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Stephan Masur als Zeremonienmeister mit Glockenspiel
Foto: Pressebild

Spektakulär. Spannend. Speziell

31. Juli 2014

Kunststücke auf den Spuren alter Gaukler-Truppen – Komikzentrum 08/14

Was den Lachfaktor betrifft, ist der August nicht sonderlich gut aufgestellt. Die meisten Spielstätten, in denen die zehnte Muse zu Hause ist, haben ihre Schotten dicht gemacht. Oder sie weichen auf luftig lockere Unterhaltung aus. Zum Beispiel aufs Varieté, mit dem das Senftöpfchen-Theater (bis 13. August) und das Bonner Pantheon (15. bis 23.) aufwarten. Stephan Masur und seine Künstler bewegen sich diesmal auf den Spuren von Gaukler-Truppen, wie sie in früheren Zeiten übers Land fuhren.

Ihren Charme entfalten die Darbietungen der verschiedenen akrobatischen Disziplinen durch den intimen Rahmen, die Nähe zu den Artisten und die vielfältigen Möglichkeiten, den eigenen Körper zu einem Gesamtkunstwerk zu formen. „Die Gaukler“ nennt Masur sein Varietéspektakel, in dessen Verlauf die typischen Charaktere dieser Truppen vorgestellt werden: Es gibt die wunderschöne Prinzessin, den knarzigen Zirkusdirektor, den traurigen Clown und den Sprechstallmeister, besser bekannt als Conférencier oder Ansager – allesamt Figuren, die das siebenköpfige Team junger Artisten auf die Bühnen zaubert.

Der mit dem Seil tanzt heißt Silea, beherrscht überdies Flaschenlaufen und Bauchreden, eine Kunst, die nicht nur Kinder fasziniert. Handstand-Äquilibristik, also die Fähigkeit, während des Handstands das Gleichgewicht zu halten, zelebriert Jordan Clark. Seit 2010 leben Kate & Pasi aus Finnland Hand in Hand, das heißt, sie können auch mit den Füßen jonglieren. Ein Single Wheel ist ein rund zwei Meter Durchmesser umfassender Stahlreifen, auf dem Tom Birringer zeigt, was man damit alles anstellen kann. Und nicht jedem Zeitungsleser ist es gegeben, die Lektüre auf einem Trapez zu absolvieren.

Eugenius Nil hat nicht nur einen schönen Namen, er ist überdies ein Nerd von des Zirkus‘ Gnaden, der seine Scherze unter der Theaterkuppel treibt. Matho wiederum nutzt die optischen Effekte des Vertikaltuchs, an dem er sich entlanghangelt – spektakulär. Einfach zum Dahinschmelzen: Stephan Masur als Zeremonienmeister Le Comte mit rot geschminktem Mündchen und verschmitztem Lächeln, einem samtigen Rock und bunt schillernden Seifenblasen. Ein sommerlicher Genuss: ästhetisch, spannend, liebenswert.

Ebenfalls im Bonner Pantheon zu erleben: das auf den 22. August verschobene Gastpiel von Simon & Jan. „Ach Mensch“ heißt das Programm der beiden Liedermacher, in dessen Verlauf extrem kurze Passagen sich mit Zyklen aus der Reihe „Hilfe aus dem Jenseits“ abwechseln. Simon Eickhoff bringt mit virtuoser Gitarren-Akrobatik ein Hauch Rock’n‘Roll ins Spiel, Jan Traphan übernimmt die lockeren Zwischenmoderationen, zieht eine quietschbunte Magistermütze an, zitiert Gretchen aus Goethes Faust („Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“) und fragt sich, was aus Schauspielern wie Moritz Bleibtreu und Jürgen Vogel, die Werbung für McDonald's machen, geworden sei.

Um das Angebot an witzigen Entäußerungen zu vervollständigen, sei auf die wunderbare Reihe mit Nachwuchskünstlern hingewiesen: „Gratis und nicht umsonst“ im WirtzHaus des Atelier Theaters. Mit Christopher Köhler (4.-7.8.), Sandra Petrat (11.-14.8.), Simon Slomma (18.-21.8.) und Rüdiger Höfken (25.-28.8.). Hingehen lohnt sich, schwört wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene

ANNE NÜME

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