Das Ambient-Festival „Zivilisation der Liebe“ konnte leider auch in diesem Jahr nicht stattfinden. Eine Lücke tut sich auf, wo viele Jahre lang im Januar die Apostelkirche von Newcomern, regional und international etablierten Künstlern sowie legendären Pionieren der Ambient- und Minimal-Music bespielt wurde. Wir hoffen sehr, dass diese Tradition noch kein Ende gefunden hat und im kommenden Jahr die Apostelkirche dann doch wieder sanft und liebevoll erklingen wird.
Es gibt da dieses wiederkehrende Muster junger Bands, auf nervige Vergleiche von Journalisten zu reagieren: „Wir werden immer mit Soundso verglichen, haben die aber damals noch gar nicht gekannt.“ Vielleicht, vielleicht auch nicht – geschenkt! Die Vergleiche hinken sowieso oft: Hier sind es Fugazi und Dinosaur jr., die das Trio Kagoule aus Nottingham nicht gekannt haben will. Schwer vorstellbar … und die Bassläufe sind schon sehr Fugazi. Andererseits schlagen sie mit ihrem groben, aber fein arrangierten Sound auch wieder beherzt in ganz andere Kerben. In jedem Fall eine tolle Band und eine Entdeckung wert (4.2., 21 Uhr, Blue Shell). Ghostpoet nörgelt sich mit seinem Sprechgesang wie gehabt durch schleppende Beats. Allerdings scheint mit seinem letzten Album „Dark Days + Canapés“ der Ärger größer geworden zu sein. Das hört man sowohl an seinen Vocals als auch an der aggressiveren Musik, über die er dann doch noch entspannt genug rappt, um regelmäßig mit Trip-Hop-Veteranen wie Tricky oder Heavy-Weed-Usern wie Roots Manuva verglichen zu werden, die er 100-prozentig kennt (6.2., 20 Uhr, Gloria). Die volle New-Wave-Experience bekommt man beim Konzert der L.A.-Band Sextile. Eine deutliche Referenz sind mal wieder Joy Division (mit „kennen wir nicht“ kommt man da kaum durch), aber nicht ausschließlich. Mehr Rock-Drive als bei den offensichtlichen Vorbildern darf man hier erwarten. Komplett epigonenhaft geben sich Sextile dann doch wieder nicht (6.2., 20 Uhr, MTC).
Sie wohnen in London, die acht Musiker und Musikerinnen von Superorganism kommen aber aus Japan, Neuseeland, England und Australien und wurden 2017 als der neue heiße Scheiß gefeiert. Verschleppte Beats mit viel Lücke, dezentes Sampling und eine betont gelangweilte Sängerin, die angeblich noch zur High School geht, haben der musikalischen Lo-fi-Seifenkiste ordentlich Schwung gegeben. Jetzt ist die achtköpfige Band, bei der man gar nicht weiß, warum da acht Leute auf der Bühne rumstehen, weil es musikalisch gar nicht so viel zu tun gibt, auch in Deutschland zu sehen. Groß genug ist die in Köln gewählte Bühne auf jeden Fall (22.2., 20 Uhr, Kantine). Von 1989 bis 1994 haben sich Slowdive innerhalb des Shoegaze einen hervorragenden Ruf erspielt. In der Gefolgschaft von Gitarren-Noise à la The Jesus and Mary Chain und Sonic Youth sowie New Wave haben sie sehr viel Wert auf Pop gelegt. Und auch jetzt, nach der Reunion, gibt es neben Gitarrenschichten auch wunderschön perlende Popsongs wie „Sugar for the Pill“ (26.2., 20 Uhr, Gloria). Dass sich die dänische Band WhoMadeWho nach dem gleichnamigen AC/DC-Album benannt hat, ist zumindest aus musikalischer Sicht unwahrscheinlich. Die Kings of Kopfstimmen-Dancefloor sind eher am anderen Ende der popmusikalischen Ausdrucksskala einzuordnen: Glasklare Beats, elegante Flächen und eben jene Kopfstimme bringen den Pop in den Club, oder wie im Februar in Köln: in den Konzertsaal (27.2., 21 Uhr, Bürgerhaus Stollwerck).
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