True Grit
USA 2010, Laufzeit: 110 Min., FSK 12
Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Darsteller: Hailee Steinfeld, Jeff Bridges, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper
>> www.truegritfilm.de
Beseelter, gewitzter Western
Wortsalven
„True Grit“ von Joel und Ethan Coen
Joel und Ethan Coen sind Amerikaner durch und durch. Ihre Filme spiegeln und karikieren den American Way of Life so, wie sie die Genres huldigen und neu erfinden. So ist es nur konsequent, dass sich in ihr Werk nun das uramerikanischste aller Kinogenres einordnet – ein Western. Auch wenn man ihren „No Country for Old Men“ als modernen Western lesen darf, mit „True Grit“ inszenieren die Coens ihren ersten klassischen Western. Eine Rachegeschichte, in der die Rächerin in ihrer Stringenz und Kompromisslosigkeit an Quentin Tarantinos „Kill Bill“ erinnert. Nur ist der Racheengel in diesem Fall keine ausgebildete Killerin, sondern ein kleines Mädchen aus dem Wilden Westen, das sich keines Samurai-Schwerts, sondern zweier Haudegen behilft:
Arkansas, 1872: Als ihr Vater im Streit von Tom Chaney (Josh Brolin) ermordet wird, schwört die 14-jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld) Rache und will den flüchtigen Mörder hängen sehen. Von gesetzlicher Seite kann sie keine Hilfe erwarten, also engagiert sie für eine Handvoll Dollar den abgehalterten U.S. Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges). Während der noch hadert, wird Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) vorstellig, der Chaney schon länger wegen anderer Delikte auf der Spur ist und das Kopfgeld einkassieren will. Das ungleiche Gespann macht sich auf, den Bösewicht zu jagen.
Dass der Roman von Charles Portis bereits 1969 mit John Wayne in der Rolle Cogburns verfilmt wurde, interessierte die Brüder Coen nicht. „Wir machen kein Remake, wir verfilmen den Roman neu“, werden sie von Jeff Bridges zitiert. Dabei ergötzen sie sich an den umwerfenden Dialogen, die die literarische Grundlage hergibt und die sich großzügig im Film wieder finden: Zum ersten Schusswechsel kommt es in diesem Western erst nach einer geschlagenen Stunde – vorher ballern sich die drei Protagonisten die Worte um die Ohren. Und diese Wortgefechte sind wahrlich ein Genuss: Ein gewitztes, vorlautes Mädchen, das schon bald dem schießfreudigen Eigenbrötler die Leviten ließt; ein Ranger aus dem Machostaat Texas, den das Mädchen schon bei der ersten Begegnung zum Rodeo-Clown degradiert; und zwei echte Kerle, die gegeneinander um die Gunst des Kindes rivalisieren, das sie vorführt. Aber keine Angst, Männer: Auch wenn die Dialoge das Fundament bilden, ist dieser Film noch lange kein Soap-Western. Wenn es hier endlich knallt, dann wird es derb. Das sind die Coens ihrem Publikum schließlich schuldig. Es spricht für die Regie-Brüder, dass sie dabei in den letzten Jahren zunehmend poetisch werden. „True Grit“ ist keine Comic-Verfilmung – und so klischeebesetzt die zwei männlichen Hauptfiguren auch seien mögen, sie verkommen keinesfalls zu eindimensionalen Abziehbildern. Im Gegenteil. „True Grit“ ist, wie bereits „No Country for Old Men“, eine beseelte Literaturverfilmung. Ein rauer Western mit Seele, der einem die Tränen ebenso vor Lachen in die Augen treibt wie vor Rührung. Derb, zynisch, poetisch. Ein Coen-Western.
BAFTA Film Preis: Beste Kamera
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24