Im Fernsehen hat die Serie „Der Tatortreiniger“ mit Bjarne Mädel in der Rolle des Heiko „Schotty“ Schotte längst Kultstatus erreicht – jetzt erobert der Stoff auch die deutschen Bühnen. Ohne Mädel, aber mit ähnlichem Erfolg. Auch das Contra-Kreis-Theater in Bonn greift zu und lässt Regisseur Michael Schäfer drei ausgewählte Episoden inszenieren, in denen nicht alles so ist, wie es zunächst scheint. Was letztlich den Reiz der Serie ausmacht, wie Hauptdarsteller Jan Schuba erklärt. „Hinter der skurrilen Ausgangssituation steckt in der Regel ein gesellschaftliches Problem, das Schotty mit seiner Straßenschläue und einer unbestechlichen Logik angeht. Dabei denkt er noch nicht einmal darüber nach, sondern handelt und redet ganz intuitiv.“ Und tritt in ein Fettnäpfchen nach dem anderen. „Ja, aber er trifft auch immer wieder ins Schwarze. Er ist vielleicht nicht sonderlich intelligent. Aber er ist klug.“
Obwohl – oder vielmehr weil – „Der Tatortreiniger“ so beliebt ist und unter anderem mit zwei Grimme-, drei Comedy-, einem Menschenrechts- und einem Schauspielpreis ausgezeichnet wurde, ist Jan Schuba vor der Premiere in Bonn recht entspannt. „Natürlich verknüpfen viele Menschen die Figur Schotty automatisch mit Bjarne Mädel“, sagt er. „Ich bin ihm vom Typ her angeblich recht ähnlich und spiele die Rolle auch im breiten Norddeutsch – aber ich möchte kein Abziehbild sein. Deshalb habe ich die Serie nicht detailliert studiert – vor dem ersten Vorsprechen kannte ich sie noch nicht einmal.“ Ursprünglich sei die Inszenierung 2022 für die Komödie in Düsseldorf adaptiert worden und habe dort großen Anklang gefunden. „Die Szenen sind einfach unglaublich lustig, aber absolut kein Schenkelklopfer-Humor“, betont Schuba. „Das Publikum weiß genau dies zu goutieren.“
Im Contra-Kreis-Theater werden zwischen dem 20. Februar und dem 30. März die drei Folgen „Nicht über mein Sofa“, „Özgür“ und „Geschmackssache“ gezeigt. In ersterer soll Schotty das Haus einer reichen Witwe reinigen, in dem ein Einbrecher auf der Flucht eine Treppe hinuntergestürzt ist. In der zweiten trifft er auf die hochschwangere Silke, die ihrem Sohn einen eigenwilligen Namen geben will. Und in der letzten erscheint dem Tatortreiniger der Geist einer verstorbenen Psychotherapeutin. Das dürfte dann also im wahrsten Sinne des Wortes ein Mordsspaß werden.
Der Tatortreiniger | 20. (P), 21., 22., 23., 26.2., 28.2. - 2.3., 5., 6., 9.3., 12. - 16.3., 18. - 23.3., 26. - 30.3. je 19.30 Uhr, So um 18 Uhr | Contra-Kreis-Theater, Bonn | www.contra-kreis-theater.de
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