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Angenehm falsch

06. Oktober 2025

„Wiener Blut“ am Essener Aalto-Theater – Oper in NRW 10/25

Diesmal ist es nicht der Champagner, der alles verschuldet hat, sondern ein „eig‘ner Saft, voller Kraft, voller Glut“: das Wiener Blut. Am 25. Oktober 1899, dem 74. Geburtstag von Johann Strauß, kam diese Nachblüte der Strauß’schen Operettenseligkeit am Wiener Carltheater heraus – und wurde eingrandioserFehlschlag. Die Librettisten Victor Léon und Leo Stein, zwei Profis mit unfehlbarem Theaterinstinkt, verstanden die Welt nicht mehr. Strauß hat das Desaster nicht mehr erlebt: Er war gut vier Monate vorher an einer Lungenentzündung gestorben.

Zum 200. Geburtstag des „Walzerkönigs“ zeigt das Aalto-Theater Essen eine Neuinszenierung dieser Wien-Verklärung in Kooperation mit der Jubiläumsorganisation „Johann Strauß 2025 Wien“. Eigentlich müsste gleichrangig neben Strauß ein anderer Name als musikalischer Autor genannt werden: Der Wiener Kapellmeister Adolf Müller jun., Komponist schlagkräftiger Operetten und Bühnenmusiken u.a. für Johann Nestroy, hat mit Zustimmung des altersmüden Strauß musikalisches Material aus fast 40 Jahren zu einemwirkungsvollenStück verarbeitet. Müller verbindet mit Gespür für dramatischen Aufbau und effektsichere Pointen Lyrisches und Tänzerisches und entwirft groß angelegte Finali.

Das rasante Durcheinander mit Balduin Graf Zedlau imMittelpunkt bringtder Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan auf die Bühne des Aalto-Theaters. Habjan, bekannt durch sein Spiel mit Klappmaulpuppen, ist im Revier kein Unbekannter: In Dortmund debütierte er 2021 als Hausregisseur an der Oper mit Mozarts „Entführung aus dem Serail“. Derzeit spielt er am Deutschen Theater Berlin die Hitlergroteske „Schicklgruber“ von Neville Tranter; am 16. Dezember hat an der Wiener Staatsoper seine Inszenierung von Beethovens „Fidelio“ Premiere.

In Essen liegt es an Kapellmeister Tommaso Turchetta, aus den Philharmonikern Wiener Charme und „Schmäh“ herauszulocken: Aljoscha Lennert stürzt sich als Graf Balduin in ein Wiener Durcheinander, in dem die Damen Raffaela Lintl (Gabriele), Natalia Labourdette abwechselnd mit Janina Mae Dettenborn (Franziska) und Mercy Malieloa bzw. Christina Clark (Pepi) versuchen, dem Wirrwarr der Verwechslungen zu entkommen. Getreu der Lebensweisheit von Richard Strauss: „Falsch sind die Leut‘ überall, aber in Wien sind sie so angenehm falsch.“

Wiener Blut | 25.10. (P), 2., 5., 9., 13., 29., 31.12.; 2., 11.1.2026 | Aalto-Theater Essen | 0201 812 22 00

Werner Häußner

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