Die vielleicht eindrucksvollste Arbeit dieser Ausstellung im Freien ist eine der stillsten: „Paradies 231“ von Karin Sander. In das gewachsene Gras hat sie ein rundes Stück Kunstrasen implantieren lassen, erkennbar am (derzeit) etwas anderen Grün. Oder ist der Kreis nicht doch nur eine Ausbesserung und gar nicht Kunst? Aber dann entdecken wir auch an anderen Stellen Grasscheiben, insgesamt siebenmal. Das entspricht der Anzahl der bisherigen temporären Ausstellungen im Skulpturenpark Köln – die aktuelle ist jetzt im Mai eröffnet worden.
„KölnSkulptur #7“ umfasst vierzehn Beiträge, die sämtlich von Frauen stammen und den festen Bestand der Stiftung Skulpturenpark für die nächsten zwei Jahre ergänzen. Schon darunter sind etliche großartige, punktgenau platzierte Kunstwerke. Das gilt für den Hubschrauber von Michael Sailstorfer auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes, der mit der orangefarbenen Stahlplastik von Mark di Suvero im Gelände korrespondiert. Geglückt ist auch das Zusammenspiel des Pavillons von Jorge Pardo, der mit transparenten Farbscheiben ein raffiniertes Farbenspiel initiiert und verblüffende Assoziationen weckt, mit der Passage aus Glas- und Spiegelscheiben von Dan Graham. Eindrucksvoll sind natürlich die monumentale Steinskulptur von Ulrich Rückriem und das Biotop, das sich auf der amorphen Oberfläche einer Betonplatte entwickelt, konzipiert von Fischli und Weiss. Dann müssen unbedingt die Rückzugsorte erwähnt werden: die „Peilanlage Forelle“ – ein vernutzter, aber begehbarer Aussichtsturm – von Manfred Pernice, das „Spartacus Catering“ mit seinen minimalistisch praktischen Sitzbänken des Wiener Künstlers Heimo Zobernig und die „Weinende Frau“ von Thomas Schütte mit ihrem elegischen Ton zwischen Legende und Kitsch.
Die Arbeit von Dirk Skreber, die sich gut zu all dem ergänzt hat, ist hingegen verschwunden. Aus dem Krater, der dafür im Park angelegt worden war, ragte eine Stange, um die sich ein Auto – demoliert, wie nach einem Unfall – wickelte. Der Krater selbst ist noch da, mitsamt dem engen Steg, der sich am Rand entlangwindet und bis zum Grund führt. Dort liegt nun einsam ein Zweig auf einem Podest wie das Relikt einer archäologischen Ausgrabung. Mit Gold überzogen und Grünspan an einer Stelle, ist der Zweig aus Bronze gegossen, also alles andere als zerbrechlich. Natürlich weist er auf die Rolle der Natur – hier im Park, aber auch überhaupt – zwischen Dauerhaftigkeit und bereits konservierter Erinnerung für unsere Zivilisation. „Birch Mask“ von 2011 stammt von der Schwedin Cecilia Edefalk. Vielleicht ist diese Arbeit etwas verständlicher, wenn man ihre Malereien von Figuren-Paaren mit zarten Gesten kennt. In ihrer Anmutung berührt sich diese Skulptur jedenfalls mit dem Brunnenrelief von Thomas Schütte.
Auch um das plastische Arrangement von Tatiana Trouvé scheint sich eine Geschichte zu ranken: Auf einer nüchternen Ebene ragen weiße Kartonflächen auf, davor befinden sich zwei Paar Schuhe, die sich einer Frau und einem Mann zuordnen lassen. Damit liegen Metaphern des Umzugs, der Trennung, überhaupt der Beziehung von Mann und Frau vor. Während die Schuhe in Bronze gegossen sind, sind die Schnürsenkel real und damit der Verrottung preisgegeben, die Menschen selbst sind schon weg, subtil schwingt das Vergehen der Zeit als Thema in diesem eingefrorenen surrealen Bild mit.
Eine ganz andere Art von Rätselhaftigkeit kennzeichnet die Arbeit der jungen Düsseldorferin Valerie Krause. Sie nutzt ein Display im Skulpturenpark, die offene Galerie des Architekten Sou Fujimoto kongenial. An einen Stab schiebt sich eine weiche Rundform in Weiß von innen in eine Fensteröffnung. Aber was ist das? Ein Kopf oder fließende Farbe? Oder doch der Sonnenuntergang? Manchmal ist im Skulpturenpark die Kunst ganz klar und doch sehr rätselhaft.
„KölnSkulptur #7“ I bis Mai 2015 I Skulpturenpark Köln I www.skulpturenparkkoeln.de
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