Kleine Ursache, große Wirkung. Ein Sprichwort wie gemacht für Krankheitserreger. Infolge der Corona-Krise ruhen öffentliche Einrichtungen, Betriebe, Großveranstaltungen und Reiseverkehr, prägen Kontaktverbote den menschlichen Umgang und gilt eine Weltwirtschaftskrise ungeahnten Ausmaßes als sicher. Es erkranken und sterben Menschen.
Die Maßnahmen zielen wesentlich darauf, die Krankenhäuser vor Überlastung zu schützen. Aber das Gesundheitssystem steht hierzulande ohnehin längst in der Kritik, Personal bis zum Nervenzusammenbruch zu strapazieren, durch mangelnde Hygiene unnötigerweise die Gesundheit zu gefährden und sich weniger nach den gesundheitlichen Interessen der Patient:innen auszurichten, sondern vielmehr nach Gewinnmaximierung. Im Monatsthema GESUNDES KRANKENHAUS interessiert uns diese strukturelle Krise mindestens so sehr wie die jetzige Notlage.
In Leitartikeln fragen wir, wie eine betriebswirtschaftliche Ausrichtung des Gesundheitssystems zu den Mängeln beigetragen hat, ob die Corona-Krise endlich zu einem Umdenken im Sinne des Wohls von Patient:innen und Personal führen wird und wie es um den Kampf gegen multiresistente Krankheitserreger steht.
In unseren Interviews streitet der Mediziner Felix Ahls für eine konsequent solidarische Gesundheitsvorsorge, der Soziologe und Mediziner Karl-Heinz Wehkamp wirbt dafür, den sozialen Charakter des Gesundheitssystems zu stärken und der Infektiologe Peter Walger erklärt, warum die Bedrohung durch multirestente Keime keinesfalls bald der Vergangenheit angehört.
In Köln sprechen wir mit dem Gesundheitsladen, der sich der alternativen Gesundheitsbewegung verbunden sieht und mit dem Digital Hub Cologne, um zu erfahren, wie die Digitalisierung zur Gesundheitsvorsorge beitragen kann. Das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke erklärt uns, was sich ändern kann, wenn ein anthroposophischer Ansatz die Pflege prägt. Von der Universitätsklinik in Wuppertal erfahren wir, wie das Aktionsbündnis Saubere Hände den Hygienegedanken fördert.
Schließlich werfen wir einen Blick nach Schweden und fragen, vor welchen Herausforderungen Staat und Gesellschaft stehen, wenn sie sich vornehmen, mit so wenig Einschränkungen wie möglich durch die Corona-Krise zu kommen.
Die Diskussion, wie und wann die Corona-Notlage zu überwinden ist, wird heftiger, namentlich die Abwägung gesundheitlicher und wirtschaftlicher Interessen. Stimmen aus Politik und Wirtschaft rütteln sogar an den Zielen des Klimaschutzes. Dabei führt die Krise doch den unschätzbaren Wert von Solidarität vor Augen. Bleibt zu hoffen, dass diese Erfahrung wirkt, beispielsweise im Sinne des Pflegepersonals, das sich nicht mit der nun verstärkten moralischen Anerkennung zufrieden geben kann, sondern auf eine berufliche Besserstellung angewiesen ist. Oder im Sinne der kommenden Generationen, deren Wohlergehen auch vom heutigen Klimaschutz abhängt.
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