Viel zu lachen gab es offenbar nicht bei dem Symposium in Leicester, wo sich kürzlich an der De Montfort University Fachleute, Wissenschaftler, Praktiker, Lehrer und Agenten getroffen haben, um herauszubekommen, wie man die segensreiche Wirkung von Comedy auf das allgemeine Wohlbefinden dauerhaft etablieren könne. Nicht nur in Leicester, sondern überall dort, wo es um ein entspanntes Miteinander geht. Schon erstaunlich, wie intensiv die Wissenschaft in letzter Zeit die Ursachen für Fröhlichkeit unter die Lupe nimmt. Hat man im Februar laut Ergebnis einer Umfrage unter Spaßmachern festgestellt, dass diese signifikant häufiger als Schauspieler oder Wirtschaftsprüfer einen an der Waffel haben, so nimmt man sich in England ihrer sozialen Funktionen an und überlegt, wie man nicht nur mit Humor bei Erwachsenen für Stressabbau sorgt, sondern wie dies bereits in der Schule gelehrt werden kann.
Rob Gee, einer der Redner des Symposiums, meinte, die besten Improvisations-Künstler seien Neunjährige: Sie wären schon ein kleines bisschen abgeklärt, hätten aber noch keine Angst, nicht cool genug rüber zukommen wie Jugendliche. Sie seien kreativ, unerschrocken und schlau. Jungs in dem Alter sind bekanntlich nicht sonderlich am Lesen und Schreiben interessiert. Aber wenn sie ihre vielen guten Ideen in Sketches unterbringen dürften, hätten sie nicht die geringsten Probleme damit. Außerdem bekäme ihr Selbstwertgefühl auf diese Weise einen enormen Schub. Na denn, liebe Lehrer, worauf wartet Ihr noch?
Wie man Texte schreibt, „spielt, liest und singt“ weiß Moritz Netenjakob seit ungefähr 20 Jahren. Der mit der wunderbaren Schauspielerin, Regisseurin, Kabarettistin und Dramaturgin Hülya Doğan-Netenjakob verheiratete Bestsellerautor („Macho Man“, „Der Boss“) ist nicht nur einer der besten Sketche-Schreiber der Republik, er ist auch ein begnadeter Parodist. Und er kann aus dem Nähkästchen erzählen: Erfahrungen mit prominenten Nasen hat er jedenfalls genug gesammelt, um daraus einen Abend zu machen, bei dem das Lachen seine ureigenste Funktion erfüllt: Man verliert die Kontrolle über sich, beugt der Arteriosklerose vor und wird selber kreativ. Also runter vom Fahrrad-Hometrainer und ab in die Comedia, wo Netenjakob am 11.4. den Kreislauf auf Vordermann bringt.
Dass uns Barbara Kuster als zukünftige Bundespräsidentin mit ihrem neuen Programm in Sachen Hirnspagat zu Höchstleistungen animiert, gehört ebenfalls in die Rubrik Fit in der Birne. Im Senftöpfchen Theater zeigt die aus Potsdam kommende Allround-Kabarettistin am 25.4., was es bedeutet, wenn „Die Eiserne Lady“ an der Spitze des Staates steht. Sie flirtet mit dem herbeigeströmten Volk, zieht einen großen Bogen von ihrer zukünftigen Mission bis hin zur Jubelhymne, in die alle einstimmen können. Sie demonstriert, in welcher Haltung man Paraden abnimmt und rote Teppiche beschreitet, hat sich von ihrer fleißigen Assistentin Shiva („mein ganzes Glück“) zeigen lassen, wie man perfekt die Hüften schwingt, rockt einen Wutbürger-Song („Die Gartenzwerge tragen jetzt Kalaschnikow“), tritt als Fleisch gewordener Feuerlöscher in Aktion und legt mit einer kleinen weißen Feder in der Hand einen saukomischen Ausdruckstanz vor.
Mit einem Anti-Stress-Faktor lockt dagegen Markus Barth (nein, er ist nicht mit ihm verwandt): „Mitte 30 und noch nicht mal auferstanden“ heißt sein Programm, mit dem er am 30.4. im Theater 509 im Bürgerhaus Stollwerck das Publikum aufmischt. „In meinem Alter war Jesus schon auferstanden. Ich bin noch nicht mal tot. Da läuft doch was schief!“ meint der in Bamberg geborene und inzwischen seit 15 Jahren in Köln lebende Kabarettist, der auf der Freiburger Kulturbörse 2014 wie jeck abgeräumt hat. Mit Grund: Der Mann ist gut, schwul und hat was zu sagen. Was will man mehr? Meint jedenfalls die Ihnen stets ergebene
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