Zwei der zwölf nominierten Künstler werden einen Preis bekommen: entweder „Frühreif & Verdorben“, den eine Jury auslobt oder den Publikumspreis „Beklatscht & Ausgebuht“ – wer ihn erhält, der kann Luftsprünge machen. Denn eines steht fest: Der Prix Pantheon (28. und 29. April) ist so etwas wie ein Talent-Orden mit Mehrwert-Garantie. Wobei auch diejenigen, die leer ausgehen, von den 17. German Spaß- und Satire-Open-Wettkampftagen profitieren, nicht zuletzt durch die Fernsehübertragungen, bei denen sich jeder Teilnehmer einem breiten Publikum präsentiert – und zeigt, wo der komödiantische Hammer hängt.
Hier ist Hochspannung angesagt: 20 Minuten Zeit hat jeder der Komik-Schaffenden, um alle Zuschauer von seinem Können zu überzeugen. Neben der Jury und dem kabarettistisch geschulten Pantheon-Publikum begutachten Veranstalter und Vertreter von Agenturen die Komikstars von morgen: Künstler mit einem dünnen Nervenkostüm haben es da verdammt schwer. Tilman Birr, der vor kurzem den Förderpreis beim bundesweiten Wettbewerb „Jugend Kulturell“ gewonnen hat, scheint immerhin einigermaßen gestählt. Der Lesebühnenautor und selbst ernannte Liedchensinger erzählt wundersame Geschichten zwischen Realität und Fantasie: „Er überrascht mit sprachlichen Volten, eröffnet ungewöhnliche Perspektiven auf das Leben und besitzt die Fähigkeit, mit bodenständigem Mutterwitz die regionalen Eigenheiten deutscher Befindlichkeiten auseinander zu nehmen: unerschrocken, wirklich witzig und herrlich hintergründig“, begründete die Jury ihre Wahl.
Auch Philipp Scharri gehört zu den Hoffnungsträgern der Branche. Sein erstes Programm heißt „Der Klügere gibt Nachhilfe“ – eine sprachlich und reimtechnisch ausgefeilte Lektion in Sachen fein ziselierter Unterhaltung. Kostprobe: „Frei nach dem Motto 'Sprache macht Spaß'/ Serviert Philipp Scharri Gereimtes nach Maß:/Mal satirisch, mal lyrisch in vielen Stilen / Mal beißt er – doch meist, da will er nur spielen…“. Philip Simon dagegen geht der Sinnlosigkeit von politischen Debatten und alltäglichen Handlungen auf den Grund: der integrationswillige Niederländer spaziert als Hobbyphilosoph und Lebemensch durch eine absonderliche Welt. Genau das macht auch Gunkl, der „Analysator der österreichischen Kabarettszene“, der die Grenzen zwischen Tapferkeit und Blödheit auslotet.
Daneben werden Sabine Domogala, Frank Fischer, Götz Frittrang, Helge und das Udo, Angelika Knauer, Kristian Kokol, The Fuck Hornisschen Orchestra und Christoph Tiemann um den Pokal wetteifern. Wer auch immer eine Trophäe mit nach Hause nimmt: ein Preisträger steht bereits fest. Harry Rowohlt wird als „Reif & Bekloppt“ in die Geschichte des Hauses eingehen. Der Preis wird von der Jury ausgelobt und ehrt einen Künstler, der die Satireszene nachhaltig geprägt hat. Dies ist bei Rowohlt nicht im Geringsten zu bezweifeln. Am 27. wird er bei einer Gala ausgezeichnet – und den Erzählabend mit seiner fulminanten Stimme zu einem Erlebnis machen.
Der 1945 in Hamburg geborene Übersetzer, Rezitator und Kolumnist besitze „eine Stimme, deren tiefer Sound sich vom Ohr bis in die Magengegend windet und dort für ein angenehmes Kribbeln sorgt“, heißt es in der Begründung der Jury. Er sei ein Charakterkopf, der sich mit allen anlege, die ihm dumm kommen. Außerdem wisse er um die segensreiche Wirkung, die Literatur auf das Befinden des Lesers oder Zuhörers ausüben könne. Dass er auf der Bühne eine unwiderstehliche Anziehungskraft besitzt, davon kann sich im Bonner Pantheon jeder selbst überzeugen! Damit verabschiedet sich für diesen Monat die Ihnen stets ergebene
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