Helmut Rehbein entstammt einer Kinofamilie und hat bereits mit 13 Jahren im Kino seines Vaters angefangen, dem Metropol in Düsseldorf. Später war er in der Landeshauptstadt für die UFA-Kinos zuständig und pendelte seit 1983 auch nach Köln, um dort schließlich im Jahr 2000 den UFA-Palast, den heutigen Filmpalast, zu übernehmen. Das Kino wurde 1931 als prunkvoller Kinosaal mit 1400 Sitzplätzen mit pompösen Aufgängen und Logen erbaut, wo man „mit Fliege, Frack und weißen Handschuhen begrüßt wurde“. Nach dem Umbau in den 50ern, bei dem das Gebäude in zwei Säle aufgeteilt wurde, erfolgte in den 70er Jahren die Umstrukturierung in Schachtelkinos. Diese Struktur blieb bis heute erhalten: Die Kapazität der insgesamt 13 Säle reicht von 16 bis 564 Sitzplätze.
Vom Prunksaal zum Schachtelkino – das Schicksal hat ja viele Kinos ereilt. Wie kam es im Deutschland der 70er zu dieser Entwicklung? Kamen mehr Filme in die Kinos?
Das Angebot war nach wie vor das gleiche. Nur konnte man es besser auswerten. Man hat gesagt, ein Film muss nicht schon nach drei Wochen raus aus dem Programm, weil ein neuer Film kommt, sondern man konnte in die kleineren Kinos wandern. Und das war grundsätzlich nicht verkehrt. Man hat so die Filme dem Publikum vernünftig anbieten können, auch über einen längeren Zeitraum hinaus, um dann auch wirklich jedem Gast die Möglichkeit zu geben, sich den Film in einem Kino vernünftig anzusehen. Vermutlich ist die Idee aus Amerika rübergeschwappt.
Hatte sich mit den Sälen auch das Publikum verändert?
Das Publikum ist jünger geworden. Im Laufe der Zeit wurde es immer jünger. Früher sind die älteren Herrschaften ins Kino gegangen und haben die Kinder mitgenommen - heute ist es umgekehrt.
Sie zeigen regelmäßig auch türkisches Kino. Wie kam es dazu?
Ich hab gesehen, dass wir hier in Köln einen Großteil an türkischen Mitbürgern haben und mir gedacht, man kann das ja mal ausprobieren. Wir haben im Jahr 2000 damit angefangen. Da waren wir in Deutschland eines der ersten Kinos. Ein riesiger Erfolg, wir hatten mitunter fünf, sechs türkische Filme hier im Haus, und das Kino war immer gerammelt voll, speziell am Wochenende.
Sie kennen die Düsseldorfer Kinolandschaft wie die Kölner. Können die Kölner von den Düsseldorfern noch was lernen?
Von den Düsseldorfern kann man bestimmt was lernen. Auch wenn es die Kölner nicht gerne hören würden. Wir haben hier in Köln lediglich zwei große Kinos, in denen etliche Filme angeboten werden und wo wirklich jeder hingehen kann. Die Kölner Kinolandschaft ist unterer Durchschnitt, und Köln will ja die Medienhauptstadt sein. In Düsseldorf habe ich mehr Multiplexe, habe ich mehr Angebote, da habe ich mehr schönere Kinos. Wenn ich mir das Forum Oberkassel allein angucke, das ist ein ganz phantastisches Kino mit einem schönen Ambiente, schöner roter Teppich, man kommt rein, rechts und links geht es zu den Kinosälen. Das ist einfach phantastisch, wie das aufgebaut wurde. Da können sich die Gäste noch richtig wohl fühlen.
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