Gleich an mehreren Stellen im Katalog wird betont: Die Zusammenarbeit mit C.O. Paeffgen war nicht einfach. Auch mit 80 Jahren ist der Kölner C.O. Paeffgen, den viele mit Fug und Recht zu den wichtigsten Einzelgängern der deutschen Gegenwartskunst zählen, nur zu wenigen Kompromissen bereit. Er bleibt so konsequent, wie es seine Kunst auch ist. Vielleicht ließe sich diese zwischen Konzeptkunst, Pop Art und minimalistischer Äußerung verorten, wenn der Autodidakt und studierte Jurist nicht stets betonen würde, dass jeder andere das gleiche auch machen könnte – was in der Präzision und thematischen Zuspitzung seiner Kunst ganz bestimmt nicht stimmt.
Im Arp Museum Bahnhof Rolandseck zeigt Paeffgen einen Querschnitt durch sein Schaffen. Da sind die emotionalen Chiffren, die als Piktogramme frei vor der Wand oder auf der Leinwand stehen, die Herzen und Schleifchen, die Mäuse und der Mond, bei denen zumal in der Isolierung deutlich wird, wie sehr sie uns aus tiefstem Inneren berühren. Und Paeffgen greift heraus, was uns im Alltag begegnet, sozusagen flüchtig und vorübergehend ist, vergrößert es noch auf Leinwand: die s/w-Zeitungsfotos, die schon am nächsten Tag veraltet sind. Er übermalt sie und zieht um einzelne Personen eine breite schwarze Kontur – vor allen mit diesen Umrandungen wurde Paeffgen bekannt.
Daneben stehen die Umwicklungen, für die er Dinge und Sachverhalte, die zumeist in unserer Gesellschaft überhöht, stigmatisiert oder tabuisiert sind, mit festem Draht umfängt und zum Teil zueinander in Beziehung setzt; oft handelt es sich um Nippes-Figuren aus Porzellan oder Kunststoff, die Paeffgen übrigens nach der Überschwemmung der Kölner Altstadt gefunden hat und die nun als Kitsch „gebannt“ und zugleich dem Zugriff entzogen sind. Weiterhin stammen von ihm die versetzten Stapelungen gewöhnlicher Holzkisten, die monochrom in pastellfarbenen Tönen als Reliefs an der Wand hängen und mit denen C.O. Paeffgen ebenfalls die Grenzen des guten Geschmacks herausfordert – wenn man sie nicht plötzlich als konkrete Farbkompositionen deutet. Darüber hinaus entdeckt man bei ihm plötzlich eine Nachdenklichkeit und Zartheit, die sich gerade den einfachen Dingen zuwendet und sich einen Teufel um den Kunstbetrieb schert. Dass das mit einem ziemlich guten Humor einhergeht, kann man sich denken. Also, man kann mit C.O. Paeffgen auch viel Spaß und gute Unterhaltung haben.
„C.O. Paeffgen“ | bis 1. September | Arp Museum Bahnhof Rolandseck | www.arpmuseum.org
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