Raus aus dem Kino, rein in die Welt: Die gelungene Mockumentary „Fraktus“ war auf der Leinwand ein mäßiger Erfolg, doch der Irrsinn drang mit Konzerten gleichzeitig in die Realwelt. Nun gibt es sie also wirklich – die 80er-Legende Fraktus. Nach ein paar kleineren, sofort ausverkauften Clubshows geht’s jetzt auf die großen Bühnen. Und der ganze Saal mockt mit (3.2., 20 Uhr, Live Music Hall). Noch mal Musik und Humor: Helge Schneiders Karnevalsshow hat schon eine lange Tradition in der Kölner Philharmonie. Wer mal vor dem kölschen Treiben auf den Straßen und in den Kneipen fliehen will, kann hier erleben, was ein Ruhrgebiets-Mülheimer an Humor zu bieten hat – und nicht zuletzt an Musik. Vor einigen Jahren erkletterte er bei diesem Anlass die große Orgel, und siehe da – auch die beherrschte der Multiinstrumentalist überraschend souverän (8./9./10.2., 20 Uhr, Philharmonie). Nach den diversen Seitenprojekten haben die Postpunk-infizierten Bloc Party im Sommer ihr viertes Album „Four“ veröffentlicht, das wieder rocklastiger klingt. Jetzt folgt die Tour der Briten um Sänger Kele (18.2., 20 Uhr, E-Werk).
Thomas Jefferson Cowgill alias King Dude nimmt das mit dem Gothic Country recht ernst. Mit seiner Band Book of Black Earth macht er Black Metal, als King Dude düstersten Countryfolk zwischen Cash, Cohen und irgendwie auch Current 93 und Co. Das jüngste Album heißt „Burning Daylight“ – keine Fragen offen (21.2., 20 Uhr, King Georg). Tamikrest machen, ähnlich wie ihre berühmteren Kollegen Tinariwen, afrikanischen Wüstenblues. Die Musiker beider Bands sind Tuareg und stammen aus dem Norden Malis, der sich zurzeit wieder im Bürgerkrieg befindet. Sie spielen in klassischer Rockbesetzung, Melodie, Rhythmus und Gesang sind aber eindeutig von der Musik Malis gekennzeichnet (21.2., 21 Uhr, Club Bahnhof Ehrenfeld). Il Sogno del Marinaio ist das neue Trio von Mike Watt. Watt war Mitglied von Minutemen und fIREHOSE und hat in etlichen Bands am Bass ausgeholfen, darunter The Stooges, Nirvana, J Mascis etc. Zusammen mitStefano Pilia und Andrea Belfi macht er verschachtelten Rock, der nie zu verkopft klingt – Kunststück (22.2., 20 Uhr, King Georg).
Die Villagers waren zunächst ein Soloprojekt von Conor O’Brien. Für das neue Album „Awayland“ ist daraus eine richtige Band geworden, der Sound entsprechend satter. Was bleibt, ist der melancholische Grundton der kunstvoll arrangierten Popsongs (23.2., 19 Uhr, Gebäude 9). Das schwedische Duo Friska Viljor macht uplifting Fröhlich-Folk. Wenn’s ganz arg wird, hört man Pogues, Madness oder gar Radiohits raus, deren Namen einem nicht bekannt sind. Manchmal sind sie auch etwas sensibler, so wie bei ihrem älteren Stück „Arpeggio“. Live sind sie sicher eine Bank (24.2., 20 Uhr Bürgerhaus Stollwerck). Sea & Air sind Daniel Benjamin und seine Frau Eleni Zafiriadou. Der Mann mit dem Zwirbelbart spielt gleichzeitig Gitarre und Schlagzeug und singt dazu – gerne mit Kopfstimme. Sie spielt Klavier. Zusammen machen sie schmissige Popsongs, und sie haben sogar schon im Vorprogramm von Whitney Houston gespielt – warum auch immer. Nicht abschrecken lassen (26.2., 21 Uhr, Studio 672). Gerade ist er in der Doku „Blank City“ zu sehen: James Chance alias James White hatte Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre eine wilde und auch ungesunde Zeit. Sein großartiger, vom Free Jazz geprägter No Wave-Jazzfunk zerrte entsprechend an den Nerven. Seine Backing Band nennt sich nun Les Contortions und ist mit Adele Bertei wieder komplett (28.2., 21 Uhr, Gebäude 9).
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