Im traurigen Monat November war's / Die Tage wurden trüber / Der Wind riss von den Bäumen das Laub / Da reist' ich nach Deutschland hinüber ... ", begann Heinrich Heine 1844 sein „Wintermärchen“ – und traf damit genau den dunkel grundierten Ton, der diesen Monat charakterisiert. Kein Grund zur Verzweiflung, solange es Menschen gibt wie den Stadthistoriker und Geschichtenerzähler Martin Stankowski und den Kabarettisten Rainer Pause: ein Duo, das seit 16 Jahren in eben jener düsteren Jahreszeit mit einer „bunten Knochenlese“ durch Friedhöfe und Kirchen, Klöster und Krematorien streift.
Dass alles ein Ende hat, auch die schönsten Beerdigungen und wildesten Spekulationen über Himmel und Hölle, bildet die Grundlage für ihr Programm „Tod im Rheinland“, mit dem sie nun zum letzten Mal alles über 2000 Jahre Bestattungskultur verraten, über den Umgang mit dem Sterben von den Römern bis heute. Pause in seiner Rolle als Fritz Litzmann, seines Zeichens Alterspräsident des Heimatvereins Rhenania und Stankowski als Dr. Allwissend, wobei Litzmann natürlich alles besser weiß – und damit auch nicht hinter dem Berg hält. Für den Rheinländer sei der Tod nichts anderes als der Beginn einer herrlichen neuen Session, so Litzmann. Symbolisiert durch ein Fass Kölsch, das zum Schluss hereingetragen – und an das Publikum verteilt wird. Nach dem Motto: Was soll das ganze schöne Kölsch sinnlos in der Erde versickern?
Damit ist nach Hunderten von Auftritten endgültig Schluss: Der Grund dafür sind die veränderten politischen Bedingungen. War es zu Beginn der 90er Jahre noch ein Tabu, offen über Tod und Sterben zu sprechen, so hat sich hier dank der flexiblen Bestatterszene einiges grundlegend gebessert. Auch die damit einhergehenden Fragen, sind nicht mehr die gleichen. Damals wollte man noch wissen, wer für das Thema zuständig ist, die Kirche, das Kabarett oder der ADAC. Inzwischen interessiert es mehr, ob deutsche Soldaten aus Afghanistan im Leichensack oder im Zinksarg nach Hause transportiert werden. Nur zum Beispiel (die letzten Termine: 13. und 14.11., 19 und 11 Uhr, Melatenfriedhof in Köln, 21.11., 19 Uhr, Lutherkirche in Bonn und 29.11., 18 Uhr, Bestattungshaus Pütz-Roth in Bergisch Gladbach).
Mit der eigenen Endlichkeit befasst sich auch das österreichische Multitalent Josef Hader in seinen Programmen. In „Hader muss weg“ segneten drei von sieben Personen das Zeitliche, auch der Mann mit Hornbrille und Trenchcoat. Auf dem Plakat zu „Hader spielt Hader“, mit dem er am 4.11. in der Comedia gastiert, steht dem anscheinend gerade untergehenden Performer das Wasser bis zum Hals – ein Bild, das nicht nur die eigene Verfassung treffend symbolisiert, sondern auch die einer Gesellschaft, deren Antriebskraft die Angst ist.
Für Abhilfe könnte da ein Mann namens Lüder Wohlenberg sorgen, der Arzt meines Vertrauens, der aufgrund seiner wahren Berufung als Kabarettist im Senftöpfchen-Theater (24.11.) erklären kann, was es mit der von medizinischen Scharlatanen versprochenen „Spontanheilung“ auf sich hat. Nur so viel sei verraten: Sie funktioniert problemlos, wenn man sich über die deutsche Gesundheitspolitik totlacht. Empfiehlt wärmstens ohne Wenn und Aber die Ihnen stets ergebene
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Überbordende Fantasie
Micha Marx‘ neues Programm im Senftöpfchen – Komikzentrum 09/21
#dieshowgehtweiter
Senftöpfchen-Streaming-Show mit Kölner Künstler*innen – Komikzentrum 06/21
Kabarettistischer Denkraum
Fatih Cevikkollu denkt vor, das Publikum denkt nach – Komikzentrum 03/20
Absurdität mit Haltung
Torsten Schlosser regt sich auf – Komikzentrum 02/20
25 Jahre Bühnenzauber
Ingo Oschmann und sein aktuelles Jubiläumsprogramm – Komikzentrum 01/20
Lautes Lachen und positives Zinken
Anka Zink mit ihrem aktuellen Programm – Komikzentrum 12/19
Gekonnter Metier-Mix
Lennard Rosar auch als Stand-Up-Comedian – Komikzentrum 11/19
Der Sex, die Laus und der Spaß
Jürgen Becker und das begehrende Volk – Komikzentrum 10/19
Frisch und frech
Maria Clara Gropplers neues Programm – Komikzentrum 09/19
Zirkus auf der Bühne
Stephan Masur und seine Artisten – Komikzentrum 08/19
„Wir wollen gerne, dass die Leute lachen“
Ensemble TheaterKönig zeigt „Der Blaue Falke“ – Komikzentrum 07/19
Wenn die Zunge bricht
Comedy-Reihe „Gratis & nicht umsonst“ im Atelier-Theater – Komikzentrum 06/19
Kabarett-Knaller
Robert Griess’ politisches Feuerwerk – Komikzentrum 05/19
Glühende 20er Jahre
30 Jahre Swing mit den Glühwürmchen – Komikzentrum 04/19
Buntes Programm
Das Atelier Theater im März – Komikzentrum 03/19
Känguru, Chaos und Schnapspralinen
„Die Känguru-Chroniken“ in der Comedia – Komikzentrum 02/19
Spontan und interaktiv
Bei den ImproVisaToren ist auch das Publikum gefragt – Komikzentrum 01/19
Die Frau in Blau
Vicki Blau im Atelier Theater – Komikzentrum 12/18
Mit Herz und Humor
Musikkabarettist Robert Kreis lädt zum Lachen ein – Komikzentrum 11/18
Charmant und schamlos
Patrick Salmen und Quichotte mit der Delayed Night Show – Komikzentrum 10/18
Am linken Flügel
Lockenkopf Martin Zingsheim ist in guter Gesellschaft – Komikzentrum 09/18
Komödiantische Sonderklasse
Gerburg Jahnke lädt Gästinnen in den Tanzbrunnen ein – Komikzentrum 08/18
Das X-Mysterium
Akrobaten verzaubern im sommerlichen Varietétheater – Komikzentrum 07/18
Allerhand zum Piepen
Die Reihe „Gratis und nicht umsonst“ wird 21 Jahre alt – Komikzentrum 06/18
Ganz ruhig bleiben
Zum 10. Mal: „Das Schwarze Schaf“ wird in Duisburg gekürt – Komikzentrum 05/18