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© Museum Het Valkhof Nijmegen

Vom Funktionieren einer Stadt

28. Juli 2016

Die Römer in Hamm – Kunst in NRW 08/16

Das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm ist ein Paradebeispiel für ein aktives Mehrspartenhaus auf kommunaler Ebene. Die bildende Kunst ist nur ein Teil dessen, was hier gesammelt, bewahrt und ausgestellt wird. Design gehört dazu, auch die Stadtgeschichte, auch – weit über das Ruhrgebiet hinaus beachtet – die Sammlung zur Kultur des Alten Ägypten. Das Museum richtet sich also an die breite Bevölkerung. Die Vermittlung der Exponate und ihrer Zusammenhänge steht – ganz im Trend heutiger Museumsarbeit – an oberer Stelle, eine wichtige Rolle nehmen dabei die Sonderausstellungen ein. Als Modell für das Funktionieren unserer urbanen Gesellschaft könnte nun die aktuelle Wechselausstellung interpretiert werden, die sich den Leistungen des Römischen Reiches zuwendet. Die Weltmacht Rom verfügte, teils in Verbesserung von Erfindungen der griechischen Antike, über eine ausgebildete Infrastruktur und technische Präzision in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens: in der Architektur, im Städte- und Straßenbau, in der Versorgung der Haushalte mit Wasser oder in der Kriegsführung. Und das vor 2000 Jahren! Also vor Computer und Internet und der Elektrizität.

Viele Errungenschaften, auf denen auch unser heutiger Alltag beruht, gab es bereits im Römischen Reich, nur funktionierten sie „damals“ anders. Die Ausstellung in Hamm, die bereits in mehreren Institutionen in den Niederlanden und Deutschland präsentiert wurde, stellt etliche dieser Leistungen vor. Sie überrascht mit den Fußboden- und Wandheizungen der Villen und verdeutlicht, wie die Römer die Hebelgesetze nutzten und mit gebrannten Ziegeln Bögen und Gewölbe bauten. Zum Equipment der Schau gehören Modellbauten, Fotos und Filme und interaktive Vorrichtungen wie Seilwinden und ein Katapult, die bedient werden sollen: Das ist dann überwiegend der Job der Kinder. Sowieso richtet sich die Ausstellung an die ganze Familie – und an Schulklassen – weshalb etwa die Sehschlitze, in denen Videos zu sehen sind, niedrig angebracht sind.

Begleitend befinden sich in Vitrinen etliche antike Gerätschaften, darunter Gefäße, Dachziegel und Geschosse. Leider gehen die Vitrinen in der gedrängten Fülle etwas unter und leider fehlen die Angaben zu Ort und Entstehungsjahr. Vielleicht würden solche Hinweise ja das Bewusstsein für die Leistungen und damit den Grad der Aufmerksamkeit steigern. Eine wichtige Erkenntnis der Ausstellung aber könnte sein, dass nichts selbstverständlich ist, stattdessen seine Vorgeschichte, seine Produktionsbetriebe und im Übrigen auch seine Designer hat. Der nächste Schritt – noch im Thema – wäre dann vielleicht der Besuch des Römisch-Germanischen Museum in Köln. Und hier, im Haus, die Besichtigung der neu eingerichteten Ägypten-Abteilung: Das Gustav-Lübcke-Museum zeigt sich von seiner besten Seite.

„HighTech Römer“ | bis 30.10. | Gustav Lübcke Museum in Hamm | 02381 17 57 14

THOMAS HIRSCH

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