Etwas schüchtern sitzt Maggie Rogers da, ihr Blick wandert immer wieder zu ihrer Linken. Da sitzt Pharrell Williams und wippt im Takt zur Musik der US-amerikanischen Singer-Songwriterin. Roger ist zu diesem Zeitpunkt noch Studentin an der New York University, Pharrell Williams gibt als Gastdozent in Musikproduktion den Studierenden Tipps zu ihren Liedern. Rogers Song heißt „Alaska“, eine Mischung aus Folk-Strophen und elektronischen Beats. Williams ist sprachlos. „Gar keine Anmerkungen“ habe er zu ihrem noch nicht fertigen Lied – das Video von seiner Reaktion wird daraufhin im Netz millionenfach geklickt.
Rogers Debütalbum „Heard It In A Past Life“ folgte dem Klang ihres viralen Hits „Alaska“, mischte ihre kraftvolle Stimme und erzählerischen Strophen mit groovigem Elektro. Dazu viele kleine Sounds, die sie teils selbst beim Wandern aufnahm. Mit ihrem Debüt wird Rogers als beste Künstlerin für einen Grammy nominiert. Dabei handeln die Lieder auch davon, wie sie mit ihrem schnellen Aufstieg zu kämpfen hat: „Tried to slow it all down / crying in the bathroom, had to figure it out / with everyone around me saying, you must be so happy now“ (übersetzt: „Ich versuchte, das alles zu verlangsamen / Weinend im Badezimmer, ich musste eine Lösung finden / Während Alle um mich herum sagten, ich müsse jetzt so glücklich sein“).
Rogers macht Pause, zieht zurück zu den Eltern. Die frühere Banjo-Spielerin wuchs im ländlichen Maryland auf. Als sie mit dem Studium begann, wollte sie noch Folkmusik machen. Rogers ist Synästhetikerin – und hat damit eine besondere Form der Sinneswahrnehmung, die Töne auch als Farben erfahrbar macht.
Dann geht die heute 28-jährige nach Harvard, um Ethik zu studieren. 2022 erschien ihr zweites Album, das den gleichen Titel wie ihre Abschlussarbeit trägt – „Surrender“. Darin hat sie sich neu gefunden, besticht durch Gesang und Songs, die kraftvoller, rockiger und energischer sind als die es des Vorgänger-Albums.
Gerade Lieder wie „Shatter“, „That‘s Where I Am“ oder „Want Want“ sind rockig geraten – wenn dem ersten Album manchmal eines fehlte, dann die letzte Durchschlagskraft. Genauso hört sich „Surrender“ an – nach einem Album, das Alles herauslässt: „I see horses running wild, I wish / I could be like that for just a minute“ („Ich sehe wild rennende Pferde, ich wünschte / Ich könnte nur für eine Minute so sein“).
Maggie Rogers | Di 13.6. 20 Uhr | Live Music Hall | www.livemusichall.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Naseweißer Rap aus Wolke Drüben
Yung Hurn in der Live Music Hall – Konzert 11/18
Langlebig oder wiederbelebt
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann touren sie auch heute noch – Unterhaltungsmusik 06/18
Es gibt noch Restkarten
Der Konzertboom nimmt kein Ende – Unterhaltungsmusik 12/17
Befreiung durch Verwandlung
Laura Totenhagen im Stadtgarten – Musik 11/24
Zurück zur Straßenmusik
Dan & Dota in der Kantine – Musik 11/24
Noise, Rap und Migration
Zwischen Bühne und Buchdeckel – Unterhaltungsmusik 11/24
Endlich Wochenende
13. Week-End Fest im Stadtgarten – Musik 10/24
Psychedelische Universen
Mother‘s Cake im Helios 37 – Musik 10/24
Aggressive Dringlichkeit
Internationale Acts von Rock über Hip Hop bis Avantgarde – Unterhaltungsmusik 10/24
Eine Party für die Traurigen
Romie in der Maulvoll Weinbar – Musik 09/24
Heftiger Herbstauftakt
Nach Open Air wieder volles Programm in Clubs und Hallen – Unterhaltungsmusik 09/24
Kein Bock auf Sitzkonzert
Mdou Moctar im Gebäude 9 – Musik 08/24
Sommerloch? Nicht ganz ...
Volle Packung Drum‘n‘Bass, Indie, Tuareg-Blues und Black Metal – Unterhaltungsmusik 08/24
Fette Beats im Wohngebiet
Green Juice Festival 2024 in Bonn – Musik 07/24
Vielfalt, Frieden und Respekt
3. Ausgabe von Shalom-Musik.Koeln – Musik 07/24
Die Ruhe im Chaos
Emma Ruth Rundle in Köln und Bochum – Musik 07/24
Helldunkler Sommer
Fröhlich und finster lockt die Festivalzeit – Unterhaltungsmusik 07/24
Und der Tag wird gut
Suzan Köcher‘s Suprafon beim Bonner Museumsmeilenfest – Musik 06/24
Wie im Moment entstanden
Waxahatchee im Gebäude 9 – Musik 06/24
Folklore-Crossover
Wundersame Mischungen im Konzert – Unterhaltungsmusik 06/24
Sehnsucht nach Nähe
Nichtseattle im Bumann & Sohn – Musik 05/24
Gesang mit Starqualität
Aka Kelzz im Yuca auf der Kölner c/o Pop – Musik 05/24
An der Front: Sängerinnen
Post Punk neu arrangiert und interpretiert – Unterhaltungsmusik 05/24
„Der Jazz wird politischer und diverser“
Jurymitglied Sophie Emilie Beha über den Deutschen Jazzpreis 2024 – Interview 04/24
Überbordende Energie
Dead Poet Society live im Luxor – Musik 04/24