Meine schöne Bescherung
Deutschland 2007, Laufzeit: 98 Min., FSK 12
Regie: Vanessa Jopp
Darsteller: Heino Ferch, Jasmin Tabatabai, Martina Gedeck, Meret Becker, Rainer Sellien, Roeland Wiesnekker, Rosa Enskat, Andreas Windhuis, Matthias Matschke, Ursula Doll, Alexandra Neldel, Petra Kelling, Feo Aladag
Sara lebt glücklich mit ihren drei Kindern aus drei verschiedenen Beziehungen, ihrem vierten Mann Jan und dessen Sohn. Zum Weihnachtsfest hat sie ihre Ex samt neuen PartnerInnen und Nachwuchs eingeladen.
Mit Beginn des neuen Jahrtausends wurde dem deutschen Kino mit Vanessa Jopp eine Regie-Hoffnung geschenkt, die die Erwartungen mit der erfrischenden Ost-West-Studie „Vergiss Amerika“ erfüllte. Nach dem eher durchwachsenen Jugend-Portrait „Engel & Joe“ knüpfte sie mit dem elegant verschlungenen Beziehungsreigen „Komm näher“ wieder an die Qualitäten ihres Debüts an, um nun mit „Meine schöne Bescherung“ einen weiteren (komödiantischen) Schritt vorwärts zu tun. Denn immer wenn sich Jopp von der Tragik ihrer Geschichten und Protagonisten löst, bekommen ihre Filme eine Leichtigkeit, wie sie selten im hiesigen Kino ist.
Diesmal liegt das auch an der in unserer Produktionslandschaft seltenen Praxis, dass neben den beiden Drehbuchautorinnen ein spezieller Autor für die Dialoge engagiert wurde. Die sind voll hintergründigem Witz und entkernt von jeder Geschwätzigkeit. Die Wortgefechte zwischen Martina Gedeck (Sara) und Heino Ferch (Jan) erinnern bisweilen an die Screwball-Comedies aus legendären Hollywoodzeiten. Und man fragt sich unwillkürlich, warum es nicht öfter gelingt, das charismatische Potential und die offensichtlich stimmende Chemie zwischen diesen beiden Stars auszunutzen. Und auch Jasmin Tabatabai, Meret Becker und all die anderen präzis geführten Nebendarsteller stürzen sich mit unverhohlener Spiellaune in dieses überschäumende Zeitgeist-Barometer voller kleiner und großer Gemeinheiten, Eifersuchtsausbrüche, Hahnenkämpfe und faustdicker Überraschungen. Denn als Sara ihre Schwangerschaft verkündet, weiß der Zuschauer schon längst, dass Jan nicht der Vater sein kann – im wahrsten Sinne des Wortes eine schöne Bescherung.
Eine Bescherung, die in so manchem Zuschauer unselige Erinnerungen wach rufen dürfte. Denn das Fest der Liebe wandelt sich ja unter dem zwanghaft herbeigesehnten Harmonie-Bedürfnis nicht selten zur familiären Katastrophe. Dass wir der hier gerne zuschauen, liegt nicht zuletzt auch an den stimmungsvollen Bildern von Hans Fromm, dem es gelingt, Gesichter und Dekors gleichermaßen zu zelebrieren.
(Rolf-Ruediger Hamacher)
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