Der Ausflug ins neu eröffnete Casino brachte offenbar nicht den erwünschten Zuspruch beim Publikum – sowohl bei den leibhaftig anwesenden Zuschauern als auch denjenigen, die vor der Glotze saßen und den WDR eingeschaltet hatten. Deswegen: alles auf Anfang beim Bonner Prix Pantheon, der in vier Kategorien ausgelobt wird. Besonders originell und im vergangenen Jahr zum ersten Mal vergeben: der Wohltäterpreis „Geben & Nehmen“, der an – na wen wohl? – klar, den umtriebigen, intellektuellen Allesfresser Roger Willemsen ging. Besonders spannend sind die beiden Wettkampftage (23. und 24. April), an denen insgesamt zwölf Künstler, beziehungsweise Gruppen gegeneinander antreten, um entweder den Jurypreis „Frühreif & Verdorben“ oder den Publikumspreis „Beklatscht & Ausgebuht“ nach Hause zu tragen. Was den Sonderpreis „Reif & Bekloppt“ angeht: Wer ihn erhält, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Unter dem Dutzend Kandidaten sind immerhin drei Frauen, also ein Viertel der Nominierten. Fee Badenius mit Band und Gitarre, Sarah Hakenberg mit ihrer glasklaren Stimme und einem wunderbar hinterhältigen Humor sowie die Schriftstellerin Kirsten Fuchs mit ihren gewitzten Kolumnen und Erzählungen. Im Bereich männlicher Mann stehen Maxi Schafroth, Senkrecht & Pusch, Martin Zingsheim, Team & Struppi, Torsten Sträter, Anton Grübener, Hortkind, Thomas Lienenlüke und das Daltons Orckestrar bei Fuß. Prognosen möchte man da nicht stellen, schon gar nicht, weil so ein Wettbewerb auch eine Frage des jeweiligen Nervenkostüms ist. Aber jeder kann sich schließlich seine persönlichen Favoriten kreieren, dagegen ist nicht das Geringste einzuwenden.
Zum Beispiel den aus der Poetry Slam-Ecke kommenden Torsten Sträter: Ob der 2012 mit dem Passauer Scharfrichter-Beil ausgezeichnete Künstler einen Rückblick auf die grässlichen 80er Jahre wagt, die sich ihm aufgrund von Errungenschaften wie Monchhichis, Discofox und Playmobil-Figuren ins Gedächtnis eingegraben haben oder mit imponierendem stimmlichen Volumen von einem Hund namens Struppi erzählt, der nach seinem Ableben unter widrigen Umständen unter die Erde gebracht werden muss – der Mann ist einfach klasse, egal, was er erzählt.
Oder Martin Zingsheim, ein Mann am Klavier, der, ohne viel Aufhebens von sich zu machen, eine in sich stimmige Performance aus Musik und Sprache, aus Witz und inhaltlichen Bocksprüngen vorlegt, die zum Besten gehört, was der Nachwuchs auf deutschen Kleinkunst-Bühnen zu bieten hat. Und dann sind da noch die entzückende Sarah Hakenberg, die den Struwwelpeter wiederauferstehen lassen hat und dem unartigen Buben damit eine runderneuerte Plattform gibt. Und nicht zu vergessen: Team und Struppi alias Moritz Neumeier und Jasper Diedrichsen, die frisch, kein bisschen fromm, sondern frei von der Leber weg alles kurz und klein hauen, was ihnen in die Quere kommt. Die beiden Vertreter der Generation Selbstdistanzierung sausen durch den Themenpark Deutschland, als sei der Leibhaftige hinter ihnen her.
Zurück nach Köln: Hier ist Annamateur die unangefochtene Nummer Eins in Sachen avantgardistische Unterhaltung mit musikalisch-pädagogischem Mehrwert. „Screamshots – Ein musikalisches Overhead-Projekt“ heißt das Programm, mit dem sie am 20. April in der Comedia die Messlatte des Genres um einiges höher legt, die Grenzen der U-Musik sprengt und die Zuschauer mit Hilfe eines Overheadprojektors in eine quengelige Schulklasse und sich selbst in eine hochgradig neurotische Lehrerin verwandelt. Wer einmal ihre eigenwillige Form von Malen nach Zahlen und ihre diversen Disziplinierungsmethoden demonstriert bekommen hat, den kann so schnell nichts mehr erschüttern. Verspricht wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene
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