Neben der regelmäßigen Freude über tolle neue Filme gibt es in der Filmbranche die seit Jahren andauernde Klage über die demografische Verschiebung der Zuschauer: Im Schnitt werden sie immer älter, weil weniger junges Publikum nachwächst. Dass das Problem die unterschiedlichsten Ursachen hat, ist allen klar. Am offensichtlichsten ist die zunehmende Konkurrenz durch andere kulturelle Angebote im Allgemeinen und durch andere filmtechnische Angebote im Speziellen – Screens mit bewegten Bildern jeder nur denkbaren Art. Und während das Publikum im Kino immer älter wird, sind die Filme, die gesehen werden, immer weniger alt. Soll heißen: Filmgeschichte findet kaum noch Anklang. Da am Ende fast alles mit allem zusammenhängt, muss man bei einem potentiellen jungen Publikum aktiv und didaktisch für das Kino werben.
Die „Förderung der Film- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen“ hat sich die 2005 gegründete Vision Kino gGmbH zur Aufgabe gemacht. Auf der Webseite ist zu lesen: „Ziel und Aufgabe von Vision Kino ist es, als Teil der kulturellen Jugendbildung und im Rahmen einer übergreifenden Medienkompetenz, insbesondere die Filmkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken und sie gleichzeitig für den Kulturort und originären Rezeptionsort des Films, das Kino, zu sensibilisieren.“ Das wird durch unterschiedlichste Projekte wie „Kinder machen Kurzfilm“, den Drehbuchpreis Kindertiger, kuratierte Filmprogramme bzw. Filmtipps mit pädagogischem Unterrichtsmaterial und nicht zuletzt die SchulKinoWochen angestrebt. Die SchulKinoWochen finden zum Teil im November statt, zum Teil zu Beginn des Jahres. NRW ist vom 23. Januar bis zum 5. Februar an der Reihe.
Über das ‚Was‘ ist man sich innerhalb der Branche bei dem Thema relativ einig, über das ‚Wie‘ ist nun im Rahmen des bevorstehenden Leitungswechsels bei Vision Kino ein angeregter Streit entbrannt. „Ein Neustart für Vision Kino ist unumgänglich“ lautet der Titel eines offenen Briefes, die dieser „wichtigen Institution“ eine „dürftige Wirkung“ attestiert. Grundlegende Besserung wünscht man sich dadurch, dass Filme nicht nur thematisch, sondern auch ästhetisch ausgesucht werden („Schule des Sehens“), man im Programm über „‚jugendaffinen‘ Mainstream und weitgehend deutsche Produktionen“ hinausgeht zum internationalen Autorenfilm („Diversität und Anspruch“), man das Kino als Ort stärkt und nicht im Klassenzimmer mit Beamer guckt, Kontinuität anstelle eines jährlichen Besuchs der SchulKinoWochen steht und man als Institution netzwerkt, um andere Institutionen der Filmbildung einzubinden. Daraufhin entbrannte in mehreren in der Online-Zeitschrift Filmdienst abgedruckten Antwortbriefen ein Schlagabtausch, der die Pole zwischen „Rettet die Filmbildung! Aber vergesst ‚Spider-Man‘ nicht!“ und „Offene Blicke“ auslotete. Aber letztendlich haben sie alle das gleiche wichtige und dringliche Ziel: dass junge Menschen gute Filme im Kino gucken. In diesem Monat sollte das zumindest dank „Booksmart“ gut funktionieren. Weitere Tipps für Filmfans jeden Alters finden Sie auf den folgenden Seiten.
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