Eatherly kann sich nichts Besseres vorstellen, als seinen Kampfjet zu fliegen. Erregung pur verbindet sich mit einem gottgleichen Allmachtsgefühl, das allerdings weniger die Schöpfung als die Vernichtung zum Inhalt hat. Als er in einem Krieg, der überall sein könnte, eine Schule bombardieren soll, verweigert er den Befehl und dreht ab. Maya Arad Yasurs Stück „Bomb“ spielt im Krieg, irgendeinem Krieg, irgendwo auf der Welt. Virtuos verschränkte Erzählstränge und die Allgegenwart des Krieges sind Kennzeichen der 1976 geborene israelische Autorin. Auch in „Bomb“ wird die Geschichte von Eatherly mit den Szenen eines kleinen Jungen und der jungen Naomi verwoben. Maya Arad Yasur hatte im vergangenen Jahr den Stückewettbewerb des Berliner Theatertreffens gewonnen, aus dem nun der Stückauftrag hervorgegangen ist. Die Uraufführung von „Bomb“ am Schauspiel Köln inszeniert Lily Sykes.
Was politisches Handeln sei und wie es in einer Welt zwischen Konsumdemokratie, Überwachungskapitalismus und drohendem Neofaschismus möglich ist – das ist derzeit die Frage. Regisseur Tom Müller und sein Ensemble suchen anhand der historischen Figur von Rosa Luxemburg nach Antworten. Ihre neue Produktion am Theater am Bauturm sucht nach einem umfassenden Ansatz. Luxemburgs Zerwürfnis mit der 1914 bereits bürokratisierten SPD, ihr spontaneistisches Politikverständnis und ihre Abgrenzung gegen den Leninismus sollen mit ihrem Humanismus und ihrer Liebe zur Schöpfung insgesamt zusammengedacht werden. 100 Jahre nach ihrem gewaltsamen Tod durch faschistische Freikorpskämpfer der Versuch einer politischen Inklusion dieser bis heute diffamierten politischen Aktivistin.
Revolution droht auch im Hause von Moor. Der dort regierende Graf ist allerdings längst ein Spielball seiner Söhne Karl und Franz. Der erste frönt mit seinen Räubern einem idealistischen Umverteilungspathos, das aber auch vor Terror nicht zurückschreckt; der andere dagegen etabliert den Terror gleich im eigenen Zuhause. Regisseur Simon Solberg liest Schillers „Die Räuber“ am Theater Bonn als Metapher auf unsere demokratische Gesellschaft zwischen dumpfer Ohnmacht, trister Perspektivlosigkeit, Bedrohung Andersdenkender und gewalttätigen Übergriffen.
„Bomb“ | R: Lily Sykes | 8.2. (P) | Schauspiel Köln | 0228 221 284 00
„Rosa Luxemburg“ | R: Tom Müller | 7.2. (P) | Theater im Bauturm | 0221 52 42 42
„Die Räuber“ | R: Simon Solberg | 31.1. (P) | Theater Bonn | 0228 77 80 08
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