Mit der Dokumentation „66 Kinos – Eine Reise durch die deutsche Kinolandschaft“ richtet Regisseur Philipp Hartmann den Scheinwerfer auf die Lichtspielhäuser, die Film als Erlebnis Kino erst erfahrbar machen. Im Oktober startet die Doku zu einer ausgedehnten Kinotour, hier wird sie erst im Februar 2018 zu sehen sein.
In Köln ist zwischen dem Dreh des Films im Jahr 2015 und dessen Kinotour in diesem Jahr in der Kinoszene aber schon wieder so viel passiert, dass man daraus einen eigenen Film machen könnte. Gerade wurde mit dem Theater am Rudolfplatz ein traditionsreiches Kino abgerissen. Es stammte aus einer Zeit, als die Ringe eine Prachtstraße für Premierenkinos in Köln waren. In den 70er und 80er Jahren kam die ein oder andere Kinokrise, und Anfang der 90er Jahre eröffnete der Cinedom und schöpfte das restliche Publikum von den Ringen ab. Dort schlossen nach und nach die Kinos – seit den 90ern u.a. das Theater am Rudolfplatz, das Residenz und schließlich der Filmpalast, der wie das Rex schon in den 70er Jahren zum Schachtelkino verkommen war. Ist erst mal ein Supermarkt, eine Kleidungs-Kette, ein Restaurant oder ein Club in das Gebäude eingezogen, ist die Schließung eines Kinos meist endgültig. So erging es dem Broadway in der Ehrenstraße, dem Theater am Rudolfplatz und unzähligen Stadtteilkinos. Am Ring gibt es andere Beispiele: Das Residenz wurde 2012 wiedereröffnet. Der Filmpalast feierte nach einigen Verzögerungen im Dezember 2016 seine Wiedereröffnung. Und das im Jahr 2000 von der Betreiberin des Metropolis am Ebertplatz neu eröffnete Rex konnte nach dreijährigen Sanierungs- und Umbauarbeiten im August sein Programm zwischen Blockbustern und Arthaus wieder aufnehmen.
À propos Arthaus: Im Gegensatz zur wechselhaften Situation am Ring konnte sich der Arthaus-Fan in den letzten Jahren in Köln darauf verlassen, dass die Leinwände seiner Kinos stets erleuchtet sind. Das Weisshaus Kino in Sülz, das OFF Broadway in der Innenstadt an der Zülpicher Straße, das Odeon Kino in der Südstadt, das Cinenova in Ehrenfeld und die Filmpalette in der Nordstadt – sie alle haben in den letzten Jahren großartiges, beständiges Programm gemacht. Und nicht nur das: Zugleich wurden alle Säle mit digitalen Projektoren ausgestattet und die Kinos teilweise saniert oder sogar neue Säle geschaffen. Auch das Filmhauskino am Mediapark wird zurzeit saniert und soll im kommenden Jahr wieder eröffnen.
Das Theater am Rudolfplatz ist unwiderruflich verloren. Es gibt aber noch viele alte Kinogebäude in der Stadt. Man sieht ihnen nur ihren Ursprung nicht mehr an. Die Initiatoren eines neuen Stadtteilkinos haben ein solches Juwel entdeckt und werden mit den Lichtspielen Köln-Kalk Ende des Jahres Kölns erstes rechtsrheinische Kino seit 1985 eröffnen. Die Kölner Kino-Zukunft sieht gut aus. Wer sich auch für die reiche Vergangenheit interessiert, kann sich an den Verein Köln im Film und seine historischen Filmprogramme sowie Kino-Stadtführungen wenden oder das Guerilla Kino Köln, das alte, vergessene Kinostandorte in Köln bespielt.
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