Sibylle Berg fragt sich in ihrem neuen Roman „Der Tag als meine Frau einen Mann fand“, was wichtiger ist im Leben: Sex oder Liebe? Die Lesung wird von der Düsseldorf-Berliner Band Kreidler musikalisch begleitet, und außerdem ist noch Christian Ulmen mit dabei. Zumindest bei den meisten Terminen ihrer Tour. In Köln hingegen ist stattdessen Jan Böhmermann angekündigt. Heißt das nun, die beiden sind austauschbar? Frau Berg macht es anscheinend wie ihre weibliche Romanfigur und tauscht bei Bedarf die Männer einfach aus (2.3., 20 Uhr, Gloria). Back to the Roots – das gilt seit einigen Jahren wieder vermehrt in der Musikszene. Sowohl im Folk als auch im Rock ’n’ Roll funktionieren die Rückgriffe beim Publikum. Vor allem, wenn Nostalgie großgeschrieben wird wie bei Kitty, Daisy & Lewis. Die drei Geschwister, deren Mutter Ingrid Weiss in den frühen 80er Jahren Schlagzeugerin der New-Wave-Band The Raincoats war, haben sich auf den Rhythm’n’ Blues und Rock ’n’ Roll der 40er und 50er Jahre spezialisiert und spielen ihre Eigenkompositionen entsprechend rau ein (12.3., 20 Uhr, E-Werk).
Das Kölner Label Ki Records hält sich mit der Feier des eigenen Tuns eher zurück. Stattdessen gibt es seit Jahren eine inzwischen stattliche Zahl an Releases mit kontemplativer Club- und experimenteller Popmusik. Doch dieser Abend ändert das: Live-Sets gibt es von den Ki-Künstlern Christian Löffler und Sean Piñeiro, DJ-Sets kommen von den Lokalmatadoren Mitch und Marius Sahdeeq. Zuvor präsentiert der Hamburger Fotograf Matthias Heiderich, verantwortlich für einige Ki-Cover, seine Ausstellung „Spectrum Berlin“ mit Fotografien aus seinem neuen Buch (13.3., 23 Uhr, K5 / Fotoausstellung ab 20 Uhr). James Chance ist eine Legende des No Wave, jener Junkie-Version der New Wave, die Ende der 70er Jahre um Bands wie Teenage Jesus, Mars, DNA oder eben James Chance entstanden ist. Chance, der sich zwischenzeitlich auch James White nannte, nahm insofern eine Sonderstellung ein, als er anstelle der fiesen, verstimmten Gitarren sein Saxophon malträtierte. Gemeinsam mit den Contortions macht er das immer noch, und obwohl inzwischen wahrscheinlich längst clean, klingt die Musik immer noch wie ein hypernervöser Cold Turkey (15.3., 20.30 Uhr, King Georg).
Evan Dando, der Frontmann der Lemonheads, ist seit dem vorläufigen Ende der Band im Jahr 1996 solo aktiv. Seit 2006 gibt es die Lemondheads wieder, aber schon Mitte der 90er Jahre waren sie eher Dandos Soloprojekt mit wechselnden Musikern denn eine charakteristische Band. Darum ist der einzige Unterschied zwischen einem Lemonheads-Konzert und einem Evan Dando Konzert wohl, dass er bei letzterem alleine anreist. Nun, im Sound macht das auf jeden Fall einen Unterschied (18.3., 21 Uhr, Blue Shell). Die kleine belgische New-Wave-Szene wurde ganz entscheidend von einem Mann geprägt: Marc Hollander. Unter dem Namen Aksak Maboul versammelte er Musiker um sich herum, um den Übergang vom Art Rock zur experimentellen New Wave zu vollziehen. Mit The Honeymoon Killers spielte er ein punkiges Pop-Album ein und gründete schließlich das für New Wave ebenso wie für Weltmusik wegweisende Label Crammed Disc, machte selber aber keine Musik mehr. Gerade wurde mit „Ex Futur“ über 30 Jahre nach seiner Entstehung das dritte Aksak Maboul-Album veröffentlicht, auf dem die Honeymoon Killers-Sängerin Véronique Vincent zu hören ist. Hollander und Vincent touren nun erstmals mit Band und den neuen alten Stücken (20.3., 22 Uhr, Stadtgarten).
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