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Vasily Barkhatov
Foto (Ausschnitt): Daniel Senzek

Die Suche nach der Seele

09. Juni 2025

„Rusalka“ in Düsseldorf – Oper in NRW 06/25

Vasily Barkhatov gehört zu den Top-Namen unter den Opernregisseuren, seit er vor gut zehn Jahren seine Heimat Russland verlassen hat und im „Westen“ inszeniert. Mit seinen 41 Jahren wirkt er immer noch jugendlich, und am Puls der Gegenwart fühlen auch seine Arbeiten. In den meisten Fällen gelingt ihm eine aufschlussreich neue Lesart bekannter Stücke, die aus dem Werk heraus ungewöhnliche Perspektiven entwickelt, ohne sich in einem konzeptionellen Überbau zu verlieren, der das Werk zum Material degradiert oder lediglich assoziative Verbindungen zu seinem Inhalt herstellt.

In Düsseldorf war diese Kunst an Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ zu studieren; wegweisende Arbeiten entstanden in den letzten Jahren auch in Bonn (Tschaikowskys „Eugen Onegin“) und Frankfurt („Die Zauberin“) – beide bezeugen auch die tiefe Verwurzelung Barkhatovs in der russischen Literatur, die für ihn wirkliche Heimat und Quelle der Inspiration ist. In Büchern findet er „das konzentrierte Erleben der Menschheit“.

Im Juni kehrt Barkhatov an die Deutsche Oper am Rhein zurück: Antonín Dvořáks „Rusalka“ liefert ihm einen vieldeutigen, offenen Stoff. Die Nixe Rusalka wünscht sich eine Seele und die Liebe eines Menschen. In der Menschenwelt ein wunderschönes, aber stummes Wesen ohne Geschichte und gesellschaftlichen Status, kann sie den Prinzen nicht an sich binden. Er erliegt der Verführung einer fremden, leidenschaftlichen Fürstin. Rusalka ist der Weg ins ursprüngliche Wasserreich versperrt, aber auch der Prinz ist ruhelos auf der Suche nach dem, was seine Seele im tiefsten Inneren ersehnt. Rusalkas Kuss ist ein Todeskuss, der ihm Frieden bringt.

Das „lyrische Märchen“ lässt sich symbolistisch entschlüsseln, als Reflexion des Frauenbildes des Fin de Siècle lesen oder politisch auf die Situation der Tschechen im Habsburgerreich interpretieren. Vielleicht ist es auch eine Parabel auf die Unfähigkeit, gesellschaftliche Schranken und Konventionen mit den Mitteln der Kommunikation zu überwinden. In der Bühne Christian Schmidts und den Kostümen Kirsten Dephoffs wird das Märchen szenisch realisiert. Am Pult der Düsseldorfer Symphoniker leitet Kapellmeister Harry Ogg ein Ensemble mit prominenten Namen, so Nicole Chevalier als Rusalka, Anna Harvey als Jezibaba und Sarah Ferede als fremde Fürstin.

Rusalka | 15. (P), 18., 21., 29.6., 1., 4., 8., 11.7. | Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf | 0211 892 52 11

Werner Häußner

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