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Mit einem Hauch von Arroganz: Rocket from the Tombs
Foto: Kathy Ward

Respekt im Punkschuppen

26. April 2012

Unterhaltungsmusik - 05/12

Die spannendsten Konzerte knubbeln sich in der zweiten Monatshälfte. Alleine zwei Kölner Bands nutzen die Gunst der frühen Stunde: XulZolar könnten mit ihren minimalistisch-repetitiven Popsongs eine neue lokale Hoffnung sein. Mal trägt eine Surf-Gitarre ein Stück, dann flirrt Afro-Pop durch einen Song. Dazu spielen die ebenfalls aus Köln stammenden Aspen, die laut Selbstdarstellung „Soundtracks for personal Movies“ machen (5.5., 21 Uhr, Tsunami). Aus einer anderen Stadt, aus einer anderen Zeit: RocketfromtheTombs sind Legende. Die Band aus Cleveland gab es im Jahr 1975 zwar nur ein paar Monate, und im Studio waren sie nie. Aber einerseits waren ihre Konzerte – belegt von Zeitzeugen und auf Bootlegs – von seltener zerstörerischer Energie. Andererseits waren die Protopunks die Keimzelle für die Punk Rocker Dead Boys und David Thomas' wegweisende Band Pere Ubu, die immer noch aktiv ist und deren schwergewichtiger Bandchef jetzt wieder das Zepter bei Rocket from the Tombs in die Hand genommen hat (17.5, 19 Uhr, Yard Club). Die Briten FieldMusic atmen den Sound der 60er und 70er Jahre und orientieren sich an den kunstvollen Arrangements von Beatles bis Beach Boys. Die komplexen Songstrukturen katapultieren ihren eleganten Zitatpop ins Hier und Jetzt. In ähnlichen Gewässern bewegen sich die New Yorker Milagres, die sich mit Field Music die Bühne teilen (17.5., 20 Uhr, Blue Shell).

Gorgorothkönnte man auch in der Theater-Rubrik unterbringen. Die norwegischen Black-Metaler treten auch nach ihrem schwirrenden Besetzungskarussell in voller Montur auf: Corpse Paint – also Gesichtsschminke, monströse Nagel-Armbänder, und mitunter gibt’s auch Kreuzigungsszenen. Im kleinen Underground wird Letzteres wohl ausfallen müssen. Nicht, weil der charismatische Sänger Gaahl, der sich inzwischen als schwul geoutet hat, was in Black Metal-Kreisen echt mutig ist, ausgestiegen ist, sondern aus Platzmangel. Dafür spielen dort außerdem die Amerikaner AbigailWilliams mit ihrem etwas pathetischeren Sound – exklusives NRW-Konzert (19.5., 19.30 Uhr). PerfumeGenius ist Mike Hadreas aus Seattle, und die einzige Verbindung zu Gorgoroth ist wohl die Homosexualität von Gaahl. Seine ruhigen, elegischen Songs begleitet Hadreas meist selber auf dem Klavier. Sein jüngstes Video, in dem er zusammen mit einem bekannten schwulen Pornostar auftritt, der ihn wie ein Baby hält und schminkt, hat einigen Wirbel und homophobe Reaktionen ausgelöst. Das waren keine Black Metal-Fans ... (20.5., 20 Uhr, Gebäude 9).

Headliner des diesjährigen Electronic Beats-Festivals sind das Garage Punk-Duo The Kills und die Electro-Popper Miike Snow. Daneben spielt das New Yorker Duo The Hundreds and the Hands, des Weiteren werden die Briten Citizens! und der Electro-Wave der Kanadierinnen Austra die 80er Jahre reanimieren. DJ-Warm Up kommt von den Kölnern Coma (24.5., 20 Uhr, E-Werk). Am 26.5. spielen sie beim Moers-Festival, drei Tage später ist das Trio IDon'tHearNothin'ButTheBlues in einem Hinterhof in Köln-Kalk zu sehen. Jon Irabagon, Mike Pride und Hochgeschwindigkeitsavantgardegitarrist Mick Barr (Orthelm, Ocrilim) wirbeln musikalische Moleküle durcheinander und verschmelzen Free Jazz mit Abstract Metal (29.5., 19.30 Uhr, Baustelle Kalk). Auf der Bühne ist seine Eminenz immer in feinstem Zwirn: Der 75jährige AndreWilliams hat schon in den 50er Jahren R'n'B-Singles aufgenommen, sein rauer Soul ist auch heute noch gefragt. Das liegt sicher auch an seiner Bühnenpräsenz, die auch noch im hohen Alter beeindruckend ist. Da macht sich im kleinsten Punk-Schuppen Respekt breit (27.5., 21 Uhr, Sonic Ballroom).


CHRISTIAN MEYER

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