Alles auf Anfang: Das neue Jahr ist eingetreten, die Welt ist nicht untergegangen, und die Weihnachtsgeschenke sind umgetauscht. Sogar die zahlreichen Jahresrückblicke – also Programme für Menschen mit Kurzzeitgedächtnis-Schwäche – sind überstanden. Da fragt sich so mancher: und jetzt? Wo kann ich hingehen, um wieder Spaß am Leben zu haben? Das Komikzentrum weiß Hilfe: Bereits vor Weihnachten sind die Bonner Pantheoniken mit „Pink Punk Pantheon“ in die 30. Session gestartet. Genau wie die Kölner Stunksitzer im E-Werk, wo inzwischen Friede im Kampf um die Sitzplätze eingekehrt ist.
Erst am 17. Januar feiert dagegen die „Immisitzung“ im Bürgerhaus Stollwerck Premiere – mit vielen Folgeterminen. Mit nur sechs Veranstaltungen ist die „Röschen Sitzung“ zwar quantitativ die kleinste „alternative“ Sitzung, aber fürs überwiegend schwul-lesbische Publikum doch immer noch die feinste. Seit der Uraufführung im Januar 2005 wagen sich immer mehr Heten in den Kulturbunker Mülheim und werden nicht enttäuscht. Premiere ist am 19. Januar, gefolgt vom 25. und 26. Im Februar wird am 1., 2. und und 8. (jeweils 20.30 Uhr) auf den regenbogenfarbenen Putz gehauen.
Dabei gibt es Menschen – es sind keineswegs nur Klemmschwestern – denen der Karneval als solcher am Allerwertesten vorbeigeht. Müssen die sich jetzt einen Monat lang in ihrer Kemenate einschließen und Buße für die Weihnachtsvöllereien tun? Nein, ganz so ernst wird es weder in Köln noch in Bonn. Wobei das im vergangenen April eröffnete Casino als cooler Ableger des Pantheon das parallel laufende Angebot an „normalem“ Unsinn überhaupt erst ermöglicht. Das kleine Theater bietet sowohl dem Nachwuchs als auch gestandenen Künstlern ein Forum, in dem man sich erproben und/oder ein neues, junges Publikum erspielen kann. Denn eines steht fest: Nicht nur die Kabarettisten, auch ihre Zuschauer werden jeden Tag älter. Auch Wilfried Schmickler, der in der Außenveranstaltung der Oper Bonn für gefüllte Ränge sorgt: „Ich weiß es doch auch nicht“, gibt er am 13. Januar zu. Fünf Tage später, also am 18., wird Rainald Grebe an selber Stelle „Das Rainaldgrebekonzert“ geben.
Aber auch der Kölner kann sich – so ihm danach ist – leichten Fußes abseits der närrischen Pfade bewegen. Zu empfehlen ist das „Kabarettbundesliga“-Spiel zwischen Hans Krüger & Gunkl, dem Prix Pantheon-Gewinner 2011, am 20. im Senftöpfchen-Theater. Letzterer kommt aus Österreich und ist ob seiner gewandten, sprachphilosophisch unterfütterten Spaziergänge durch die Labyrinthe des Alltags nicht hoch genug zu loben.
Einer, an dem sich die Geister scheiden, steht am 18. mit Anton Grübener auf der Bühne des Theaters 509 im Bürgerhaus Stollwerck und am 19. im Pantheon Casino. Er selbst bezeichnet sich als Vortragskünstler der neuen alten Schule, also einer Institution, die es gar nicht gibt. Anders gesagt: Grübener meidet die üblichen Gags, erzählt weder platte Geschichten von Supermarktschlangen oder Zugreisen mit der Deutschen Bahn, macht sich nicht über Handy-Dauertelefonierer lustig und krittelt nicht an verschiedenen Kaffeesorten herum. „Der Bart ist ab – mach doch mal was Lustiges!“ heißt sein Solo-Programm, in dem er sich komplett dem Barth’schen Humorverständnis verweigert – aber sehen Sie selbst, ob er in Ihr Humorzentrum trifft oder nicht.
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