Verschwende deine Jugend
Deutschland 2003, Laufzeit: 98 Min., FSK 6
Regie: Benjamin Quabeck
Darsteller: Tom Schilling, Mareike Malina Lindenmayr, Robert Stadlober, Jessica Schwarz, Marlon Kittel, Christian Ulmen, Dieter Landuris, Nadja Bobyleva, Nina Asseng, Denis Moschitto, Josef Heynert,Steffen Jürgens, Oliver Bröcker
Die Deutsche New Wave-Szene 1981 in München: ein eher trostloser Anblick! Harry tut alles dafür, dass sich das ändert! Er plant sogar ein Konzert mit der Deutsch-Amerikanischen-Freundschaft, den Stars der Szene. Leider vergisst er, die Band selber zu fragen. Ein so heiterer wie ernster Blick auf die New Wave-Bewegung in DeutschlandDer Film wird vor allem zwei Typen von Besuchern finden, die unterschiedliche Interessen mitbringen. Erstens: Die 'alten Säcke', die Anfang der 80er Jahre die Punk- und New Wave- Bewegung ? später Neue Deutsche Welle genannt und auf immer und ewig unangenehm mit deutscher Schlagermusik von Nena, Markus und Co. assoziiert ? live miterlebt haben und in einem nostalgischen Blick zurück an die gute alte Zeit erinnert werden möchten. Zweitens: Menschen, die jetzt so alt sind wie damals die 'alten Säcke' (also ungefähr zwischen 17 und 25) und sich im Rahmen der derzeitigen 80er Jahre Retro-Welle für diese Zeit, ihre Musik und ihre Mode interessieren. Letztere sehen einen Film, der auf humorvolle aber doch ernste Art die genannte Zeit und ihr Lebensgefühl in einer Teenagerstory zwischen Liebe zur Musik und Liebe zwischen Mädchen und Jungs wiederspiegelt. Alle anderen können sich an einem genau recherchierten Film (das Drehbuch stammt u.a. von Ralf Hertwig von der NDW-Band 'Palais Schaumburg') erfreuen, in dem die kleinsten Details der Ausstattung historisch korrekt sind (Nerds können sich an den im Hintergrund drapierten Platten dieser Zeit ? heute längst Klassiker ? erfreuen) und zahlreiche historische Anekdötchen, Seitenhiebe (z.B. gegen Ideal und Extrabreit) und Anspielungen auf Personen des öffentlichen Lebens (allen voran Dietrich Diederichsen) entschlüsselt werden wollen.Die Story um den Banklehrling Harry, der ? von der Neuen Welle euphorisch erfasst ? seine Jugend nicht in der Bank verschwenden, sondern unbedingt aktiv in der Szene mitmischen will und dabei von einer Katastrophe in die nächste stolpert ist smart erzählt, spart aber im Vergleich zu Benjamin Quabecks "Nichts bereuen" mit filmischen Raffinessen. Eher solide inszeniert, wird der Film sein Publikum nicht wegen seiner glanzvollen Qualität erreichen, sondern über die beiden oben beschriebenen Wege des 'special interest'. Das aber mit Sicherheit und zu Recht!
(Christian Meyer)
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