Nach Bonn und Frankfurt am Main nun auch Köln. Der erste Bücherschrank steht in der Goltsteinstraße, der zweite wurde im Rheinauhafen errichtet, und es sollen noch 22 andere über das gesamte Stadtgebiet verteilt folgen. Die Idee ist nicht neu, Behältnisse für Bücher werden errichtet, in die Menschen ihre Bücher hineingeben und Bücher mitnehmen können.
„Bücher wird es immer geben, schon alleine ihre Sinnlichkeit, man will doch etwas so Schönes anfassen. Das kann mir die Elektronik nie ersetzen“. Wie oft man diesen Satz doch hört, und wie überzeugt die Menschen von der Zukunft des Buches als Gegenstand sind...
Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr präsentiert trailer auch in diesem Jahr wieder die Kleinkunst- Bühne auf der Viktoriastraße – und zwar unter dem Namen „trailer-Wortschatzbühne“. An der programmatischen Zuständigkeit hat sich dabei nichts geändert: Nach dem Motto „never change a winning team“ zeichnet wieder das AKAFÖ-Kulturbüro boskop für den Großteil der Auftritte verantwortlich, Peter Lihs von pro-motion hingegen organisiert in altbewährter Form die beiden Börsen „Soundcheck“ (für CDs und Schallplatten) und „Wortschatz“ (für gedruckte Medien).
Eine Epoche umspannt in Köln elf Jahre. Das ist genau die Zeit, die Thomas Böhm dazu verwendete, um dem Literaturhaus ein markantes Profil zu verleihen. Nicht selten kamen Autoren mit neugieriger Vorfreude an den Rhein, weil sie gehört hatten...
Nach sechs langen Jahren gibt es endlich ein neues Album der Reihe „Die geheimnisvollen Städte“ von François Schuiten und Benoît Peeters. „Die Sandkorntheorie“ erzählt im üblichen, am Steampunk angelehnten Stil mit faszinierenden Architekturfantasien von seltsamen Steinen, die in einem Apartment auftauchen, und Sandfontänen, die aus einem weiteren strömen. Am Ende lässt die stimmungsvolle Geschichte eine Lesart zu, die einen vagen Kommentar zum Verhältnis von westlicher Welt und Islam abgibt (Schreiber & Leser).
Ein in die Jahre gekommener Buchhändler aus Hannover, der sich dem Reitsport verschrieben hat, unterhält gemeinsam mit seiner Frau ein Pferd, das auf einem Hof vor der Stadt versorgt wird. Ihnen fällt ein Mädchen auf, das die Pferde hingebungsvoll striegelt und pflegt.
Von wegen Kinderbücher sind ein Segen. Das Osterfest nähert sich mit Sieben- Meilen-Stiefeln. Mir hingegen graust es jetzt schon wieder vor den faulen Eiern, die auf derlei Familienfeiern den Besitzer wechseln und fortan nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern das Leben zur Hölle machen. Mit Schaudern fällt mir zum Beispiel jene Geschichte vom kleinen Bären ein, die meiner Tochter zum dritten Geburtstag endlich die Furcht vor der Dunkelheit lehrte und seither, Nacht für Nacht, das Stromkonto belastet. Mal ganz davon abgesehen, dass in Anbetracht des hausbackenen Sprachschatzes selbst ein Testosteron geschwängertes Spatzenhirn beim Vorlesen Trübsal geblasen hätte. Leider können Kinderbücher aber auch aus genau den entgegengesetzten Gründen ins Leere führen: „Die Kleine Sensenfrau“ (°Luftschaft, 32s, € 18,50) ist solch ein traurig-schönes Beispiel.
Gott hat in Comics Hochkonjunktur. Meist – klar – als Witzfigur: Fils „Didi & Stulle“, Ralf Königs „Prototyp“ und „Archetyp“, Robert Crumbs „Genesis“ und jetzt „Faust – Der Tragödie erster Teil“ von Flix. In der Geschichte, die zuerst in der FAZ erschien, wettet der Teufel mit Gott, dass er den Berliner Taugenichts Heinrich Faust auf seine Seite zieht – man kennt die Story. Flix versetzt Goethes Thema fröhlich-dreist in die Gegenwart und kann dem einiges an Humor abgewinnen. Der Band ist hübsch im klassischen Reclam- Design gestaltet (Carlsen). Hier kommt er nur im Titel vor: „Ein Vertrag mit Gott“ markiert so etwas wie den Beginn des modernen Comics. Natürlich gab es in den 60er und 70er Jahren den Comix-Underground für Erwachsene, aber erst mit Will Eisners Werk von 1978 erhielten Comicgeschichten eine der Komplexität des Romans entsprechende Form, die Eisner sogleich Graphic Novel taufte. Ein Ausdruck, der erst 30 Jahre später seinen Siegeszug antreten sollte und sich nun auch langsam hierzulande durchgesetzt hat. Der schicke Sammelband von Carlsen vereint Eisners titelgebende Mietshausgeschichten, „A live force“ von 1983 und „Dropsie Avenue“ von 1995. Mit zwei weiteren Bänden soll die Eisner-Bibliothek bei Carlsen komplettiert werden. Um im Bild zu bleiben: Das ist unbestreitbar die Bibel der Comic-Connaisseure.
