Lange, zu lange hörten wir nichts Neues mehr von Suzan Köcher und ihrer Band Suprafon. Einzelne, seltene Auftritte gab es nach der Pandemie; zudem arbeitete sie neben neuem Musikmaterial parallel an so viel anderen Sachen, dass sich die Feder erschöpft sträubt, diese alle wiederzugeben.
Die Solingerin ging mit ihrer Band, erst unter ihrem eigenen Namen, aktuell als Suzan Köcher‘s Suprafon, einen ähnlichen Weg wie manch andere Musiker, etwa Ghost Woman oder Joana Serrat. So hörten wir auf ihrem Longplayer-Debüt „Moon Bordeaux“ (2017) erst wunderschöne Folk Rock-Chansons mit melancholischen Melodien und punktgenauen, songorientierten Arrangements. Über allem schwebend: Suzan Köchers ungekünstelte, klare, mitunter verhallte Alt- oder Falsettstimme. Mit Songs wie „Dandelion Wine“ oder „Cinnamon“ geht man morgens aus dem Haus, und der Tag wird gut.
Denkt man sich die Gothic-Untertöne von Ghost Woman oder Joana Serrats neuem Großwerk „Big Wave“ weg, ist Suzan Köchers zweites und immer noch aktuelles Album „Suprafon“ (2019) deren Ansatz und Entwicklung ähnlich: vorsichtig sich entfernend vom klassisch strukturierten Songwriting, hin zu psychedelischer angelegten Soundlandschaften, zusammengehalten von Köchers Stimme. Einzelne melancholische Post Folk Rock-Songs wie „Hlavní Nádraží“ oder „Poisonous Ivy“ erden das Ganze. In seiner Ausrichtung ist Suprafons Musik so durchaus auch Elementen des Anadolu Rock verwandt, der gerade eine erfreuliche Renaissance erlebt.
Live sind Suprafon ein Genuss. Ich erlebte die Band im Herbst 2022 im nüchternen Ambiente des rührigen Jugendzentrums Karo in Wesel und verlor mich in den schwebenden Arrangements der Band, die die Musik beider Alben kunstvoll und scheinbar leichthändig in einen gemeinsamen Flow überführte. Ein Konzertmitschnitt für die WDR-Sendung „Rockpalast“ von 2020 aus der Bonner Harmonie vermittelt Neulingen einen guten vorläufigen Eindruck.
Aber nur richtig live fühlt sich richtig an, und da bleiben wir doch einfach in Bonn: Auf dem Museumsmeilenfest am 22. Juni spielt die vierköpfige Band um Suzan Köcher und Ausnahmegitarrist Julian Müller eins von einer Handvoll Open Air-Konzerten diesen Sommer – vielleicht auch schon mit Material vom im Oktober auf Unique Records erscheinenden dritten Album. Später kommen auch noch u.a. Düsseldorf und Solingen an die Reihe. Mehrmals hingehen nicht verboten!
Suzan Köcher‘s Suprafon | Sa 22.6. 19 Uhr | Museumsmeile Bonn | www.museumsmeilebonn.de
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