. Kein Satz, der künstlich oder gestellt wirkt. Man hat wirklich das Gefühl, daß man dem Paar von außen dabei zusieht, wie es sich gegenseitig zerstört. Oder besser, wie Dinge in den Personen mächtiger werden und alles zerstören. Dabei sind sowohl Kate Winslet, wie auch DiCaprio, 100% überzeugend in ihrer Darstellung. Aber auch die Nebenrollen sind bis ins kleinste perfekt besetzt. Der Film bietet kammerspielartig allerbestes Schauspielerkino. Trotzdem hat der Film mich zwar zum Denken gebracht, aber nicht wirklich tief berührt. Aber das soll möglicherweise sogar so sein.
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