Sie waren ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren. Gut möglich scheint allerdings, dass sie Frank Hilbrich den entscheidenden Anstoß zu seiner Neuinszenierung von Verdis „Rigoletto“ gegeben haben: die bösen „Horror-Clowns“, die rund ums vergangene Halloween zu Hunderten durch Deutschland und sämtliche Medien geisterten, weil sie Passanten erschreckt und sogar verletzt hatten.
Der Horrorclown ist mit seinem spektakulären Auftritt schließlich wie gemacht für die Bühne und die Verbindung zum intriganten Hofnarren Rigoletto mehr als naheliegend. Der ist zweifellos ein Zyniker und per se nicht sonderlich sympathisch. Doch gerne erfüllt er diese Rolle nicht, macht uns die Regie gleich zu Beginn der Vorstellung klar. Eher widerwillig und lustlos zieht er sich seine Clownsmaske über. Anders als seine „Kollegen“ auf der Straße hat dieser Clown keinen echten Spaß an seiner Boshaftigkeit. So hängen auch die Luftballons, die sich als prägendes Requisit durch die Inszenierung ziehen, überwiegend schlapp von seinem Narrenkostüm herab. Die Party ist für ihn persönlich schon lange vorbei. Für sein eitles, vergnügungssüchtiges Publikum am Hofe des Herzogs von Mantua ist sie eine Dauerdroge.
Das Unheimliche an der Geschichte interessiere ihn, sagt Regisseur Hilbrich, „der Psychothriller“. Für ihn sind darin Rigoletto und der Auftragsmörder Sparafucile die Horror-Clowns. So weit, so nachvollziehbar. Allerdings verschenkt Hilbrich auch ein ums andere Mal entscheidende Szenen, um dieses Unheimliche zu transportieren. So bleibt das durchaus gelungene Bühnenbild von Volker Thiele, das aus einem Halbkreis beweglicher Spiegelelemente vor tiefschwarzem Hintergrund besteht, bei den Auftritten des Mörders unsichtbar, weil ein violetter Glitzervorhang davor gezogen wird.
Das Unheimliche verträgt sich oft nicht mit dem Spöttischen, dessen sich Hilbrich so gerne bedient und das zweifellos auch zu einem Hofnarren dazu gehört. Wenn aber nach und nach die Luftballons wie die Illusionen der illustren Gesellschaft zerplatzen, wirkt das eher albern.
Ganz nebenbei allerdings entspinnt sich eine packende Episode des Mädchens Gilda, das zusehends erwachsen wird und mit den üblichen Trotzreaktionen eines pubertierenden Teenagers ringt. An ihr – in Jeans und Trägertop (Kostüme: Gabriele Rupprecht) – ist die Versetzung der Handlung in unsere Zeit übrigens am besten abzulesen. Cristina Pasaroiu gelingt es sehr beeindruckend, die Reifung des Mädchens zur Frau gesanglich wie darstellerisch zu vermitteln.
Luca Grassi gibt als ihr Vater Rigoletto ein solides Rollendebut. Für einen Horror-Clown wirkt er allerdings meist zu charmant und geschmeidig. Tijl Faveyts als Sparafucile liegt das Sinistre schon deutlich besser. In der neuen Saison wird übrigens der Georgier Nikoloz Lagvilava die Titelpartie übernehmen. Bei Matteo Betrami liegt die musikalische Leitung in den Händen eines bewährten und gestaltungsfreudigen Verdi-Kenners.
„Rigoletto“ | R: Frank Hilbrich | 21.10., 4.11. 19 Uhr., 29.10. 16.30 Uhr | Aalto-Musiktheater Essen | 0201 812 22 00
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