Der Nachwuchs. Sie überzeugen längst mit ihren genreübergreifenden Inszenierungen. Dennoch zählt die Gruppe MIRA noch zum Nachwuchs des Tanzes in Köln. MIRA, das sind Julia Riera, Emily Welther und Julia Franken. Auch wenn der große Durchbruch noch bevorsteht, nummerieren sie bereits selbstbewusst ihre Stücke und tun es damit Martin Schläpfer vom Ballett am Rhein gleich. Der ist grad bei b.21 angekommen, MIRA mit „wish“ erst bei MIRA.Vier. Im Kunsthaus Rhenania präsentiert die Performance-Gruppe ihre neue Tanz-Film-Installation „wish“, die fürs Publikum „für Wunschmomente frei begehbar“ ist. Also viele Wünsche mitbringen!
Die Erfolgreiche. Ausgerechnet mit ihren Stücken für die Kleinsten der Kleinen ist die Tänzerin und Choreografin Barbara Fuchs zu einer der erfolgreichsten NRW-Choreografinnen geworden. „Ich habe zum richtigen Zeitpunkt das richtige Angebot gemacht“, sagt sie und verweist auf die PISA-Debatte. Ihre Stücke für Kinder ab null Jahren haben einen so überwältigenden Nachfrage-Boom ausgelöst, dass sie in der letzten Spielzeit gut 80 Mal europaweit damit unterwegs war. Aufträge und Gastchoreografien folgten, u.a. vom Badischen Staatstheater. Inzwischen wirkt sie in diesem Segment so stilprägend wie keine andere. Gerade hat sie dieser Erfolgsgeschichte mit „Alles im Eimer“ ein weiteres Stück hinzugefügt und wendet sich jetzt wieder der Zielgruppe der Erwachsenen zu. In „DIS_ORDER“ geht es um abweichendes emotionales Verhalten, Störungen, Anomalien. Es ist der letzte Teil ihrer Tanz-Trilogie Ge-Fühl-Los, einem regelrechten Gefühlslabor, in dem das menschliche Empathie-Vermögen auf den Prüfstand kommt. Hingehen und sich selbst erkennen!
Die Spitzentruppe. Das Tanztheater lebt. In Wuppertal wird Pina Bauschs Erbe gepflegt, und in Köln haben sich Johan Kresniks ehemalige Tänzer Yoshiko Waki und Rolf Baumgart mit ihrer Truppe bodytalk angesiedelt. Sie machen explizit politisches Tanztheater und sind damit eine Ausnahmeerscheinung im Tanz. Dafür wurden sie 2012 in die NRW-Spitzenförderung Tanz aufgenommen. Mit ihrer Reihe „Stadtstreicher – urbanale Räume“ wollen sie Orten wieder ein Gesicht geben. Dazu sammeln sie das auf, was andere lieber vergessen oder nicht anfassen wollen. So wie jetzt in „Jewrope“. Waki und Baumgart suchen in „Jewrope“ eine Auseinandersetzung mit der Geschichte. Zeitzeugen helfen dabei. „Hotspot der deutsch-polnischen Geschichte ist Poznan/Posen“, sagt Baumgart. Hier residierten einst Hitler und seine Vasallen. Dem stehen schockierende jüdische Schicksale gegenüber, wie sie Hanna Krall in „Existenzbeweise“ beschreibt. Doch bodytalk wird damit nicht enden, sondern – dafür sind sie bekannt – ganz sicher auch den Verbindungslinien in die Gegenwart nachgehen. „Jewrope“ ist das Top-Ereignis im Kölner Tanz-Herbst.
„wish“ | Fr 10.10.(P), Sa 11.10., So 12.10. 20 Uhr | Kunsthaus Rhenania
„DIS_ORDER“ | Fr 17.10.(P), Sa 18.10. 20 Uhr, So 19.10. 18 Uhr | Barnes Crossing
„Jewrope“ | Sa 18.10.(P), So 19.10. 20 Uhr | TanzFaktur
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