1993 gründeten Herbert Schwering und Christine Kiauk die Kölner Filmproduktionsfirma ICON FILM, die sich 2007 in COIN FILM umbenannte. Den Fokus richten die Produzenten auf das Autorenkino im Bereich Dokumentar- und Spielfilm. Ihre aktuelle Produktion, Nanouk Leopolds Drama „Brownian Movement“, läuft ab dem 30. Juni in den Kinos.
choices: Herr Schwering, Ihre Produktionsfirma existiert seit 1993: Hat sich in den Jahren etwas an der Ausrichtung verändert?
Herbert Schwering: Anfangs haben wir vorrangig Debütfilme produziert. Davon allein kann man aber nicht existieren. Inzwischen produzieren wir auch zweite und dritte Filme mit den Regisseuren. Das machen wir gerade mit Lola Randl und ihrem zweiten Film, „Die Erfindung der Liebe“. 2005 hatten wir ihren Diplomfilm an der Kunsthochschule für Medien koproduziert, 2008 dann „Die Besucherin“. Das ist eine lang andauernde Zusammenarbeit, und es gibt schon eine Option auf den Stoff danach. Erfreulich ist es, wenn man mit Filmemachern über eine längere Zeit zusammenarbeitet und beobachten kann, wohin sie sich entwickeln.
Sie schreiben selbst, haben bei Kurz- und Dokumentarfilmen früher Regie geführt. Wie kreativ kann und will man als Produzent sein?
Christine Kiauk und ich waren immer daran interessiert, Ideen von Beginn an mit zu entwickeln und den Dreh zu begleiten. Diese kreative Seite fordert einen als Produzenten viel mehr heraus als die finanzielle oder juristische Seite. Verträge zu lesen und mit Agenten zu verhandeln ist auch kreativ, aber als Produzent geht es vor allem darum, eine Geschichte mit zu erfinden, um diese am Ende auf der Leinwand wiederzuentdecken. Mich hat es immer auch gereizt, selbst zu schreiben, zu lesen, sich Stoffe vorzustellen: Wie sieht der Film wohl später auf der Leinwand aus? Was unterscheidet ihn, was ist der besondere cineastische Ansatz, wie inszeniert ihn die Regie. Es gibt ja schon viele Filme auf der Welt, warum braucht es gerade diesen?
Die Antwort darauf bekomme ich jeden Tag im Kino. Und da ist es um den Autorenfilm doch gar nicht mal so schlecht bestellt.
Ja, erfreulicherweise, und es ist vor allem den Kinos zu danken, die noch ein gepflegtes Programm machen. Aber überall da, wo Wischiwaschi gemacht wird, gerät man in Problemlagen. Im Produktionsbereich ist das nicht anders. Auch der Autorenfilm kann in verschiedenen Genres zu Hause sein, nicht immer nur düsteres Drama oder Berliner Schule. Komödie ist hierzulande ja ganz schwierig, obwohl viele junge Regisseure ihr Publikum auch unterhalten wollen. Wir in Deutschland sagen dann schnell, Anspruch und Unterhaltung geht nicht zusammen, obwohl wir in der Geschichte tolle Vorbilder haben wie Lubitsch oder Wilder. Ich mag da eher die Filmemacher, die den Mut und das Talent haben zwischen den Genres zu changieren.
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