Der Aschermittwoch ist ein bescheidenes Datum. Und damit ist nicht der politische gemeint. Nubbel und Hoppeditz brannten bereits gestern für unsere irdischen und ihre nicht ganz so irdischen Verfehlungen. Längst ist zumindest die närrische Fraktion wieder damit beschäftigt, das eigene System zu reseten. In vierzig Tagen, pünktlich zu Ostern, sollte es auf Anfang stehen. Bis dahin heißt es fasten und sich, wenn schon nicht das eigene, so doch zumindest das weltliche Elend zu Gemüte führen.
Brian Fies hat in „Mutter hat Krebs“ autobiografische Erlebnisse verarbeitet. Mit seiner neuen Graphic Novel „Und wir träumten von der Zukunft“ scheint er zunächst auch Autobiografisches zu erzählen – diesmal vom Vater: 1939 gehen Vater und Sohn gemeinsam auf die Weltausstellung und sind fortan gebannt vom technischen Fortschritt. In den 40er bis 60er Jahren schwelgen sie in Zukunftsutopien, denen die Gesellschaft mit der Mondlandung rasch näher kommt. Doch dann gehen die Interessen langsam auseinander: Der Sohn findet in Angesicht von Kaltem Krieg und anderen Problemen die technische Entwicklung zunehmend problematisch, während der Vater weiter naiv staunt.
Geteilte Sorgen
„Lupo, was bedrückt dich?“ von Catherine Rayner – Vorlesung 08/25
Erste Male zwischen den Welten
„Amphibium“ von Tyler Wetherall – Literatur 08/25
Augen auf Entdeckungsreise
„Jetzt geht’s los!“ von Philip Waechter – Vorlesung 08/25
Düster und sinnlich
„Das hier ist nicht Miami“ von Fernanda Melchor – Textwelten 08/25
Eine wahre Fluchtgeschichte
„Wie ein Foto unser Leben rettete“ von Maya C. Klinger & Isabel Kreitz – Vorlesung 07/25
Die Kraft der Erinnerung
„Das Geschenk des Elefanten“ von Tanja Wenz – Vorlesung 07/25
Alternative Realität in Tokyo
„Tokyo Sympathy Tower“ von Rie Qudan – Literatur 07/25
Zart und kraftvoll zugleich
„Perlen“ von Siân Hughes – Textwelten 07/25
Flucht ins Metaverse
„Glühfarbe“ von Thea Mantwill – Literatur 06/25
Ein Hund als Erzähler
„Zorro – Anas allerbester Freund“ von Els Pelgrom und Sanne te Loo – Vorlesung 06/25
Im Reich der unsichtbaren Freunde
„Solche Freunde“ von Dieter Böge – Vorlesung 06/25
Bis zur Neige
„Der Durst“ von Thomas Dahl – Literatur 06/25
Ein Leben, das um Bücher kreist
„Roberto und Ich“ von Anna Katharina Fröhlich – Textwelten 06/25
Die Spielarten der Lüge
„Die ganze Wahrheit über das Lügen“ von Johannes Vogt & Felicitas Horstschäfer – Vorlesung 05/25
Im Fleischwolf des Kapitalismus
„Tiny House“ von Mario Wurmitzer – Literatur 05/25
Starkregen im Dorf der Tiere
„Der Tag, an dem der Sturm alles wegfegte“ von Sophie Moronval – Vorlesung 05/25
Ein Meister des Taktgefühls
Martin Mosebachs Roman „Die Richtige“ – Textwelten 05/25
Unglückliche Ehen
„Coast Road“ von Alan Murrin – Literatur 04/25
Die Kunst der zärtlichen Geste
„Edith“ von Catharina Valckx – Vorlesung 04/25
Über Weltschmerz sprechen
„Alles, was wir tragen können“ von Helen Docherty – Vorlesung 04/25
Erinnerungskultur
Gegen Vergessen und für Empathie – ComicKultur 04/25
Ein wunderbarer Sound
Natalia Ginzburgs Roman „Alle unsere Gestern“ – Textwelten 04/25
Verlustschmerz verstehen
„Als der Wald erwachte“ von Emma Karinsdotter und Martin Widmark – Vorlesung 03/25
„Schon immer für alle offen“
Marie Foulis von der Schreibwerkstatt Köln über den Umzug der Lesereihe Mit anderen Worten – Interview 03/25
Cool – cooler – Aal
„Egal, sagt Aal“ von Julia Regett – Vorlesung 03/25