Der Wahnsinn hat Methode: Da will man einfach nur mal einen entspannten Musikabend goutieren, denkt an nichts Böses, gerät auf das Konzert von „Crippled Black Phoenix“ - und sieht sich prompt konfrontiert mit dem Aufregendsten und zugleich Feinsten, was die Essenz aus sechzig Jahren Rockmusik hervorgebracht hat! So Akklamationen zu Superlativen ausarten sollten - die begeisterten Zeugen im gut gefüllten „Yard“-Club dürften nicht müde werden, auch noch eine vierte oder fünfte Zugabe einfordern zu wollen.
Worum geht’s? Um selbsternannte „Endzeitballaden“, um Klang gewordene Lavaströme, die sich zu erhaben bodenständig-bodenlosen Riff-Eruptionen aufschichten: Die aufwändig ausgestalteten Post (Blues-/Psych-/Goth-) Rock-Motetten des siebenköpfigen Ensembles „knallen“ in einem gut dreistündigen (!) Konzert schier ohne Ende.
Blick zurück: Schon das erste Album der „Crippled Black Phioenix“, „A Love of Shared Disasters“ (ein Titel, ein Programm) war ein Pandemonium sämtlicher Rock-Spielarten in Moll. Seitdem gilt: Beliebt ist, was gefällt! „200 Tons Of Bad Luck“ (kann passieren...), „The Resurrectionists / Night Raider“, „I Vigilante“ und auch das aktuelle Album, „Mankind.The Crafty Ape“, sorgen dafür, dass die geneigte Zuhörerschaft kollektiv aus dem Fenster springt, aber von Parterre aus! Denn „Crippled Black Phoenix“ aus Bristol sind bodenständig, „handgemacht“, aber nicht so verbissen klassisch, dass nicht auch ein Sample Bulgarischer Chöre, oder eine „Kraftwerk“-Reminiszenz Platz im Soundgebilde hätte.
Das Einzige, was „Crippled Black Phoenix“ vorzuwerfen wäre: Sie sind ums Verrecken nicht „massenkompatibel“. Was gegen die Masse und für die Band spricht. Schade, sonst wäre unsere Welt eine bessere, wie gestern im “Yard Club“: „Zweihundert Tonnen Pech“?! Ach komm, let's rock!
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