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Ralf Schilling zeigt uns einen der Luxussäle
Foto: Jan Schliecker

„Mach dir ein paar schöne Stunden“

16. Oktober 2019

Cinedom-Chef Ralf Schilling eröffnet den Cinedom neu – Kino 10/19

choices: Herr Schilling, der 1991 eröffnete Cinedom erfährt mit einigen Veränderungen eine „Wiedereröffnung“, was ist passiert?

Ralf Schilling: Wir haben eine großartige Renovierung hinter uns, und zwar insbesondere das Kinofoyer inklusive dem Neuanstrich der Kuppel – dafür war ein 35 Meter hohes Raumgerüst notwendig, das den ganzen unteren Foyerbereich in Anspruch genommen hat. Das war recht unkomfortabel, deshalb auch das jetzige günstige Angebot, wo auch den ganzen Tag sehr viele Besucher kommen. Bis Donnerstag kosten diese Woche alle Vorstellungen in allen Sälen 4 Euro, ab Freitag dann 7 Euro bis Sonntag, und Sie können auch was gewinnen.


Foto: Jan Schliecker

Wie stellt sich das Preisniveau sonst dar?

Günstig. Wenn man bedenkt, man ist hier in einer angenehmen Atmosphäre mit einer gewissen Aufenthaltsqualität. Wir hatten ja Umbaupreise eingeführt, jetzt die Preisaktion, und dann schauen wir mal, weil irgendwovon müssen auch die Miete und die Mitarbeiter bezahlt werden. Normal kostet’s derzeit am Wochenende 9 Euro, dann gibt’s die Zuschläge für 3D – das sind 3 Euro – ebenso für die Luxussäle mit den elektrischen Sesseln, und 1 Euro für Dolby Atmos.

Wie viele arbeiten denn im Cinedom?

Etwa 140 Personen, davon 40 in Vollzeit.

Wenn Sie so einen Saal mit Liegesitzen ausstatten, wie viele Plätze gehen da verloren?

Also oben Saal 10, der hat ungefähr Standardgröße, der hatte vorher 300 Sitzplätze, jetzt hat er noch 178. Weil Sie die Abstufungen viel breiter machen müssen, weil die Füße hochgehen und wegen den Fluchtwegen.

Und die Reaktionen?

Die Leute finden das super, und die Luxussäle 10 bis 13 sind bei dieser Aktion auch immer ausverkauft.

Wie viel haben Sie investiert?

Einiges. Einen hohen einstelligen Millionenbetrag.

Ist das Kino jetzt so, wie Sie sich das vorstellen?

Ich will mich jetzt nicht mit fremden Federn schmücken. Ein Innenarchitekt hat unter anderem das Konzept für die Farbgebung entwickelt, ich war nur da, drauf zu schauen, dass es auch so umgesetzt wird. Vor zwei Wochen haben wir noch Lampen angebracht, die mittlere fehlt noch.


Eingangsbereich ohne Warteschlangen, mit Wave Screen, Kaffeetheke, Loungebereich
Foto: Jan Schliecker

Was war Ihnen denn am wichtigsten bei der ganzen Geschichte?

Am wichtigsten war mir die Verbesserung der Aufenthaltsqualität insbesondere durch den großen Sitzbereich und das Coffee Fellows im Erdgeschoss. Es gab immer den Kritikpunkt, dass es hier zu wenig Sitzgelegenheiten gibt. Wir haben jetzt auch moderne Toiletten, wo man nichts mehr anfassen muss – alles berührungslos –, und darüber hinaus die im Prinzip vergrößerten und teilweise neuen Concession-Theken und die Versetzung der Kassen von der Mitte des Foyers an den hinteren Rand. Wir wollen versuchen, dass so viele Leute wie möglich sich im Internet eine Karte kaufen, damit die Schlangen da unten nicht noch länger werden – und das passiert leider bisher nur zu 30 Prozent.

Werden das nicht immer mehr?

Na ja, das stagniert schon seit einer Weile.

Aber muss man nicht reservieren, um zu bestimmten Zeiten überhaupt reinzukommen?

Wenn man seinen Wunschplatz haben will – insbesondere diese Woche –, da muss man schon vorreservieren, sonst sitzt man in der ersten Reihe.

Speziell bei 3D sollte man eigentlich reservieren.

Ja, bei anderen Filmen auch. Sie wollen ja wissen, wo Sie sitzen oder wollen sich vor allem nicht immer da unten an der Kasse anstellen müssen. Für mich ist es eine große Überraschung, dass nicht mehr Menschen das wahrnehmen.

Zeigt der Cinedom nur kommerzielle Filme?

