Ein Ort der Freude und des Vergnügens ist der Ballsaal seit seiner Entstehung im Jahre 1830. Schon im 19. Jahrhundert wurde er zu einer Heimat der freien Kulturszene. Aus der Universität und dem Zentrum von Bonn zog es die Studierenden und die städtische Jugend in das östlich vor der Stadt gelegene Endenich. Dort, in der Frongasse konnte ausgelassen getanzt und im angrenzenden Gasthaus während des Sommers unter freiem Himmel gezecht werden. Die fortschrittlich gesinnten Autoren aus dem Umfeld der Romantiker entdeckten den Ort für sich, so dass in den Jahren vor der Revolution von 1848 der Maikäferbund in Endenich seine Zusammenkünfte begehen konnte. Das Gasthaus fiel später der Abrissbirne zum Opfer. Ein Glück ist es, dass immerhin der Wert des architektonisch reizvollen Ensembles im Zentrum des Vororts erkannt wurde, wo gleich gegenüber der Kabarettbühne der Springmaus das Rex-Kino, das Irish Pub The Fiddlers und das Theater im Ballsaal die Menschen aus dem ganzen Rheinland anlocken.
Heute beherbergt der blaugestrichene Saal mit seinem charakteristischen Balkon, auf dem in vergangenen Zeiten die Musiker Platz nahmen und in dem es eines der schönsten Foyers der Theaterszene in NRW gibt, das fringe ensemble und die CocoonDance Company. Frank Heuel bietet politisch engagiertes Theater und arbeitet kontinuierlich mit Autoren aus Deutschland und den europäischen Ausland zusammen, jede seiner Produktionen stellt auf ihre Weise ein künstlerisches Experiment dar. Er gründete das fringe ensemble 1999, wenige Monate später entstand auch die CocoonDance Company von Rafaele Giovanola und Rainald Endraß. Sie bietet Tanz an der vordersten Linie der ästhetischen Entwicklung unserer Tage und einen Schuss Erotik mischt sie ihren Produktionen auch stets hinzu. Zwei internationale Festivals für den Tanz konnte man mit „Into the Fields“ und dem Tanzsolofestival an das Haus binden. Das fringe ensemble ist hingegen fester Bestandteil des bundesweiten Netzwerks der Flausen und der NRW-Reihe „west off“.
„Wir sind ein Theater der Verwandlungen“, erklärt Svenja Pauka die Leiterin des Ballsaal. Und damit hat sie recht, denn kein Theater stellt so viel Nähe zu seinem Publikum her wie ihr Haus. Die Podesterie kann mit jeder Inszenierung verändert werden, immer anders lernt man den Raum kennen. Wo Nähe ist, entsteht Energie, und die erzeugt Wärme. Es ist stets ein intensives Erlebnis, eine Produktion im Ballsaal besucht zu haben. „Das liegt daran, dass die Künstler wissen: Hier werden sie wahrgenommen“, sagt Svenja Pauka – und mitunter wird aus diesem Grund manchmal sogar das Saallicht angelassen. Die Zuschauer sind eben Teil der Bühnensituation, Zeigen und Sehen werden bewusst thematisiert. Eine Situation, die ein Stadttheater in dieser Konsequenz nicht zu bieten vermag. Man versteht das Gefühl anzusprechen und damit auch das Gehirn, denn die Bühne wird zum Labor, in dem die Konflikte des gesellschaftlichen Lebens gespiegelt und betrachtet werden können. Das ist der entscheidende Schritt, um die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten zu können. Eine Erfahrung, die den Weg in die Frongasse zu einem lohnenden Erlebnis macht.
Theater im Ballsaal | Frongasse 9, Bonn | www.theater-im-ballsaal.de
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