Das Weekend-Fest steigt vom 30. November bis zum 2. Dezember in der Alten Kranfabrik alias Balloni Hallen in Ehrenfeld – wir berichteten. Das Line Up reicht von experimenteller Elektronik über Indie-Sperrigkeit zu Krautrock, Gospel, Ethno-Jazz und Diskursrock. Vieles amtlich, manches davon mit viel Idealismus realisiert. Wenn es jetzt noch Karten geben sollte – schnell hin! Wer danach nicht total erschöpft ist, kann gleich weitermachen. Zum Beispiel mit The XX. Mit ihrem kühlen Urban Soul sind sie seit ihrem ersten Album everybody‘s Darling. Auch das zweite Album ist Tiefkühl-Soul mit angezogener Handbremse und kommt bestens an (4.12., 18.30 Uhr, Palladium). Das kanadische Duo Crystal Castles ist mit seinem Electro-Punk immer für eine energetische Show gut. Dafür sorgt alleine schon die charismatische Sängerin Alice Glass. Die Jungs hängen ihr eh an den Lippen, und wenn es dann wieder an's Crowdsurfen geht, ist kein Halten mehr (5.12., tba, Essigfabrik). F.S.K. um Thomas Meinecke und Michaela Melian haben in den letzten 30 Jahren immer ihre eigene Position in der deutschsprachigen Poplandschaft gewahrt, und sich doch permanent gewandelt. Diskurspop sagt man dazu, hat den Witz und die musikalischen Qualitäten dieser Band dabei aber noch lange nicht erfasst (6.12., 20 Uhr, King Georg).
Die Yeahsayer haben im richtigen Augenblick ein paar in der Luft hängende Indie-Themen aufgegriffen: Zum einen mehrstimmigen, hohen Gesang, dann afrikanische Elemente und drittens komplexe Sound- und Songstrukturen. Der Eklektizismus wirkt mitunter etwas kalkuliert, aber live wird keine Zeit sein, um darüber lange zu sinnieren. Da ist eher Schwitzen angesagt (6.12., 21 Uhr, Luxor). Der Singer/Songwriter Scott Matthews ist immer noch ein Geheimtipp. Auf dem Soundtrack der Indie-Komödie „Shortbus“ konnte man ihn hören, und komischerweise hatte er auf dem letzten Rosenstolz-Album einen Gastauftritt. Seine zarte, hohe Stimme kann man sich aber tatsächlich auch dort vorstellen. Beim Konzert gibt es seine „Personal Hitparade“ mit Coverversionen (8.12., 20 Uhr, Zimmermann's). Wenn eine Band wie die Kölner Locas in Love eine „Wintergala“ ankündigen, kann man sich auf etwas Besonderes gefasst machen. Es gibt nur wenige Gruppen, die ihre Sachen so liebevoll ans Publikum bringen. Ihr Video zu dem neuesten, vierminütigen Song „Nein“ ist z. B. ein über zehnminütiger Kurzfilm. Als Special Guest kommen Rockaway Shanty, die Punksongs a capella singen und die Texte nautisch umdichten (9.12., 20.30 Uhr, Stadtgarten)
Die Jon Spencer Blues Explosion hat ein wenig abgelassen vom Innovationsdrang der früheren Jahre. Inzwischen pflegt man solide den rauen, kantigen Blues, lässt aber Modernistisches oder Dekonstruktivistisches weg. Ansonsten: Live cool wie eh und je (10.12., 20 Uhr, Gebäude 9). Das in den USA lebende dänische Duo The Raveonettes setzt nach wie vor auf Melodien. Ihr verhallter Shoegaze ist zwar ordentlich verzerrt, und erinnert darin an „The Jesus and Mary Chain“ oder „My bloody Valentine“, das Songwriting ist aber ganz deutlich auf Catchiness angelegt. (13.12., 21 Uhr, Gebäude 9). Ein kleiner Ausblick, damit es zwischen den Jahren nicht übersehen wird: Kurz vor Jahresende gibt sich wieder Chilly Gonzales in der Philharmonie die Ehre. Im letzten Jahr überraschte er das Publikum mit zarten Klavierstücken, prolligem Hip Hop und wagemutigem Körpereinsatz und wurde entsprechend gefeiert. Jetzt lädt er wieder ein und präsentiert sein letztes Album „Solo Piano II“. Es wird diesmal wohl etwas ruhiger (29.12., 21 Uhr, Philharmonie).
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