Eigentlich nicht. Also wir zeigen keine „harten“ Arthausfilme, aber wir zeigen schon gehobene Filme, die wir dann oben in den Luxussälen spielen, im Moment zum Beispiel „Die Deutschstunde“.

Werden die Filme richtig ausgesucht?

Ja, am Montag sind immer die Verhandlungen und am Montagabend können wir dann das Kinoprogramm ab Donnerstag auf der Webseite veröffentlichen.

Saal 4 ist der größte Kinosaal in Köln, wie ist da die Auslastung?

Das Wort „Auslastung“ ist bei Kinos immer ganz schlecht – am Wochenende 100 Prozent, in der Woche 10 oder so. Und dann kommt man so im Schnitt auf eine Zahl, die wir nie ausrechnen.

Auch wenn da nachmittags 10 Leute drin sitzen, läuft’s mit allem Schnickschnack?

Ja ja. Auch wenn nur eine Person drin sitzt und wir haben die Karte verkauft. Ist ein bisschen trostlos, wenn man ganz alleine drinsitzt. (lacht) Aber ist möglich.

Bei Komödien nicht ideal.

Was auch gut läuft ist dieser türkische Film, „7. Kogustaki Mucize“, das ist so ein Drama…

Warum laufen die türkischen Filme alle bei Ihnen? Das hat sich ja wohl so eingebürgert.

Genau, man hat ja eine Menge türkischer Mitbürger. Die Vorstellung heute um 19:50 Uhr ist voll, sicher auch wegen der 4-Euro-Aktion und der Schulferien. Der wird ab dem Wochenende in einem größeren Saal gespielt.

Sie haben das Kino Ende 2016 übernommen.

Und Ende 2017 haben wir dann erstmal Kino 4 und Kino 9 renoviert. Im Sommer 2018 fing dann diese Renovierung an.

Haben Sie technisch noch was an den Sälen gemacht?

Ja, wir haben Ende 2017 schon in Saal 9 und in der BlackBox Dolby Atmos eingebaut. In der BlackBox laufen auch immer die Musikfilme, wenn einer läuft, oder Operetten und Opern. Wegen dem Atmos und weil sie von der Kapazität her auch nicht so groß ist – 270 Sitzplätze.

Und die Laserprojektion in Saal 4.

Es gibt ja schon seit 2008 nur noch digitale Projektoren, das Licht kommt aber nach wie vor von einem herkömmlichen Leuchtmittel. Bei der Laserprojektion ist Weiß weißer und Schwarz ist schwärzer. Wir haben einen der wenigen 6P-Laserprojektoren in Deutschland, mit Wasserkühlung und allem drum und dran.

Es ist schon sehr differenziert geworden mit den Ausstattungen der Säle.

Ja, die Standardsäle haben ganz normalen Dolby 7.1-Sound, und dann gibt es die drei Atmos-Säle.

Hören Sie da einen Unterschied?

Ja, klar, ja ja. In den Dolby-Atmos Sälen sind 65 Lautsprecher verbaut, in der Decke, hinter der Leinwand und viel mehr an den Seiten, und Sie hören, wie das Vögelchen durch den Saal fliegt, sonst hören sie es nur von vorne und den Seiten.

Mehrheitlich gehört der Cinedom seit 2016 einem Immobilienfonds, Sie müssen also schwarze Zahlen schreiben?

Ja, jeder von uns hat ja einen Chef heutzutage. (lacht)

Was haben Sie vorher gemacht?

Da war ich in Bochum als Geschäftsführer für die 23 UCI-Kinos zuständig und für Österreich.

Wie ist es mit der Konkurrenz etwa durch Streaming, müssen Kinos da reagieren?

Das ist ja Home-Entertainment und dies hier ist „Out of home“. Ich glaube, wir werden es schwer haben jemanden, der eigentlich nur zuhause sitzt und gar nicht weggehen will, zu animieren hierher zu kommen. Wir erreichen nur Leute, die hin und wieder mal ausgehen wollen. Und es gab ja mal den Spruch: „Mach dir ein paar schöne Stunden – geh ins Kino!“ – und so ist es halt. Die derzeitige Wiedereröffnungs-Aktion läuft eigentlich, um hier in Köln zum einen den Cinedom bekannt zu machen – es gibt ja viele, die den Cinedom nicht kennnen, die vielleicht zugezogen sind – und insbesondere denen, die schon lange nicht mehr gegangen sind, weil sie sagen, da gehe ich nicht mir hin, das ist mir zu alt oder die haben seit 100 Jahren nichts gemacht. Und als Dankeschön für die Kunden, die jetzt eine ganze Weile unter den Umbauarbeiten gelitten haben.

Interview: Jan Schliecker

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