Die alten Herren kommen! Nach Neil Young, der im Juni im Tanzbrunnen gastierte, beehrt der 75jährige Leonard Cohen die Stadt. Mit düsteren Liebesliedern wie „Susanne“ oder „So long, Marianne“ feierte der einstige Schriftsteller Ende der 60er Jahre sein musikalisches Debüt. Der Folksänger zog sich in den 90er Jahren in ein buddhistisches Kloster zurück, inzwischen hat er sich aber wieder der profanen Welt zugewandt und zeigt sich am 1. Juli ab 20 Uhr auf der Bühne der Lanxess Arena. Deutlich jünger ist Jérôme Minière, obwohl er mit 9 Alben auch nicht viel weniger Output hat als Cohen mit seinen 11 Studioalben in knapp 40 Jahren. Minière ist im Fahrwasser des Nouvelle Chanson, den das Kölner Label Le Pop hierzulande populär gemacht hat, bekannt geworden. Seine Verbindung von Chanson und Elektronik klingt immer völlig selbstverständlich, obwohl sie so ungewöhnlich ist. Auch er ist am 1. Juli in Köln: Um 21 Uhr spielt er im Stadtgarten. Der schwere, Pathos durchtränkte Sound der Bostoner Constants wird öfter mit Isis verglichen. Der Metal-Gestus geht ihnen allerdings ab, dafür stehen die Gesangslinien und die Melodik mehr im Vordergrund. Schwere Gitarrenwände können sie in ihren langen Stücken allerdings auch hochziehen. Ob die Deckenhöhe im MTC für das Konzert am 3.7. ab 20 Uhr modifiziert wird, ist nicht bekannt. Schon seit einer halben Ewigkeit machen Lambshop ihren gediegenen Country-Folk. Die tiefe Stimme des Sängers Kurt Wagner unterstreicht den ruhigen Charakter der Musik. Am 7.7. geben sie in der atmosphärisch passenden Kulturkirche ein wahrscheinlich bestuhltes Konzert. Einlass ist um 19 Uhr. Ganz andere Schublade: Einen Tag später können sich alle, die noch nicht genug davon haben, im Luxor die ultimative Breitseite 80er-Stimmung abholen. La Roux wird dort ab 20 Uhr mit stilechtem Outfit ihren Synthiepop vorstellen.
Schneller Kreischcore mit Orgel und Theremin? An Albatros aus Pennsylvania haben für solchen Irrsinn einiges übrig. Alle Bandmitglieder sind mit ADS-Syndrom ausgestattet und frönen zugleich einer sehr eigenen Vorstellung von Psychedelik. Den Wirbelsturm am 20. Juni ab 21 Uhr auf der kleinen Bühne des Tsunami sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Dringend empfohlen! Im Gebäude 9 gastiert am 23.7. um 21 Uhr das Hardcore-Urgestein NoMeansNo. Das Trio um die Brüder Wright ist bekannt für seine von Funk und Jazz beeinflussten Songs mit vielen Breaks und Tempowechseln. Ihre kreative Hochzeit war sicherlich Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre. Sie können es aber immer noch, wie ihr aktuelles Album „All Roads lead to Ausfahrt“ beweist.
Lieber spät als nie: Am 26. Juli findet endlich in der Live Music Hall der Nachholtermin des im November letzten Jahres ausgefallenen Konzerts von TV on the Radio statt. Damals schrieben wir, und daran hat sich nichts geändert: „Das Quartett aus New York bringt Musikkritiker schon seit einigen Jahren mit seinem Stilgemisch aus poppigen Melodien mit Glam-Potential und Elektro- und Rock- … ehm … Dingens … eben: in Verlegenheit“. Und am 30.7. spielt noch eine New Yorkerin in der Live Music Hall: Die Attitüde von Santigold wirkt ähnlich wie die von M.I.A. Tatsächlich kann man sie musikalisch nur vage vergleichen, denn Santigolds Crossover von Hip Hop und Reggae ist poppiger als das der Kollegin. Partystimmung gibt’s aber auch bei ihr.
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