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Rainer Pause (links) und Martin Stankowski
Foto: Pantheon

Spontanheilung mit Kölsch

01. November 2010

Gesund und munter dank mancher bunten Knochenlese - Komikzentrum Köln-Bonn 11/10

Im traurigen Monat November war's / Die Tage wurden trüber / Der Wind riss von den Bäumen das Laub / Da reist' ich nach Deutschland hinüber ... ", begann Heinrich Heine 1844 sein „Wintermärchen“ – und traf damit genau den dunkel grundierten Ton, der diesen Monat charakterisiert. Kein Grund zur Verzweiflung, solange es Menschen gibt wie den Stadthistoriker und Geschichtenerzähler Martin Stankowski und den Kabarettisten Rainer Pause: ein Duo, das seit 16 Jahren in eben jener düsteren Jahreszeit mit einer „bunten Knochenlese“ durch Friedhöfe und Kirchen, Klöster und Krematorien streift.

Dass alles ein Ende hat, auch die schönsten Beerdigungen und wildesten Spekulationen über Himmel und Hölle, bildet die Grundlage für ihr Programm „Tod im Rheinland“, mit dem sie nun zum letzten Mal alles über 2000 Jahre Bestattungskultur verraten, über den Umgang mit dem Sterben von den Römern bis heute. Pause in seiner Rolle als Fritz Litzmann, seines Zeichens Alterspräsident des Heimatvereins Rhenania und Stankowski als Dr. Allwissend, wobei Litzmann natürlich alles besser weiß – und damit auch nicht hinter dem Berg hält. Für den Rheinländer sei der Tod nichts anderes als der Beginn einer herrlichen neuen Session, so Litzmann. Symbolisiert durch ein Fass Kölsch, das zum Schluss hereingetragen – und an das Publikum verteilt wird. Nach dem Motto: Was soll das ganze schöne Kölsch sinnlos in der Erde versickern?

Damit ist nach Hunderten von Auftritten endgültig Schluss: Der Grund dafür sind die veränderten politischen Bedingungen. War es zu Beginn der 90er Jahre noch ein Tabu, offen über Tod und Sterben zu sprechen, so hat sich hier dank der flexiblen Bestatterszene einiges grundlegend gebessert. Auch die damit einhergehenden Fragen, sind nicht mehr die gleichen. Damals wollte man noch wissen, wer für das Thema zuständig ist, die Kirche, das Kabarett oder der ADAC. Inzwischen interessiert es mehr, ob deutsche Soldaten aus Afghanistan im Leichensack oder im Zinksarg nach Hause transportiert werden. Nur zum Beispiel (die letzten Termine: 13. und 14.11., 19 und 11 Uhr, Melatenfriedhof in Köln, 21.11., 19 Uhr, Lutherkirche in Bonn und 29.11., 18 Uhr, Bestattungshaus Pütz-Roth in Bergisch Gladbach).

Mit der eigenen Endlichkeit befasst sich auch das österreichische Multitalent Josef Hader in seinen Programmen. In „Hader muss weg“ segneten drei von sieben Personen das Zeitliche, auch der Mann mit Hornbrille und Trenchcoat. Auf dem Plakat zu „Hader spielt Hader“, mit dem er am 4.11. in der Comedia gastiert, steht dem anscheinend gerade untergehenden Performer das Wasser bis zum Hals – ein Bild, das nicht nur die eigene Verfassung treffend symbolisiert, sondern auch die einer Gesellschaft, deren Antriebskraft die Angst ist.

Für Abhilfe könnte da ein Mann namens Lüder Wohlenberg sorgen, der Arzt meines Vertrauens, der aufgrund seiner wahren Berufung als Kabarettist im Senftöpfchen-Theater (24.11.) erklären kann, was es mit der von medizinischen Scharlatanen versprochenen „Spontanheilung“ auf sich hat. Nur so viel sei verraten: Sie funktioniert problemlos, wenn man sich über die deutsche Gesundheitspolitik totlacht. Empfiehlt wärmstens ohne Wenn und Aber die Ihnen stets ergebene

Anne Nüme

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