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Loyle Carner
Foto: Sirus Gahan

Schluss mit Mr. Nice

19. Januar 2023

Loyle Carner im Carlswerk Victoria – Musik 01/23

Mr. Nice der Rap-Szene. So wird der Londoner MC Loyle Carner – bürgerlich Benjamin Coyle-Larner – auch genannt. Letztes Jahr erschien sein drittes Album „hugo“, mit dem er nun auf Tour ist. Und zeigt, dass er auch anders kann. Im Song „Hate“ rappt der 28-jährige: „They said it was all that you could be if you were black / Playing ball or maybe rap, and they would say it like a fact” (übersetzt: „Sie sagten, es sei alles, was man als Schwarzer Mann machen könne / Ball spielen oder rappen, und sie sagten es, als sei es ein Fakt“).

Während seine zwei Vorgänger, das für den Mercury-Preis und zwei Brit Awards nominierte „Yesterday’s Gone“ und „Not Waving, But Drowning“ – inspiriert von einem Gedicht der Schriftstellerin Stevie Smith – bei Fans und Kritikern vor allem durch die ruhige und klare Art des Vortrags bestachen, wird es auf „hugo“ zum Teil schneller und wütender.

Musik als Beichtstuhl

Als Konfession wird seine Art des Raps oft beschrieben. Etwas, das er seiner Jugend und der Erziehung seiner Mutter und Großmutter verdanke, wie er im Interview mit dem britischen Guardian verriet. Offen spricht Loyle Carner in seinen Songs darüber, dass sein Vater die Familie verlassen hat, dass sein Stiefvater mit 40 Jahren starb, dass er an einer Aufmerksamkeitsstörung leidet. Seine Lieder reichert er immer wieder mit jazzigen Sounds und Gospel-Elementen an, beispielsweise in „Nobody Knows (Ladas Road)“, weswegen seine Musik auch als Alternativer oder Jazz-Rap eingeordnet wird.

Nicht weiß genug, nicht schwarz genug

Deutlicher als zuvor ringt der Brite mit seiner „mixed-race“-Identität. „I told the black man he didn’t understand / I reached the white man, he wouldn’t take my hand” („Ich sagte dem Schwarzen Mann, er würde es nicht verstehen / Ich erreichte den Weißen Mann, er wollte meine Hand nicht nehmen“). Carner singt über (fehlende) Zugehörigkeit, über das Gefühl, zwischen zwei Welten zu sein. „I’m asking, who am I?“ („Ich frage, wer bin ich?“).

Auf seinem zweiten Album beginnt Carner mit einem Brief an seine Mutter und endet mit ihrer Antwort untermalt mit minimalistischer Piano-Begleitung. In „HGU“, dem letzten Titel der Platte, vergibt Carner seinem Vater und sucht nach erneuter Verbindung. So endet auch „hugo“ letztendlich mit einem Ankommen: „Finally found my feet“ („Endlich meinen Stand gefunden“).

Loyle Carner | Di 24.1. 20 Uhr | Carlswerk Victoria | carlswerk-victoria.de

Leo Thomann

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