Kreisky aus Wien nennt man gerne auch die grantigste Band Österreichs. Ihr Schmähsong „Scheiße, Schauspieler“ spricht nicht dagegen, und ihre Videos sind nicht nur skurril und witzig, sondern auch böse abgründig. Der kantige, höhenlastige Schrammelsound mit nörgelndem Gesang ist Ehrensache. Mark E. Smith – zieh Dich warm an (29.2., 20.15 Uhr, King Georg). Die Indie-Gazette „intro“ feiert Zwanzigjähriges. Da muss natürlich ein ordentliches Line Up her. Bitteschön: Maxïmo Park, M83, Thees Uhlmann Akustik Set, Mouse On Mars, Simian Mobile Disco, Mike Skinner (DJ-Set), Little Boots, Matias Aguayo und Porcelain Raf. Das sollte doch reichen, um die Horde introider Jungs und Mädels vor die Tür zu locken (3.3., 19 Uhr, E-Werk). Talib Kweli ist seit über zehn Jahren erfolgreich unterwegs als Conscious-Rapper, unter anderem mit seinem Kumpel Mos Def. Sein smoother Rap mit Singsang steht diametral zu den Machoposen der Millionseller im Business (8.3., 20 Uhr, Luxor). Da hätte man gerne Stühle im Saal: Seit zwanzig Jahren machen die Tindersticks getragene Songs mit dem dominanten Vibrato von Sänger Stuart A. Staples. Zwischenzeitlich hatten sie sich auch mal aufgelöst, aber das ist überstanden. Gerade ist ihr elftes Studioalbum erschienen, wenn man die Soundtracks hinzuzählt (12.3., 20 Uhr, Gloria).
Der Output der kanadischen Sängerin Feist ist nicht gerade groß: Vier Alben hat sie seit ihrem Debüt von 1999 veröffentlicht, der Erfolg mit ihren melancholisch-fröhlichen Songs wächst aber beständig. Nicht zuletzt durch die Verwendung ihrer Stücke in Werbeclips von Apple und Lacoste (13.3., 19 Uhr, E-Werk). Das Trio We have Band schlägt in die Electro-Wave-Kerbe: Der notorische New Order-Bass trifft auf melancholische Melodien. Allerdings lassen sie auch immer wieder aufhorchen, mit ungewöhnlichen Sounds oder erhebenden Breaks. Und „Shift“, der Opener ihres neuen Albums „Ternion“, ist wirklich betörend (13.3., 20 Uhr, Gebäude 9). Taraf De Haidouks ist ein vielköpfiges Balkan-Orchester, das drei Generationen vereint. Sie sind schon in Filmen aufgetreten („Latcho Drome“ von Tony Gatlif), Johnny Depp ist einer ihrer größten Fans, seit er mit ihnen für „In stürmischen Zeiten“ gemeinsam vor der Kamera stand. Der Sound der Roma-Kapelle ist nach wie vor ungeschliffen und wild (18.3., 20.30 Uhr, Stadtgarten).
Die Dänen WhoMadeWho sind inzwischen fest mit Köln verbandelt. Ihre letzte EP und auch das neue Album „Brighter“ des Electro Pop-Trios sind bei dem Kölner Technolabel Kompakt erschienen. Da ist ein Konzert in Köln natürlich Pflicht. Der kopfstimmig begleitete Techno-Pop könnte das Ganze auch zur Party ausarten lassen (21.3., 20 Uhr, Club Bahnhof Ehrenfeld). Das New Yorker Duo Princehorn Dance School übt sich in Minimalismus. Ihre Popsongs sind spartanisch und deutlich vom Post Punk beeinflusst. Namen wie Young Marble Giants oder Gang of Four fallen einem ein, dennoch klingt ihr Sound modern (27.3., 21 Uhr, Tsunami). Baba Zula aus Istanbul nennen ihre Musik „Oriental Dub“. Kinogängern könnten sie aus Fatih Akins Dokumentation „Crossing the Bridge“ bekannt sein. Ihre Verschmelzung von westlicher und orientalischer Musik fand dort auf die Leinwand, jetzt kommen sie hierzulande auf die Bühne (27.3., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Primus sind zurück! Ganz weg war das Trio um Akrobatik-Bassist Les Claypool nie. Aber nach den großen Erfolgen in den 90er Jahre war es immer wieder still um die Band mit dem humorunterfütterten, jazzigen Virtuosen-Hardcore. Jetzt sind die Soundsurrealisten wieder da (29.3., 20 Uhr, Live Music Hall).
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Noise, Rap und Migration
Zwischen Bühne und Buchdeckel – Unterhaltungsmusik 11/24
Psychedelische Universen
Mother‘s Cake im Helios 37 – Musik 10/24
Endlich Wochenende
13. Week-End Fest im Stadtgarten – Musik 10/24
Aggressive Dringlichkeit
Internationale Acts von Rock über Hip Hop bis Avantgarde – Unterhaltungsmusik 10/24
Eine Party für die Traurigen
Romie in der Maulvoll Weinbar – Musik 09/24
Heftiger Herbstauftakt
Nach Open Air wieder volles Programm in Clubs und Hallen – Unterhaltungsmusik 09/24
Kein Bock auf Sitzkonzert
Mdou Moctar im Gebäude 9 – Musik 08/24
Sommerloch? Nicht ganz ...
Volle Packung Drum‘n‘Bass, Indie, Tuareg-Blues und Black Metal – Unterhaltungsmusik 08/24
Die Ruhe im Chaos
Emma Ruth Rundle in Köln und Bochum – Musik 07/24
Vielfalt, Frieden und Respekt
3. Ausgabe von Shalom-Musik.Koeln – Musik 07/24
Fette Beats im Wohngebiet
Green Juice Festival 2024 in Bonn – Musik 07/24
Helldunkler Sommer
Fröhlich und finster lockt die Festivalzeit – Unterhaltungsmusik 07/24
Wie im Moment entstanden
Waxahatchee im Gebäude 9 – Musik 06/24
Und der Tag wird gut
Suzan Köcher‘s Suprafon beim Bonner Museumsmeilenfest – Musik 06/24
Folklore-Crossover
Wundersame Mischungen im Konzert – Unterhaltungsmusik 06/24
Sehnsucht nach Nähe
Nichtseattle im Bumann & Sohn – Musik 05/24
Gesang mit Starqualität
Aka Kelzz im Yuca auf der Kölner c/o Pop – Musik 05/24
An der Front: Sängerinnen
Post Punk neu arrangiert und interpretiert – Unterhaltungsmusik 05/24
„Der Jazz wird politischer und diverser“
Jurymitglied Sophie Emilie Beha über den Deutschen Jazzpreis 2024 – Interview 04/24
Überbordende Energie
Dead Poet Society live im Luxor – Musik 04/24
Kleinteilige Tonalität
Das Festival „Acht Brücken“ erforscht die Zwischentöne – Festival 04/24
In alter Blüte
Internationales Line-up beim Kunst!Rasen Bonn 2024 – Festival 04/24
Geschichtsträchtige Konzerte
Wandelbare Ikonen und perfekte Coverbands – Unterhaltungsmusik 04/24
Einfach mal anders
Das stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen geht eigene Wege – Festival 04/24
Von Polen bis zu den Kapverden
Over the Border-Festival in Bonn – Musik 03/24