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Nordwand
D 2007, Laufzeit: 126 Min., FSK 12
Regie: Philipp Stölzl
Darsteller: Benno Fürmann, Johanna Wokalek, Ulrich Tukur, Florian Lukas, Georg Friedrich, Simon Schwarz, Erwin Steinhauer, Branko Samarovski, Petra Morzé, Hanspeter Müller-Drossaart, Peter Zumstein, Martin Schick, Erni Mangold, Hannes Thanheiser

Groß und mächtig, schicksalsträchtig – der deutsche Bergfilm ist zurück. Inspiriert von den Schicksalen vierer Männer, die 1936 versucht haben, die Eiger Nordwand zu besteigen, erzählt Regisseur Philipp Stölzl vom Kampf Mann gegen Natur.

1938 gelang die Erstbesteigung der Eiger Nordwand, einem 1.800 Meter hohen Fels- und Eismassiv bei Bern. Davon erzählt Philipp Stölzl nicht. Stölzl setzt zwei Jahre früher an, als zwei Deutsche und zwei Österreicher die Nordwand im Wettlauf erklimmen wollen. Im Mittelpunkt des rauen Abenteuers: die beiden deutschen Buan Toni Kurz (Benno Führmann) und Andi Hinterstoisser (Florian Lukas), die ein „Berg Heil“ dem Heil des Führers im fernen Berlin vorziehen. Toni lässt sich nur schwer anstecken von Andis Ehrgeiz, bis in ihm dann doch der Sportsgeist erwacht: Gemeinsam begeben sich die Freunde zum Fundament des Riesen. Dort wartet bereits die elitäre Zuschauerschaft aus Deutschland, die das gefahrvolle Treiben von der Terrasse des Vier-Sterne-Hotels aus verfolgen will. Mit dabei: der patriotische deutsche Reporter Arau (Ulrich Tukur als süffisanter Feingeist) und dessen junge Fotografin Luise (Johanna Wokalek), der Arau hinterher steigt, die sich jedoch dem schönen Toni verbunden fühlt. Doch Toni und Andi müssen sich erst einmal mit dem österreichischen Team messen – und sich der Wand aus Eis und Stein stellen.

Den Triumph oder die Katastrophe benötigt Journalist Arau, sonst hat sich der Weg in die Schweiz für ihn nicht gelohnt. Ähnlich kompromisslos ist das Kino, wenn es sich authentischer Geschichten annimmt. Inwieweit „Nordwand“ sich dem einen oder anderen Extrem zuneigt, soll hier nicht verraten werden. Neben der mühevollen Klettertortur seiner Helden widmet sich der Film ebenso dem Drumherum: Viel Wirbel machen Medien und Parteischergen um die Bedeutung der Erstbesteigung aus deutschnationaler Sicht. Während die Kletterer mit Höhenkoller, Größenwahn und physischen Strapazen kämpfen, speist man unten am Kamin zu Kerzenschein und harrt dekadent und erwartungsvoll „kolossaler“ Ereignisse. So erscheint der Mensch wieder einmal kälter als der Schneesturm, der dort oben zu wüten anfängt.

Den Schlechtmenschen dichtet Stölzl Luise entgegen. Johanna Wokalek, die sich erst ganz still („Barfuß“) und nun zunehmend präsenter („Der Baader Meinhof Komplex“) verdientermaßen im deutschen Kino durchsetzt, überzeugt als Frau mit Herz und Gewissen. Das erscheint manchmal ebenso wie die Inszenierung insgesamt etwas pathetisch. Doch über allem thront der Berg, und die Geschehnisse dort vermögen vor allem atmosphärisch zu bannen. Der Kampf zwischen Ehrgeiz und Vernunft ist so mitreißend wie Kälte und Gefahr spürbar, denen die Bergsteiger ausgesetzt sind. So mag alles zusammengenommen etwas überhöht daherkommen. Aber wer mag das einem Bergfilm schon verübeln?

(Hartmut Ernst)

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