Das Wort galt viele Jahre als angeschnarcht und igitt: Liedermacher hielt man für Klampfe spielende Möchtegern-Revolutionäre, die ihren missionarischen Auftrag bierernst nehmen und mit Verachtung auf jene herunterschauen, die ihre Botschaft nicht hören wollen. Diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen darf man das Baba-Wort nicht nur in den Mund nehmen, es schmückt sogar das 4. Liedermacher-Festival, mit dem das wohltemperierte Bonner Pantheon in Konkurrenz zur Fußball-WM in Südafrika antritt. Oder besser: zur Zufluchtsstätte für all jene wird, die lieber gute Songs als schlechte Fan-Gesänge hören. Wobei man durchaus auf das sportliche Großereignis Rücksicht genommen und den Liedermacher-Sommer über vier Wochen verteilt hat.
Einer der „alten Barden“ ist auch dabei. Allerdings keiner von den politisch Verbissenen, sondern einer, der sich noch nie um Political Correctness und andere Einschränkungen des Geistes geschert hat: Rainhard Fendrich. Der 1955 in Wien geborene Musiker, Moderator und Schauspieler bringt „Lieder zum Anfassen“ mit (am 24. und 25.6.) – da kann man sicher sein, dass diese schön böse sind, unter die Haut gehen und die Bühne mit Wiener Schmäh besprenkeln. Man summe nur „Macho Macho“ vor sich hin, und schon weiß jeder, der nach 1988 einmal auf einer Party war, wer hier seine erotisch eingefärbte Stimme erhoben hat.
Weniger bekannt, dafür voll witziger Ideen, poetischen Rundumschlägen und schwarzhumorigen Alltagsbeobachtungen ist das, was Matthias Reuter in seinen scharfsinnigen Liedern formuliert, während er sich selbst am Flügel begleitet (6.6.). Seien es Terrorgefahren im ICE, das Leben in einer Wohngemeinschaft, deren Mitglieder auf Rosamunde Pilcher stehen, oder ein Kindergeburtstag im Autokino, bei dem so ziemlich alles aus den Fugen gerät: Reuter hat genau hingeguckt – und nimmt sein Publikum mit auf eine skurrile Reise durch die von ihm entdeckte Welt.
Ein Heimspiel absolviert der Bonner „Local Hero“ Götz Widmann (30.6., Support: Rüdiger Bierhorst), der zu den Mitinitiatoren des Festivals zählt und unter dem Titel „hingabe“ gerade eine neue CD veröffentlicht hat, die er nun vorstellt. Kurz darauf, am 5. Juli, tritt Gregor Meyle auf, der 2010 auf einer „meylenweit-Tour“ ist und dabei sehr persönliche Texte verfasst, die von Stärke, Hoffnung und – natürlich – der Liebe handeln.
Ganz besonders gespannt darf man auf Dota Kehr sein (8.7.), auch bekannt als „Kleingeldprinzessin“ aus Berlin, die in ihren Songs von verstrickt-verzwickten Gefühlen singt und mit Wortwitz und Leichtigkeit Bossa Nova und Taschen-Swing-Rhythmen verquickt. Gemeinsam mit Frontmann und Bassist Heinz Ratz und seiner Gruppe Strom & Wasser mischen sie die Liedermacher-Szene auf, sorgen für die notwendige Prise Anarchie und zeigen, wie berauschend es sein kann, wenn Hand- und Mundwerk gleichermaßen beherrscht werden. Also, wer auf der Suche nach dem Guten unter der Sonne ist: Im Pantheon wird er noch vor der Sommerpause fündig. Verspricht wie immer hoch und heilig die Ihnen stets ergebene
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